(Registrieren)

stern.de: Libyer wollten Entschädigungszahlungen zurück

Geschrieben am 09-04-2008

Hamburg (ots) - Bei den Verhandlungen über die Entschädigung
libyscher Terroropfer traten die Libyer im Jahr 2004 mit bisher
unbekannten dubiosen Forderungen auf. So sollten die Entschädigungen
für die Opfer des La-Belle-Anschlags nach dem Willen der Libyer von
deutschen Firmen refinanziert werden. Das bestätigte jetzt der damals
zuständige Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Jürgen Chrobog,
stern.de, dem Online-Angebot des stern. "Das wurde von den Libyern
ins Spiel gebracht", sagte Chrobog. "Aber das kam für uns nicht in
Betracht", versicherte der Ex-Diplomat. Nach zähen Verhandlungen
hatte sich die Gaddafi-Stiftung im September 2004 zur Zahlung von 35
Millionen Dollar an die Opfer des Anschlages auf die Berliner
Diskothek "La Belle" im Jahr 1986 bereit erklärt.

Nach Kenntnis des Auswärtigen Amtes habe es keine Abmachung zur
Refinanzierung dieser Summe durch deutsche Unternehmen gegeben,
bekräftigte auch eine Sprecherin des Ministeriums gegenüber stern.de.
Einen etwas differenzierteren Eindruck gewann nach Informationen von
stern.de einer der Teilnehmer der Gespräche, die die Anwälte der
La-Belle-Opfer 2004 mit der libyschen Gaddafi-Stiftung führten. Die
Diplomaten schienen demnach eine solche Refinanzierung der
Entschädigungszahlung zwar abzulehnen, die Möglichkeit aber als
gegeben hinzunehmen. Sinngemäß habe ein Diplomat gesagt: "Die Libyer
sollen mal nicht so hoch pokern. Die wollen sich das eh wieder
holen."

Unklar ist, wie sich das Kanzleramt verhielt, das damals von dem
heutigen Außenminister Frank-Walter Steinmeier geleitet wurde. Dort
habe seinerzeit der Geschäftsführer der Gaddafi-Stiftung, Saleh
Abdussalam, ebenfalls Gespräche geführt, sagte ein Diplomat zu
stern.de. Was dort besprochen worden sei, wisse er nicht. Das
Kanzleramt hat sich auf Anfrage von stern.de bisher nicht geäußert.
Nur dank der Entschädigungszahlungen wurde eine Normalisierung der
deutsch-libyschen Beziehungen möglich und damit auch der
Tripolis-Besuch des damaligen Kanzlers Gerhard Schröder im Oktober
2004.

Deutsche Unternehmen, die in den vergangenen Jahren in Libyen
tätig waren, dementierten Zahlungen an die Gaddafi-Stiftung. BASF hat
nach den Worten von Sprecher Michael Grabicki keine Zahlungen an die
Gaddafi-Stiftung geleistet. Die Essener MAN Ferrostaal ließ ebenfalls
wissen, sie habe "keine Berührungspunkte zur Gaddafi-Stiftung".

Wäre es zu solchen Überweisungen gekommen, hätte es sich
theoretisch um Fälle von Auslandsbestechung handeln können. "Es wäre
ein Grenzbereich", sagte der Baseler Professor und
OECD-Korruptionsexperte Mark Pieth zu stern.de. "Die Frage wäre, ob
es illegale Vorteile für die Firmen gab."

Originaltext: Gruner+Jahr, stern.de
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/21391
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_21391.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen: Marcus Gatzke 040/3703-3877
Der komplette Artikel: http://www.stern.de/libyen


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

129985

weitere Artikel:
  • Helmut Schmidt gegen China-Boykott Hamburg (ots) - Der ZEIT-Herausgeber und ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt hält nichts von einem Boykott der Olympischen Spiele in China. Dem ZEITmagazin LEBEN sagt er: "Ich würde es begrüßen, wenn der internationale Sport von politischen Einflüssen so frei wie möglich bliebe." Ihn störe der "missionarische Wahn mancher amerikanischer Politiker, es sei ihre und die Aufgabe ihrer Verbündeten, überall auf der Welt ihre Vorstellung von Ordnung durchzusetzen". Schmidt fährt fort, er halte "fest an dem für jede Regierung geltenden völkerrechtlichen mehr...

  • Menschenwürde achten und Leben schützen / Kolpingwerk Deutschland zur Stammzelldebatte im Bundestag Köln (ots) - "Wir erwarten, dass eine Entscheidung getroffen wird, die die Menschenwürde vor die wissenschaftliche Freiheit stellt." Das betonte der Bundesvorsitzende des Kolpingwerk Deutschlands Thomas Dörflinger MdB im Interview mit dem Internetportal kolping.de zur bevorstehenden Stammzelldebatte im Deutschen Bundestag. Dörflinger stellte fest, dass seit der Entscheidung des Parlaments im Jahr 2002 die wissenschaftliche Forschung mit embryonalen Stammzellen nicht weitergekommen sei. "Es gab keinen Fortschritt, deshalb erschließt es mehr...

  • Vaatz/Luther/Baumann: Entschädigung für ostdeutsche Kriegsheim-kehrer schon ab 1. Juli 2008 Berlin (ots) - Zum Vorziehen des Heimkehrerstiftungsaufhebungsgesetzes erklären der Stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Sprecher der ostdeutschen CDU-Abgeordneten, Arnold Vaatz MdB, der Vorsitzende der sächsischen Landesgruppe und zuständige Berichterstatter im Haushaltsausschuss, Dr. Michael Luther MdB und der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Petitionen der CDU/CSU-Fraktion und zuständige Berichterstatter im Innenausschuss, Günter Baumann MdB: Die Fraktionsspitzen der CDU/CSU und SPD, Volker Kauder, Peter mehr...

  • Tatort Bodensee: Minister Hauk missachtet Naturschutzrecht Stuttgart/Radolfzell (ots) - Kormoran-Nachwuchs trotz heftiger Proteste in der Nacht getötet / NABU und Deutsche Umwelthilfe bezeichnen Vernichtungsaktion als rechtswidrig und erheben schwere Vorwürfe gegen Ministerium und RP Einladung zur Pressekonferenz am heutigen Mittwoch, 09.04.2008, 15:45 Uhr in Stuttgart. Sehr geehrte Damen und Herren, in der Nacht auf den heutigen Mittwoch hat das Regierungspräsidium Freiburg (RP) seine Drohung wahr gemacht: Mitarbeiter haben die Elternvögel von ihren Nestern vertrieben, um den Nachwuchs mehr...

  • Ruck/Fischer: Konsultationen mit Simbabwe müssen weiter ausgesetzt bleiben Berlin (ots) - Im Rahmen einer Unterrichtung durch die Bundesregierung in der heutigen Sitzung des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung haben sich der entwicklungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Dr. Christian Ruck MdB und der Afrikaexperte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Hartwig Fischer MdB gegen die Aufnahme von Konsultationen mit der derzeitigen Regierung Simbabwes ausgesprochen. Derzeit wird keine demokratische Grundlage für die Aufnahme diplomatischer Gespräche gesehen. Für mögliche mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht