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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Afghanistan

Geschrieben am 05-09-2008

Bielefeld (ots) - Wenige Zahlen beschreiben das Dilemma. Im August
wurden in Afghanistan 40 ausländische Soldaten getötet, so viele wie
noch nie seit der Vertreibung der Taliban nach dem 11. September
2001. Schon im Mai starben erstmals mehr Ausländer in Uniform am
Hindukusch als im Irak.
Ist das schon Krieg? Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU)
bestreitet das vehement. Mit Krieg verbänden die Deutschen den
millionenfachen Tod in zwei Weltkriegen 1914-18 und 1939-45, meint
er. Deshalb ist der am 27. August in eine Sprengfalle geratene
Hauptfeldwebel nach Worten des Ministers »ums Leben gekommen«. Der
deutsche Oberbefehlshaber in Nordafghanistan, General Jürgen Weigt,
ist da ehrlicher. Bei der Trauerfeier vor einer Woche in
Masar-i-Sharif sagte er, der Soldat sei im Einsatz »gefallen«. Das
war Klartext.
Fackeln flackerten am Ehrenmal unterhalb des Marmalgebirges und das
Lied vom guten Kameraden verstummte, als Weigt Fragen vor 800
Soldaten formulierte, die die Politik hierzulande sich nicht zu
stellen traut. Kann man vermitteln, dass ein »junger Mensch in einer
entlegenen Furt im Norden Afghanistans sein Leben verliert«? Vor
allem: »Wofür lohnt es sich, in diesem fernen Land zu sterben?«
Aus Sicht der Militärs »ist die Frage falsch gestellt«, sagte Weigt.
»Der Soldat lebt für seinen Auftrag.« Der gefallene Hauptfeldwebel
sei Führer seiner Patrouille durch und durch gewesen. Deshalb habe er
im Führungsfahrzeug ganz vorne gesessen. Kurzum: Nicht das Militär,
sondern die Politik muss mehr denn je erklären, warum Deutschlands
Freiheit am Hindukusch verteidigt wird. Dabei geht es um mehr als
rechte Worte: Umgekommen oder gefallen? Scharmützel oder Krieg?
Gelegenheit dazu geben die kommenden Wochen. Die im Bundestag zu
billigende - und von der Regierung bereits beschlossene - Aufstockung
des deutschen Kontingents von 3500 auf 4500 Männer und Frauen steht
an. Selbst die Grünen dürften dem Mandat für ein weiteres Jahr
zustimmen, wenn der zivile Wiederaufbau stärker zum Ausdruck kommt.
Das ist wichtig. Denn das Bemühen um eine funktionierende
Zivilgesellschaft kommt nicht voran, solange die Taliban ihre
Nadelstiche fortsetzen. Ohne Sicherheit gibt es keine Verwaltungs-
und wirklichen Rechtsfortschritte.
Dabei geht es punktuell voran. Großstädte mit fast normalem Leben,
Handy, Fernsehen, in Kabul bald 24 Stunden Strom und Bildung für so
viele junge Leute wie noch nie stehen auf der Habenseite.
Vermutlich wird sich die Diskussion um das Bundeswehrmandat auf den
Einsatz von Awacs-Flugzeugen verengen. Dennoch kann daraus eine
Schlüsseldebatte werden. Deutsche Luftleitoffiziere sollen auf Wunsch
der Nato Bomber in Zielgebiete (drop zones) lenken, was vom
Isaf-Auftrag nicht gedeckt ist. Awacs ist aber auch zugleich ein
System für mehr Sicherheit am Himmel über einem Land, in dem Krieg
und Frieden noch viele Jahre eng miteinander verwoben bleiben.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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