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LVZ: Leipziger Volkszeitung zum Milchboykott

Geschrieben am 01-06-2008

Leipzig (ots) - Von Olaf MajerMuntermacher MilchDie Milch macht's
- so wirbt die deutsche Agrarwirtschaft für das Beste vom Bauern.
Nährstoffreich, erfrischend, gesund. Sie begleitet uns von den
Milchzähnen an, über Unmengen von Joghurt, Käse, Schokolade bis ins
hohe, möglichst gesunde Alter hinein.
Normalerweise. Im Moment macht die Milch nur die Kühe glücklich, die
in einem ungewöhnlichen Kreislauf ihr Produkt gleich wieder selbst
zum Verzehr in den Trog bekommen. Oder sie lässt die Katzen des
Bauernhofes schnurren, die sich über den für sie ungesunden aber
beliebten Rahm freuen. Im ungünstigsten Fall landet die Milch im
Gully oder auf dem Feld. Besonders der Kriegs- und
Nachkriegsgeneration sträuben sich zu Recht die Haare - Milch als
Wegwerfprodukt?
Es muss sich schon viel Wut und Verzweiflung bei den Milchbauern
angestaut haben, dass sie ihr mühsames Tagwerk dem Abfall preisgeben.
Über Jahre hinweg sind sie im sprichwörtlichen Sinn zur Melkkuh eines
beispiellosen Preiskampfes mutiert. Nach einer kurzen Erholungsphase
zu Jahresbeginn brachte die EU mit der Erhöhung der Milchquote die
Preise erneut unter Druck. Es war der berühmte Tropfen, der das
randvolle Zornesfass zum Überlaufen brachte. Zumal die explodierenden
Energiepreise die Gewinne auf den Höfen weiter schmälern.
Immerhin: Der sich ausweitende Boykott zeigt erste Wirkung.
Milchviehhalter und Milchindustrie verhandeln miteinander. Bis zu
einem greifbaren Ergebnis versuchen sich derweil beide Seiten mit
Wasser- oder besser Milchstandsprognosen. Hätten die Bauern Recht
behalten, dann wäre schon der Wochenendeinkäufer von leeren Regalen
geschockt worden. Liegt der Einzelhandelsverband richtig, dann ist
ein Engpass für die Kunden nicht einmal in weiter Ferne sichtbar.
Begründet wird diese Gelassenheit allerdings mit einer
verhängnisvollen Scheinsicherheit. Importe aus dem Ausland könnten
mühelos die Lücken schließen, heißt es. Doch eine weitere dauerhafte
Abhängigkeit vom Ausland kann für die Kunden am Ende nur deutlich
teurer werden - die Rohstoffmärkte machen es gerade vor.
Deshalb haben die Bauern vom Hiddenseer Weideland bis zur Allgäuer
Alm allen Widerständen zum Trotz nicht die schlechtesten Karten. Und
der Verbraucher? 3,20 Euro mehr koste ein fairer Milchpreis eine
vierköpfige Familie im Monat, argumentiert der Bauernpräsident. Zu
viel? Für sich betrachtet, sicher nicht. Wären da nicht die vielen
anderen Alltagsdinge, die alle tiefe Löcher in die Haushaltskasse
schlagen. Deshalb ist jetzt auch die Bundesregierung am Zug. Meint
sie es ernst mit der Teilhabe aller am Aufschwung, dann muss die
Steuer- und Abgabenbelastung runter, um wenigstens einen Teil der
galoppierenden Inflation aufzufangen. Milch macht müde Männer munter,
heißt ein anderer Werbespruch. Vielleicht ist der Kampf um die
Milchpreise ja tatsächlich ein Muntermacher für die große Koalition
in Berlin zum Handeln.
@o.majer@lvz.de

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
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Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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