(Registrieren)

WAZ: Die Volksparteien in der Krise - Der Rost frisst sich durch - Leitartikel von Norbert Robers

Geschrieben am 06-06-2008

Essen (ots) - Nichts ist leichter, als eine vermeintliche Krise
der Demokratie auszurufen. Die Meinungsforscher veröffentlichen seit
Jahren und in regelmäßigen Abständen Umfrage-Ergebnisse, die den
Frust der Bevölkerung dokumentieren: Derzeit, und diese Zahl ist
relativ stabil, ist angeblich rund die Hälfte unzufrieden mit der
Demokratie. Was lehrt uns diese Zahl? Dass es sich mehr denn je
lohnt, genau hinzuschauen.

Denn die Deutschen sind weit weniger systemverdrossen, als die
Daten nahelegen. Sie stellen unsere Staatsform nicht ernsthaft
infrage. Im Gegenteil. Die Zustimmung zur Demokratie liegt seit
Jahrzehnten oberhalb von 70 Prozent. Gleiches gilt für das Vertrauen
in Personen beziehungsweise Institutionen: Drei Viertel der Deutschen
bauen auf die Zuverlässigkeit der Gerichte, des Bundespräsidenten
oder der Polizei.

Weit kritischer äußern sich die Bundesbürger gleichwohl über die
konkrete Ausgestaltung der Demokratie, über deren Funktionsfähigkeit
- wobei die Zahlen im Osten Deutschlands noch weit schlechter
ausfallen als im Westen. Fazit: Weniger die Demokratie steckt in der
Krise, wohl aber schwanken die Regierung und die politischen
Parteien. Dafür gibt es ein Bündel an Ursachen: etwa die anhaltende
Bindungsschwäche aller großen Organisationen und der sich als
unrealistisch erweisende Allzuständigkeits-Anspruch der Parteien.
Hinzu kommen die zahlreichen "Eigentore" der Volksvertreter -
Beispiel Diätensystem.

Dieser Befund ist allerdings keineswegs beruhigend. Schließlich
sind die Parteien ein zentraler Bestandteil der Demokratie. Der
stetige Vertrauensverlust wirkt wie Rost, der sich langsam, aber
beharrlich durchfrisst. Waren es in den 90er-Jahren noch 75 Prozent
der Bürger, die den Parteien Problemlösungen zugetraut haben, sind es
heute nur noch rund 50 Prozent.

Den Volksparteien läuft das Volk davon. Würden die Bürger am
morgigen Sonntag an die Urnen gebeten - CDU und SPD würden im
Vergleich zu 2005 rund 8,6 Millionen Wähler verlieren. Und wie
reagieren die Großen darauf? Sie schütteln sich, zucken mit den
Schultern und hoffen auf bessere Zeiten. Gute Zeiten für Demagogen.

In schöner Regelmäßigkeit unterstreichen die Parteien den
Reformbedarf unserer Gesellschaft. Dabei sind sie es selbst, die
unter dem größten Erneuerungsdruck stehen. An Ideen mangelt es nicht:
Schnupper-Mitgliedschaften, mehr Transparenz, Förderung von
Seiteneinsteigern. Eine schnelle Umsetzung ist in unser aller
Interesse.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

141656

weitere Artikel:
  • Kölner Stadt-Anzeiger: Polizeigewerkschaft warnt vor Rechtsextremen im Internet Köln (ots) - Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, hat vor zunehmenden Aktivitäten von Rechtsextremisten im Internet gewarnt und mehr Personal bei der Polizei gefordert. "Es ist bekannt, dass die Aktivitäten der Rechtsextremisten im Internet zunehmen", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag-Ausgabe). "Das Internet wird immer mehr zum Kommunikationsmittel und zur Darstellung der eigenen fehl geleiteten Ideen genutzt. Die Nutzung wird deshalb noch weiter zunehmen. Da bin ich ziemlich sicher." Freiberg erklärte mehr...

  • Rheinische Post: SPD-Kanzlerkandidat Düsseldorf (ots) - Ob FDP-Chef Guido Westerwelle die Schuhe mit den "18 %" auf der Sohle noch hat, in denen er im Bundestagswahlkampf 2002 in einer Talkshow auftrat? Falls ja, könnte er sie langsam ans Willy-Brandt-Haus schicken. Die SPD-Umfragewerte jedenfalls sind so desaströs, dass sich "Projekt 18"-Witze inzwischen aufdrängen. Die schier hoffnungslose Lage mehr als ein Jahr vor der Wahl alarmiert viele Spitzen-Genossen. So ist der Vorstoß von NRW-Parteichefin Hannelore Kraft zu verstehen, die Kanzlerkandidaten-Frage schnell zu lösen. mehr...

  • Rheinische Post: US-Wahlkampf Düsseldorf (ots) - Das überraschende Geheimtreffen in Washington nährt naturgemäß Spekulationen, dass Hillary Clinton nun Vizepräsidentin an Barack Obamas Seite werden könnte. Clinton hatte bereits vorher ihr Interesse daran signalisiert, vielleicht sogar zu deutlich. Denn sie ließ schnell nachschieben, die Entscheidung darüber liege selbstverständlich allein bei Obama. Die Initiative zum Versöhnungsgipfel soll von Clinton ausgegangen sein ein weiteres Indiz für ein künftiges Team, das zwar ungleicher kaum sein könnte, aber die im Vorwahlkampf mehr...

  • LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Fußball-EM Leipzig (ots) - Viele Autos sind wieder mit schwarz-rot-goldenen Fahnen geschmückt, die Wirte freuen sich auf größeren Umsatz und fast das ganze Land diskutiert erneut die T-Frage. Wie vor zwei Jahren, als die Fußball-Weltmeisterschaft die Nation in Atem hielt und die Entscheidung zwischen Oliver Kahn und Jens Lehmann der Tagesschau sogar die Spitzenmeldung wert war. Damals schien der deutsche Fußball wie durch ein Wunder genesen, als er fast ins Finale vorgedrungen wäre. Dabei war er arg ramponiert ins Turnier gegangen, hatte bei der Europameisterschaft mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Fußball-EM Bielefeld (ots) - 31 Spiele an 23 Tagen. Es darf wieder mitgefiebert und mitgejubelt, mitgezittert und mitgetrauert werden. Der Sommer 2008 steht ganz im Zeichen des Fußballs - es ist Euro-Time. Ausweichen wird schwierig, aber wer will das schon? Und es ist spannend: Selten gab es mehr Anlass zu behaupten, dass eine EM eine WM ohne Brasilien und Argentinien ist. Europa stellte 2006 sechs der acht WM-Viertelfinalisten und alle vier WM-Halbfinalisten. Es lockt also großer Sport. Aber großen Sport bieten auch andere Athleten zuhauf, die Strahlkraft mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht