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Lausitzer Rundschau: Abschluss der Paralympics in Peking Was kommt danach?

Geschrieben am 17-09-2008

Cottbus (ots) - Die Zeit der pathetischen Werbespots für die
Paralympics im chinesischen Fernsehen ist zu Ende. Ein paar Nachwehen
werden sich noch einschleichen, aber schon in einigen Tagen dürfte
der Alltag das Programm beherrschen. Es wird keine täglichen Bilder
mehr geben von jubelnden Amputierten oder von Spastikern, die mit
ihren Medaillen um den Hals um die Wette strahlen. Und frühestens
dann kann sich zeigen, was als Hinterlassenschaft dieser Paralympics
in China übrig bleibt. Mehr als 80 Millionen Menschen, die im Reich
der Mitte mit einer Behinderung leben, harren gespannt der Dinge, die
da kommen. Denn das Signal, das der Kopf des Staates über die Medien
an die kleinsten Nervenenden des Systems ausgesendet hat, klingt
vielversprechend: Behinderte gehören in die Mitte der Gesellschaft.
Die Praxis wird zeigen, ob die Chinesen bereit sind, dem Aufruf zu
folgen. Bislang taten sie sich schwer, die behinderten Menschen als
ihresgleichen zu akzeptieren.
Wer Peking besucht, der mag begeistert sein von den Möglichkeiten,
die Behinderten in der Stadt geboten werden. Rollstuhlfahrer können
nicht nur die Verbotene Stadt besuchen, sie können sogar die Große
Mauer erklimmen. Behindertengerechte Busse und Taxen fahren nun
künftig durch die Hauptstadt. Und überall in den vergangenen zwei
Wochen strömte den Teilnehmern der paralympischen Spiele eine riesige
Welle der Sympathie entgegen. Doch dort, wo China tatsächlich
Entwicklungsland ist, nämlich auf den Dörfern, in denen immer noch
rund 700 Millionen Menschen leben, wird das ganze Drama der
Ausgrenzung behinderter Menschen deutlich. Es ist kein Gerücht, dass
Behinderte versteckt werden, weil sie als Makel der Familie gelten.
Und es ist auch kein Gerücht, dass Eltern autistischer Kinder
beschimpft werden, weil sie ihren Nachwuchs nicht zum Normalsein
erzogen haben. Um von weniger drastischen Diskriminierungen von
Behinderten zu erfahren, muss man Peking jedoch nicht einmal
verlassen. Auch in der Metropole klagen Betroffene darüber, dass sie
keine Freunde mehr haben, keine Arbeitsstelle und keine ausreichenden
therapeutischen Möglichkeiten zur Verfügung gestellt bekommen.
Die Hoffnungen der Behinderten ruhen also auf der Propaganda des
Staates. Und das nicht ganz zu Unrecht. Chinas Regierung schafft es
immer wieder, seine Bevölkerung in ihrem Sinne zu beeinflussen.
Beispiel: Olympische Spiele. Bis in die entferntesten Winkel des
riesigen Reiches befürworteten die Menschen das Großereignis. Ob
Menschen, die 2000 oder 3000 Kilometer von Peking entfernt leben, das
wirklich so meinten, wie sie es sagten, spielt dabei nicht einmal
eine besonders große Rolle. Wichtig ist, dass der Reflex bei den
Menschen funktioniert, der jahrelang durch die entsprechende
Berichterstattung in staatlichen Medien ausgebildet wurde.
Wenn ein ähnlicher Reflex geschaffen werden kann, der die Leute
daran erinnert, dass Behinderte ein ganz normaler Teil der
Gesellschaft sind, dann wäre den Behinderten in China schon sehr viel
geholfen.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de


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