 Allg. Zeitung Mainz: Im Laufe der Zeit
Geschrieben am 04-06-2008 |
Mainz (ots) - Klaus Beck zu Obamas Proklamation
Die erste weibliche Kandidatin für US-Präsidentschaftswahlen
unterliegt dem ersten schwarzen Kandidaten. - Diese parteiinterne
Niederlage gegen Barack Obama ist für Hillary Clinton besonders
bitter. Das ist der Grund dafür, dass sie noch zu einem Zeitpunkt mit
Zähnen und Klauen kämpfte, als die Vorwahlschlacht längst geschlagen
war. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind immer noch
rassistischer und frauenfeindlicher, als viele denken. Auch deshalb
haben sich die beiden demokratischen Bewerber derart heftig
ineinander verbissen. Ihre Partei, die um jeden Preis das Weiße Haus
erobern will, ist darüber nun so gut wie gespalten. Und es wird weit
über den Wahltag am 4. November hinaus dauern, bis die Wunden
verheilt sind, die beide einander schlugen. Dieser persönlich
diffamierende Kleinkrieg wird allerdings auch jedem künftigen
Miteinander vorab schon den Boden entziehen. Jedenfalls erscheint aus
heutiger Sicht völlig undenkbar, dass Obama sich eine Hillary Clinton
als Vize-Präsidentin antun wird. Er brauchte dann wohl einen
Vorkoster. Mehr noch als seine bisherige Widersacherin es je hätte
sein können, wird der afro-amerikanische Kandidat ein Gegenentwurf zu
dem designierten Bewerber der Republikaner, John McCain, werden. Dann
steht ein neues gegen ein altes Amerika. Das steht fest. Ob damit
auch ein besseres gegen ein schlechteres steht, kann sich erst im
Laufe der Zeit zeigen. Zunächst werden sich die US-Demokraten intern
beruhigen müssen, dann die Amerikaner insgesamt, wenn sie wirklich
einen schwarzen Präsidenten bekommen sollten. Die Supermacht steckt
voller Kraft und Chancen, aber auch voller Probleme und Konflikte. In
keinem bedeutenden Staat auf der Welt sind derart viele große Köpfe
eines gewaltsamen Todes im Amt gestorben.
Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz
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