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Allg. Zeitung Mainz: zur "Berliner Rede"

Geschrieben am 17-06-2008

Mainz (ots) - Köhler, die Dritte. Aber im Gegensatz zu den großen
Komponisten der Klassik steigert sich der Bundespräsident dabei nicht
ins dramatisch Neue, vielmehr wiederholt er in seiner dritten der so
genannten "Berliner Reden" Vieles von dem, was er früher auch schon
gesagt hat. Beim Thema Bildung, zum Beispiel, gleichen sich seine
Forderungen über die Jahre hin wie ein Ei dem anderen. Allerdings hat
das Staatsoberhaupt dieses Mal deutlicher denn je die geringe
Wertschätzung bemängelt, mit der junge Menschen ausländischer
Herkunft in diesem Zusammenhang bedacht werden. Köhler nennt es
beschämend, dass nach wie vor die Herkunft eines Menschen über dessen
Bildungs-, Berufs- und Lebenschancen entscheidet. Damit trifft der
Bundespräsident den Nagel auf den Kopf. Tatsächlich vergibt die
Gesellschaft mit ihrer weit verbreiteten Zurückhaltung gegenüber
allem Fremden eine riesige Zukunftschance. Ob Köhlers Mahnung diesmal
aber mehr bewirkt als bei früheren Gelegenheiten, ist trotz aller
Dringlichkeit längst nicht gesagt. Eine andere seiner Botschaften
lautet: Wir könnten Weltverbesserer sein, im besten Sinn des Wortes.
Stimmt, wenn die Verhältnisse in der Bundesrepublik nicht derart von
Unstetheit durch politischen Aktionismus geprägt würden, wie das auch
tagesaktuell der Fall ist. Beispiel Agende 2010. Was für ein Prozess,
den der damalige Kanzler Schröder eingeleitet hatte! Aber jetzt, da
er zählbar Früchte tragen sollte, wird er zerschossen nach allen
Regeln der Kunst. Dass sich dabei die Parteigenossen des Kanzlers
a.D. in vorderster Linie bewegen, wirkt wie Ironie des Schicksals.
Berechenbarkeit in der Politik sieht jedenfalls anders aus. Köhler
findet, wie es scheint, mühelos Worte des Lobes für die Agenda 2010
und fordert zur Bekräftigung seiner Position eine Agenda 2020. Gut
gebrüllt, aber die Wirklichkeit sieht leider anders aus. Dem
Bundespräsidenten sei jedoch nachgesehen, wenn er mal ins utopische
Fach abschweift. Er hat nur selten Gelegenheit, Grundsätzliches
unters Volk zu bringen und gedanklich auszufliegen. Aber er lebt im
Wahlkampf; da nutzt er jede Chance, auch ein wenig für sich zu
werben. Gestern war so eine.

Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65597.rss2

Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Zentraldesk
Telefon: +49-(0)6131/48-5987
Fax: +49-(0)6131/48-5868
crossmedia@vrm.de


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