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Westdeutsche Zeitung: Finanzkrise = Von Christoph Lumme

Geschrieben am 17-10-2008

Düsseldorf (ots) - Unserer Befindlichkeit hängt ein mieser Ruf an.
Die deutsche Seele sei kleinkrämerisch, ängstlich und argwöhnisch.
Vor allem wir selbst sind es, die uns dafür verachten.
Aber auch die Tiefenpsychologen der Finanzwelt wissen um diesen
Selbstzweifel und bohrten in den vergangenen Jahren immer wieder in
der Wunde, um das verzagte Volk auf Zockerkurs zu bringen. Die
Deutschen gingen lieber in den Konsumstreik und legten ihre
Habseligkeiten aufs jämmerliche Sparbuch, argumentierten sie, statt
Kredite aufzunehmen und das Geld für hohe Renditen arbeiten zu
lassen.
Schließlich seien die Deutschen selbst Schuld daran, dass der
Aufschwung nicht bei ihnen ankomme, man möge sich bitteschön ein
Beispiel nehmen: 56 Milliarden Euro mehr an jährlicher Rendite
könnten die Bundesbürger erwirtschaften, wenn sie so viel in
Wertpapiere investierten wie die cleveren US-Bürger, rechnete der
Bundesverband Investment und Asset im Sommer 2007 vor - zum Zeitpunkt
also, als die ersten Vorbeben der Krise schon die Banken
erschütterten, während die Aktien noch in schwindelnden Höhen
tanzten. Die Deutschen zweifelten zwar wieder einmal an sich selbst
und glaubten auch den Finanzexperten, dass sie dumm seien. Aber ihnen
behagten diese Anzugträger in den Hinterzimmern ihrer Kreditinstitute
nun einmal nicht, die in wenigen Jahren von biederen Bankbeamten zu
rhetorischen Zauberkünstlern mutiert waren. Ebenso wenig trauten sie
den Prospekten mit ihren bunten Bildern von gesicherten Bergsteigern,
die hohe Renditen und null Risiko versprachen.
Dabei hatten die Bundesbürger nicht einmal prinzipiell etwas gegen
Aktien. Aber sie spürten seit dem Platzen der New-Economy-Blase ein
Unbehagen an einem Turbokapitalismus, der die Reichen immer reicher
und alle anderen ärmer machte. Sie ahnten den Abgrund, der am Ende
der Gier stehen würde. Deshalb hatten nur sechs Prozent der Deutschen
in Aktien investiert, als die Börsenkurse 2007 ihren Zenit
erreichten.
Die Moral von der Geschicht'? Es waren die deutschen ekundärtugenden
Bescheidenheit und Vorsicht, die die Bundesbürger in diesem
Finanzdesaster vor dem Schlimmsten bewahrten. Wir sollten uns derer
nicht länger schämen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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