(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema "Pannen beim Zentral-Abitur"

Geschrieben am 09-06-2008

Bielefeld (ots) - Das ist er - der Stoff fürs diesjährige
Sommer-Theater in Düsseldorf: Zwei Matheaufgaben, die angeblich kein
normal Sterblicher Mensch rechnen kann, und Schulpolitik, in der alle
mitreden dürfen. Gestern hat Schulministerin Barbara Sommer
höchstselbst die Reißleine gezogen und im Streit ums Mathe-Abi den
Schülern, die es wünschen, ein zweite Chance eingeräumt.
Die Kehrtwende im wochenlangen Gezeter und Gefeilsche um zwei
inzwischen berühmte Mathematikaufgaben ist vernünftig, wenngleich
nicht ohne Tücken.
Welcher Schüler hat nicht schon einmal versucht, eine vermasselte
Klassenarbeit durch raffinierte Argumente auf die rettende »Vier
minus« hochzuhandeln? Große Diplomaten sollen so ihr Talent entdeckt
haben.
Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und seine Koalition wollten das
Zentralabitur. Sie haben es bekommen und sich zugleich den früher
dezentralen Ablasshandel auf die Düsseldorfer Bühne geholt. Einst
gingen diskussionsfreudige Schüler nach der Notenvergabe »nach
vorne«, heute loggen sie sich im Internet bei www.spickmich.de ein
und liefern der Opposition ein willkommenes Argument nach dem
anderen.
Schon berichten Schülervertreter von weiteren »Problemfächern«,
fragen an, ob man nicht auch über Biologie, Sigmund Freud,
Niederländisch und ein verschobenes Komma in Erdkunde reden könne...
Ministerin Sommer war selbst viel zu lange im Schuldienst, als dass
sie die schulpraktische Seite des Problems nicht kennen müsste. Aber
in diesen hitzig hochsommerlichen Tagen ging es in ihrem Hause um
etwas anderes: die Qualität der Vorgaben von oben.
Eigentlich will die neue schwarz-gelbe Schulpolitik mit ganz wenig
Wegweisungen auskommen, spricht von Freiheit sowie Eigenverantwortung
und überlässt manche Schulbeamte hilflos ihrem neuen Schicksal.
Diese offene Führung braucht allerdings eindeutig gesteckte Ziele,
Lernstandserhebungen und eben zentral gestellte Aufgaben.
Mit einem zwölfstufigen Verfahren sollten Pannen wie die zwei
beanstandeten Aufgaben um Dirk Nowitzkis Korbsicherheit und das
Oktaeder des Grauens vermieden werden. Jetzt steht die
Aufgabenkommission selbst auf dem Prüfstand. Mehrfach waren die
vermeintlich unlösbaren Aufgaben zur Probe gerechnet worden.
Eine erste Auswertung von 52 Leistungskursen belegt jetzt, dass auch
Schüler die harte Nuss zu knacken wussten. Mit großer Erleichterung
ließ Sommer deshalb gestern mitteilen, die Stichprobe zeige auch,
»dass beileibe nicht jeder zweite Mathe-Abiturient in die
Abweichungsprüfung muss, wie manche unter Berufung auf eine Umfrage
im Schülerportal Spickmich behaupten«.
Wirklich Aufschluss wird die Zahl jener Schüler geben, die sich am
Dienstag noch einmal in Mathematik prüfen lassen. Denn auch das ist
eine alte Erfahrung von Schülern wie Lehrern: Viele machen nach einer
schlechten Note zwar den Mund spitz, pfeifen dann aber doch nicht.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

141953

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Lohn-Ungleichheit Bielefeld (ots) - Gleiche Arbeit, gleiches Geld - so einleuchtend dieser Grundsatz klingt, so schwer ist er offenbar umzusetzen. Der durchschnittliche Verdienst der berufstätigen Frauen liegt in Deutschland 22 Prozent unter dem ihrer männlichen Kollegen. Obwohl die Gleichbehandlung der Geschlechter in aller Munde ist, steht Deutschland im EU-Ranking des Lohnvergleichs auf dem drittletzten Platz - höchste Zeit, dass bei uns endlich Taten folgen. In erster Linie ist es die Familie, die Frauen hindert, Karriere zu machen. Eine Babypause mehr...

  • LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Rüstungsausgaben Leipzig (ots) - Die Welt ist bis an die Zähne bewaffnet; die Rüstungsausgaben erreichen astronomische Höhen. Aber die Welt ist dadurch nicht sicherer geworden, sondern immer mehr zum Pulverfass. Unsicherheitsfaktoren wie das iranische Atomprogramm und diverse regionale Konflikte verschärfen diesen Trend. Auch Deutschland mischt als drittgrößter Waffenexporteur kräftig mit. Dass die USA einen Rekord bei den Rüstungsausgaben erreichen, verwundert angesichts der Kriege im Irak und in Afghanistan nicht. Aber es ist eine Fehlkalkulation, den mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Abschneiden der NPD bei der sächsischen Kommunalwahl Das Dauerphänomen Cottbus (ots) - Wenn sich in Sachsen die neu gewählten Kreistage treffen, werden überall NPD-Mitglieder dabei sein, in jedem zweiten Kreistag sogar in Fraktionsstärke. Nach Umfragen, welche die Neonazipartei unter fünf Prozent gerutscht sahen, wird sich mancher nun die Augen reiben. Doch das relativ gute Abschneiden der Extremisten kommt nicht überraschend. Eine Ursache ist die geringe Wahlbeteiligung. Wenn nicht nur die Hälfte der volljährigen Sachsen zur Urne gegangen wäre, sondern alle Wahlberechtigten, dann wären die NPD-Stimmen in mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Die Union und ihr Kurs Selber schuld Cottbus (ots) - Schaut man sich die Ergebnisse der gemeinsamen Sitzung von CDU und CSU an, hätte sich die Union nicht extra im beschaulichen Erding treffen müssen. Ein paar Telefonate über die Anhebung des Kindergeldes und des Kinderfreibetrages sowie die Senkung des Beitrages zur Arbeitslosenversicherung - und die Sache wäre perfekt gewesen. Herausgekommen ist nur der Minimalkonsens, auf den sich die Schwesterparteien ohnehin schon vorab verständigt hatten. Selbst für den schlappen Wahlkampf der CSU dürfte die Zusammenkunft damit wenig mehr...

  • Rheinische Post: Fummeln an der Pressefreiheit Düsseldorf (ots) - von Sven Gösmann Die deutsche Volkswirtschaft ist eine der am stärksten regulierten der Welt. Der Glaube, dass dies richtig ist, gehört zum genetischen Code aller Parteien mit Ausnahme der Liberalen. Nun wollen die Ministerpräsidenten einen weiteren Eingriff vornehmen, in dem sie den Rundfunkstaatsvertrag zu Lasten der Freiheit ändern. ARD und ZDF sollen ihre Internet-Angebote massiv ausbauen dürfen. Statt programmbegleitender Informationen soll ihnen eine Vollversorgung ermöglicht werden. Die Sender wollen so neue mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht