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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum VW-Urteil

Geschrieben am 22-02-2008

Bielefeld (ots) - Da können sich Fernsehrichter wie Barbara
Salesch und Alexander Holt noch so anstrengen: Die Wirklichkeit ist
immer ein Stück farbiger und spannender als das Geschehen auf der
Mattscheibe. Wegen des durch die Angeklagten in den Gerichtssaal
hereinscheinenden Rotlichts gilt das allzumal für die Prozesse gegen
ehemalige VW-Manager.
Doch die wilden Partys, die großzügigen Geschenke, die Liebesreisen
nach Brasilien und ähnlich lustvolle Aktivitäten, die nun
richtigerweise von den Richtern Tat für Tat abgeurteilt werden,
interessieren nicht nur wegen ihres Sensationscharakters. Wichtiger
ist die Frage, ob hinter den persönlichen Verfehlungen ein System
steht.
Im Falle von Volkswagen lässt sich diese Vermutung bestätigen. Mit
den »Vergünstigungen« hat sich Personalvorstand Peter Hartz die
Belegschaft gefügig gemacht. Es genügte, sich den Betriebsratschef zu
kaufen. Welche Belegschaft organisiert schon Widerstand gegen die
eigene Vertretung im Betrieb?
Auf den ersten Blick erscheint das Ergebnis sogar aus
Arbeitnehmersicht noch nicht einmal so schlecht. Mit Hilfe des
»Systems Hartz« wurden bei Volkswagen zigtausend Arbeitsplätze
gesichert und in der Kampagne »5000 mal 5000« sogar neue geschaffen.
Dabei gehören die VW-Mitarbeiter unterm Strich nach wie vor zu den
besserverdienenden Arbeitnehmern in Deutschland.
Trotzdem ist die VW-Affäre ein Lehrstück dafür, dass der Zweck nur in
Ausnahmefällen die Mittel heiligen darf. Am Ende ist nämlich nicht
nur das Vertrauen der Belegschaft in die Führung - Vorstand und
Betriebsrat - erschüttert. Solche groben Verstöße ruinieren auch
allgemein den Glauben an eine saubere Wirtschaft. Die »da oben«, so
das ohnehin verbreitete Gefühl vieler Menschen, stecken ohnehin den
größeren Teil immer in die eigene Tasche.
Leider markieren die VW-Prozesse auch eher den Anfang als das Ende
der langen Reihe »Wirtschaft vor Gericht«. Bei den Verfahren gegen
korrupte Siemens-Manager werden noch viel höhere Geldbeträge zu
verhandeln sein. Das wird, so viel steht bereits fest, nicht ohne
großen Schaden für das Ansehen der Gesamtwirtschaft abgehen.
Ähnliches gilt beispielsweise für die Prozesse wegen Betrugs und
Bilanzfälschung beim einst größten europäischen Möbelhersteller
Schieder, die im Laufe dieses Jahres beginnen werden. Von der anderen
Prozessreihe gegen die Steuerhinterzieher in der
Liechtenstein-Connection sind die Dimensionen erst in Umrissen
erkennbar.
Trotz allem gibt es keinen Grund, nach der Politik- nun eine
Wirtschaftsverdrossenheit herbeizuschreiben. Auch wenn noch mehr
Einzelfälle zusammenkommen: Es bleiben vorläufig Einzelfälle. Die
Mehrheit der Reichen verhält sich gesetzeskonform. Das gilt erst
recht für die Arbeitgeber. Es wäre fatal, wenn als letzte Folge von
»Wirtschaft vor Gericht« auch noch das positive Bild vom
Arbeitsplätze schaffenden Unternehmer verloren ginge.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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