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Weser-Kurier: In seiner Ausgabe vom 5. Februar 2009 kommentiert der "Weser-Kurier" (Bremen) den Umgang des Papstes mit dem Holocaust-Leugner Richard Williamson:

Geschrieben am 04-02-2009

Bremen (ots) - Wenig glaubwürdig
von Joerg Helge Wagner
Und er bewegt sich doch - zumindest ein winziges Stück: Gestern ließ
Papst Benedikt XVI. offiziell mitteilen, dass ein Holocaust-Leugner
in der katholischen Kirche nicht (wieder) als Bischof eingesetzt
werden könne. Für diese Selbstverständlichkeit haben sich die
höchsten Würdenträger des Vatikan nun über eine Woche lang die Köpfe
zerbrochen. Kein Wort aber davon, dass man den rechtsradikalen
"Pius-Bruder" Richard Williamson wegen erwiesener Unbelehrbarkeit
auch erneut exkommunizieren könnte. In der zweiten Reihe bietet
Mutter Kirche also auch stark gebräunten Geistern gnädig Platz.
Nein, Richard Williamson ist kein "komischer Heiliger", über dessen
Gerede der Papst als lässliche Sünde hinwegsehen könnte. Als
knallharter Dogmatiker ist er fest davon überzeugt, dass seine
Minimalisierung des Massenmordes an den Juden weder strafwürdig noch
unmoralisch sei. Gottlob hält zumindest die große Mehrheit der
deutschen Bischöfe solch einen Mann für untragbar.
Nun ist Williamson ja nicht ohne Grund einst exkommuniziert worden -
und so jemand soll vor seiner Wiederaufnahme nicht unter schärfster
Beobachtung des Vatikan gestanden haben? Das fatale Interview, dessen
Inhalt Tage vor der Papst-Entscheidung schon im "Spiegel" nachzulesen
war, kannte im Rom keiner? Schon gar nicht der oberste Hirte, der als
Kardinal Ratzinger jahrelang der Glaubenskongregation vorgestanden
hatte? Und am Ende war alles nur das böse Komplott eines schwedischen
Senders, der die katholische Kirche in ihren Grundfesten erschüttern
wollte? Es bedarf schon überirdischer Glaubensstärke, um das zu
schlucken.
Es spricht für die katholische Kirche - insbesondere in Deutschland -
dass sie hier ganz offen an der Unfehlbarkeit ihres Oberhauptes
zweifelt. Es ist ja auch zu offensichtlich, dass der Papst für die
Aussöhnung mit einer radikalen Splittergruppe in den eigenen Reihen
etwas viel wichtigeres riskiert, ja beinahe geopfert hat: die
Aussöhnung mit dem Judentum. Als "Sohn des deutschen Volkes" habe er
nach Auschwitz kommen müssen, hat Benedikt XVI. am 28. Mai 2006 an
diesem grauenvollen Ort gesagt - und danach um die Gnade der
Versöhnung gebeten. Seine Glaubwürdigkeit muss er jetzt mit einer
klaren, vielleicht einsamen Entscheidung retten. Dafür ist er der
Papst.

Originaltext: Weser-Kurier
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30479
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30479.rss2

Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@btag.info


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