(Registrieren)

WAZ: NPD-Erfolge bei Wahl in Sachsen - Den Frust bekämpfen - Leitartikel von Ulf Meinke

Geschrieben am 09-06-2008

Essen (ots) - Beinahe sah es so aus, als würde sich die NPD selbst
erledigen. Doch auch die zahlreichen Affären und Personalquerelen
konnten nicht verhindern, dass die rechtsextreme Partei bei den
sächsischen Kommunalwahlen landesweit 5,1 Prozent der Stimmen holte.
Besonders erschreckend ist die Tatsache, dass die NPD in manchen
Gemeinden sogar die etablierten Parteien CDU und SPD hinter sich
ließ.

Das Örtchen Reinhardtsdorf-Schöna in der Sächsischen Schweiz
erlangte traurige Berühmtheit: Hier wählte sogar jeder Vierte die
Rechten. Wie konnte das passieren? Lassen sich solche Zahlen allein
mit dem weit verbreiteten Frust über steigende Benzinpreise oder
einer diffusen Angst vor Kriminalität erklären? Haben die
Volksparteien etwa mancherorts kapituliert?

Es gibt viele Gründe für das Besorgnis erregende Abschneiden der
NPD. Beispielsweise profitierten die kleineren Parteien auch von der
schwachen Wahlbeteiligung. Mehr als jeder zweite Wahlberechtigte
verzichtete freiwillig auf sein elementarstes bürgerliches Recht.
Dabei ging es doch um die Wahl von Kreistagen, Landräten und
Bürgermeistern, also um die Politik vor Ort - nicht das als fern
empfundene Geschehen in Brüssel oder Berlin. Das Phänomen
Wahl-Verzicht sollte Demokraten ebenso umtreiben wie Stimmenzuwächse
für Parteien an den politischen Rändern.

Einer Allensbach-Umfrage zufolge hat die Mehrheit der Deutschen
mittlerweile ihren Glauben an die soziale Marktwirtschaft verloren.
Nur noch 31 Prozent haben demnach "eine gute Meinung" von der
deutschen Wirtschaftsordnung, "keine gute Meinung" haben 38 Prozent.
Die Gefahr der Spaltung dieser Gesellschaft in Arm und Reich, Oben
und Unten, Ost und West, Gebildet oder Ungebildet, sie scheint also
zu wachsen. Dabei hatte Ludwig Erhard, der Pionier der sozialen
Marktwirtschaft, doch "Wohlstand für alle" versprochen.

Dafür zu sorgen, dass der Aufschwung tatsächlich bei den Menschen
ankommt, so lautet eines der wirksamsten Mittel gegen Bürgerfrust und
daraus resultierende Protestwahlen. Den Menschen die Hoffnung auf
Teilhabe und gesellschaftlichen Aufstieg zu geben, das ist auch eine
politische Antwort auf die leidige Diskussion über ein erneutes
NPD-Verbotsverfahren. Protestparteien bekämpft man, indem man ihnen
durch eine nachhaltige und seriöse Politik das Protestpotenzial
nimmt. Dies - und eine ordentliche Portion Zivilcourage - möchte man
auch den Menschen im Örtchen Reinhardtsdorf-Schöna wünschen.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

141948

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Lohn für Frauen Halle (ots) - Beim Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf - oder die Gleichberechtigung. Frauen verdienen in Deutschland im Schnitt 22 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Das ist ein unwürdiger Platz bei der Lohnungleichheit in Europa. Für die Lohnnachteile von Frauen gibt es viele Gründe - vor allem die Erwerbsunterbrechungen durch die Geburt von Kindern. So dauert es viel länger, bis diese Frauen auf dem Lohnniveau der Männer ankommen - manche Gehaltsstufen erreichen sie nie. Die Gesellschaft muss sich darüber klar werden, mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema "Pannen beim Zentral-Abitur" Bielefeld (ots) - Das ist er - der Stoff fürs diesjährige Sommer-Theater in Düsseldorf: Zwei Matheaufgaben, die angeblich kein normal Sterblicher Mensch rechnen kann, und Schulpolitik, in der alle mitreden dürfen. Gestern hat Schulministerin Barbara Sommer höchstselbst die Reißleine gezogen und im Streit ums Mathe-Abi den Schülern, die es wünschen, ein zweite Chance eingeräumt. Die Kehrtwende im wochenlangen Gezeter und Gefeilsche um zwei inzwischen berühmte Mathematikaufgaben ist vernünftig, wenngleich nicht ohne Tücken. Welcher Schüler mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Lohn-Ungleichheit Bielefeld (ots) - Gleiche Arbeit, gleiches Geld - so einleuchtend dieser Grundsatz klingt, so schwer ist er offenbar umzusetzen. Der durchschnittliche Verdienst der berufstätigen Frauen liegt in Deutschland 22 Prozent unter dem ihrer männlichen Kollegen. Obwohl die Gleichbehandlung der Geschlechter in aller Munde ist, steht Deutschland im EU-Ranking des Lohnvergleichs auf dem drittletzten Platz - höchste Zeit, dass bei uns endlich Taten folgen. In erster Linie ist es die Familie, die Frauen hindert, Karriere zu machen. Eine Babypause mehr...

  • LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Rüstungsausgaben Leipzig (ots) - Die Welt ist bis an die Zähne bewaffnet; die Rüstungsausgaben erreichen astronomische Höhen. Aber die Welt ist dadurch nicht sicherer geworden, sondern immer mehr zum Pulverfass. Unsicherheitsfaktoren wie das iranische Atomprogramm und diverse regionale Konflikte verschärfen diesen Trend. Auch Deutschland mischt als drittgrößter Waffenexporteur kräftig mit. Dass die USA einen Rekord bei den Rüstungsausgaben erreichen, verwundert angesichts der Kriege im Irak und in Afghanistan nicht. Aber es ist eine Fehlkalkulation, den mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Abschneiden der NPD bei der sächsischen Kommunalwahl Das Dauerphänomen Cottbus (ots) - Wenn sich in Sachsen die neu gewählten Kreistage treffen, werden überall NPD-Mitglieder dabei sein, in jedem zweiten Kreistag sogar in Fraktionsstärke. Nach Umfragen, welche die Neonazipartei unter fünf Prozent gerutscht sahen, wird sich mancher nun die Augen reiben. Doch das relativ gute Abschneiden der Extremisten kommt nicht überraschend. Eine Ursache ist die geringe Wahlbeteiligung. Wenn nicht nur die Hälfte der volljährigen Sachsen zur Urne gegangen wäre, sondern alle Wahlberechtigten, dann wären die NPD-Stimmen in mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht