(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Patientenverfügung = von Peter Lurz

Geschrieben am 25-06-2008

Düsseldorf (ots) - Sieben Millionen Patientenverfügungen soll es
bereits in Deutschland geben. Damit verbunden: Sieben Millionen mal
die Hoffnung, in einer bestimmten Situation in Ruhe gelassen zu
werden, sterben zu dürfen. Die Hoffnung, dass der eigene Wille, den
man mit klarem Kopf formuliert hat, auch tatsächlich berücksichtigt
wird, wenn man sich selbst nicht mehr äußern kann.
Doch die Hoffnung trügt, auch wenn Ärztepräsident Jörg-Dietrich Hoppe
noch so oft wiederholt, die Ärzte hätten Klarheit genug, sie würden
sich schon an die Anweisungen der Patienten halten. Bei allem
Respekt: Eben diese Klarheit gibt es nicht. Über die Auslegung
entsprechender Urteile des Bundesgerichtshofes streiten auch die
Juristen. Darum muss der Gesetzgeber entscheiden. Er muss endlich
Klarheit schaffen bei diesem Thema, auf dessen Regelung so viele
Menschen warten.
Es geht um quälende Fragen, um Leben und Tod. Es geht um Fragen der
Gewissensentscheidung. Und was passiert? Schon vor der heutigen
Beratung im Bundestag wird aus der ethischen Frage ein
parteipolitischer Streit. CDU-Mann Wolfgang Bosbach wirft dem
SPD-Kollegen Joachim Stünker vor, mit seinem Gesetzesantrag zu eilig
vorgeprescht zu sein. Zu eilig? Seit Jahren wird diskutiert, seit
Jahren drückt sich der Gesetzgeber um dieses Problem herum, lädt die
Last der Verantwortung bei Ärzten und Gerichten ab. Er lässt alle
diejenigen Menschen allein, die sich ihrerseits Gedanken zu dieser
existenziellen Frage gemacht und eine Patientenverfügung aufgesetzt
haben. Und sich darauf verlassen wollen, dass ihrem Willen Rechnung
getragen wird.
Statt Lager zu bilden, sollen die Abgeordneten endlich die
entscheidenden Fragen rechtsverbindlich entscheiden. Vor allem diese:
Soll passive Sterbehilfe nur erlaubt sein, wenn die Krankheit bereits
einen irreversibel tödlichen Verlauf genommen hat, oder soll der
Patientenwille auch in einem früheren Krankheitsstadium verbindlich
sein? Die Frage ist heikel, aber sie muss - so oder so - entschieden
werden. Indes droht die schlechteste Variante: Dass sich die
Abgeordneten mit unvereinbaren Anträgen gegenseitig blockieren, am
Ende gar kein Gesetz zustande bringen und die Menschen in ihren
Ängsten vor einem "Nicht-Sterben-Dürfen" allein lassen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

144876

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: SPD-Kanzlerkandidatur Beck dementiert energisch Rücktritts-Gerüchte Halle (ots) - SPD-Chef Kurt Beck ist gestern entschieden dem Eindruck entgegengetreten, er wolle zurücktreten oder auf die Kanzlerkandidatur verzichten. In einem Gespräch mit der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Donnerstag) sagte Beck, seine Aussagen vor der SPD-Fraktion am Dienstag seien eine "Kampfansage" gewesen und keinerlei Ankündigung, "ich würde über einen Rücktritt nachdenken." Beck, der gestern den Chemiestandort Leuna und die Stadt Halle (Sachsen-Anhalt) besucht hatte, war zuvor mit der Aussage zitiert worden, mehr...

  • Neues Deutschland: Armutsgrenze ist gestiegen Berlin (ots) - Im Mai hat Arbeitsminister Scholz das Desaster angekündigt, seit gestern ist es amtlich: Das Kabinett hat den dritten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung durchgewinkt. Demnach ist die Armutsquote in der Bundesrepublik auf 13 Prozent gestiegen. Verantwortlich für die zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich ist die Agenda 2010, die unter Gerhard Schröder begann und von der Großen Koalition fortgesetzt wird. Seit gut einer Dekade wird der Sozialstaat systematisch demontiert. Die verheerendste Maßnahme war sicherlich mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Die Märkische Oderzeitung kommentiert die Kritik von DGB-Chef Sommer an den Ost-Arbeitgebern (Ausgabe Donnerstag, 26. Juni) Frankfurt/Oder (ots) - Wenn er nicht gelegentlich auf den Putz hauen würde, wüsste man nicht, was der DGB-Chef so treibt. Nun also hat er sich den "Brutalkapitalismus" im Osten vorgenommen, den er im Wesentlichen an zwei Punkten festmacht: an der geringen Tarifbindung und der - im Vergleich zum Westen - niedrigeren Entlohnung. An dem Befund gibt es nichts zu deuteln. Die spannende Frage ist aber, warum das so ist. Auf der Suche nach Antworten spuken Michael Sommer offensichtlich die Karikaturen eines George Grosz im Kopf herum. Über mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Die Märkische Oderzeitung kommentiert den EU-Russland-Gipfel (Ausgabe Donnerstag, 26. Juni) Frankfurt/Oder (ots) - Die EU braucht Russland und Russland die EU Die EU braucht die Energieschätze Russlands heute dringender als je zuvor. Und der Kreml ist auf die EU angewiesen, weil das Land seinen Technologie- und Infrastruktur-Rückstand mit westlichem Know-how abbauen will. Auf diese Kurzformel lassen sich die grundlegenden Interessen zueinander bringen. Beide Seiten wollen diese in einem neuen Partnerschaftsabkommen festschreiben, welches das alte von 1997 ablösen soll. Denn seither haben sich die Zeiten stark verändert: mehr...

  • Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zu Beck Köln (ots) - Schachzug NORBERT WALLET, Berlin, zu Kurt Beck Und schon wieder Kurt Beck. Wieder hat der SPD-Chef etwas gesagt, und wieder knüpft sich eine Girlande von Spekulationen an eine inhalt lich scheinbar harmlose, aber im Ton schneidige Rede vor der Fraktion. Vielleicht sollte man die SPD einfach mal in Ruhe lassen, ignorieren bis nach der Sommerpause. Inhaltlich wird ohnehin nicht viel passieren. Leider funktioniert der rum melige Berliner Politikbetrieb nicht so. Also wird man sich doch mit den Äußerungen Becks befassen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht