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LVZ: Leipziger Volkszeitung zu 60 Jahre Marktwirtschaft

Geschrieben am 19-06-2008

Leipzig (ots) - Von Bernd Hilder 60 Jahre ErfolgWas für ein
Paradoxon. Angesiedelt zwischen ökonomisch herunterziehendem und
gleichmacherischem Sozialismus sowie ungezähmtem Kapitalismus ist die
soziale Marktwirtschaft in Kombination mit der Demokratie das
erfolgreichste gesellschaftspolitische System in der deutschen
Geschichte. Dennoch verliert es in der Bevölkerung sechs Jahrzehnte
nach Einführung der D-Mark und Freigabe der Preise in der
Bundesrepublik massiv an Rückhalt. Dabei berufen sich, abgesehen von
der Linken, alle maßgeblichen Parteien auf Ludwig Erhard, den Vater
der sozialen Marktwirtschaft. Der Widerspruch ist leicht erklärbar:
Für viele Politiker steht Erhard heute für den Weihnachtsmann der
Nachkriegszeit, der nichts anderes zu tun hatte, als den Deutschen
ihre vollgeschriebenen Wunschzettel mit sozialen Forderungen zu
erfüllen. Das ist eine Vergewaltigung der Ideen des Zigarre
rauchenden Wirtschaftsprofessors und Kanzlers. Der propagierte zwar
den "Wohlstand für alle", mahnte aber gleichzeitig, ohne freien
Wettbewerb sei dies nicht zu haben. Erhard setzte sich für eine
soziale Grundsicherung ein und forderte ansonsten, Leistung müsse
sich lohnen. Einen aufgeblähten Sozialstaat, wie wir ihn heute haben,
hatte er nicht im Sinn, er hielt ihn für systemwidrig.
Über Jahrzehnte bauten Erhards selbst ernannte Erben staatliche
Reglementierungen und Sozialleistungen zum Nachteil
wirtschaftsdynamischer Marktmechanismen aus. Das hat lange
funktioniert. Die soziale Marktwirtschaft war der überlegene
westdeutsche Trumpf in der ideologischen Konfrontation der bipolaren
Welt und ermöglicht seit dem Fall der Mauer die Finanzierung der
Einheit. Doch heute, angesichts einer Globalisierung, die auf
nationale Eigenheiten keine Rücksicht nimmt, droht die soziale
Marktwirtschaft an ihrem eigenen Erfolg, den sie unzweifelhaft bis
auf den heutigen Tag hat, zu scheitern.
Soll das Erfolgsmodell langfristig überleben, muss die Rolle des
Staates zurückgedrängt werden. Grundsicherung statt Vollkasko, sollte
es wieder heißen. Doch weil die Politik den Namen Erhards missbraucht
und immer neue Wohltaten verspricht, steigt die Frustration in der
Bevölkerung, wenn die am Ende nicht in erhoffter Größenordnung
geliefert werden können. Und sogar bei Lieferung tritt der Effekt
ein, weil sofort neue Gerechtigkeitslücken entdeckt und propagiert
werden. So werden 60 Jahre Erfolg von vielen als das Gegenteil
empfunden. Wer die soziale Marktwirtschaft als Rückgrat der
Demokratie brechen will, muss nur eins tun: sie bis zur Lähmung
überfordern.
@hilder.office@lvz.de

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
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Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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