Börsen-Zeitung: Hausse mit Tücken Kolumne "Marktplatz" von Christopher Kalbhenn.
Geschrieben am 22-02-2008 |
Frankfurt (ots) - Wenn die Märkte so weitermachen wie zurzeit, dann bestehen gute Chancen, dass 2008 als das Jahr der Rohstoffe in die Geschichte eingeht. Keine Asset-Klasse kann in diesem Turnus bislang mit Öl, Kupfer, Soja&Co. mithalten. In diesen Tagen verstärkt sich der Auftrieb der Rohwaren auf spektakuläre Weise. Unter Führung von Platin und Gold stellen die Edelmetalle einen Rekord nach dem anderen auf. Für noch mehr Aufsehen sorgt allerdings der Ölpreis, dem vor dem Hintergrund der erlahmenden US-Wirtschaft eine fortgesetzte Schwächephase, bestenfalls aber Stagnation prophezeit worden war. Zur Überraschung der Fachleute hat sich das schwarze Gold mit Macht zurückgemeldet und ein weiteres Mal die Schwelle von 100 Dollar geknackt. Gäbe es da nicht Spielverderber, die ausgerechnet haben, dass Öl 1864 schon einmal teurer war, könnte ein Rekord gefeiert werden.
Die Rohstoff-Hausse läuft auf allen Zylindern. Auch die ebenfalls zyklischen Einflüssen ausgesetzten Industriemetalle überraschen mit wieder ansteigenden Preisen. Ungebrochen ist darüber hinaus der kräftige Auftrieb bei den Agrarrohstoffen unter Führung von Weizen und Soja.
Wohl dem, der auf Rohwaren gesetzt hat. Gemessen am CRB-Index sprangen seit Jahresbeginn 11% heraus. Der S&P GSCI-Index erbrachte immerhin knapp 8%. Die globalen Aktienmärkte haben dagegen - gemessen am MSCI World - fast 9% an Wert verloren. Alle großen Segmente im Rohstoffbereich liegen im Plus. Selbst der GSCI-Energie-Index ist mit einem Ertrag von fast 5% wieder in der Pluszone. Die GSCI-Sammelindizes für Industriemetalle und Agrarrohstoffe haben 22% bzw. 16% eingefahren. Und die Aussichten scheinen gut, dass sich der Aufschwung noch fortsetzen wird.
Angebotsknappheiten treffen auf eine insbesondere in Asien sehr stark steigende Nachfrage. Hinzu kommt, dass sich zunehmend spekulative Marktakteure engagieren und Endinvestoren aus anderen Assets wie Aktien in Rohstoffe umschichten. Für den Weizen sagte dieser Tage Unicredit voraus, dass sich der Preis bis Ende 2009 nochmals um 50% verteuern wird.
So schön der Boom für die richtig Investierten auch sein mag, darf doch nicht übersehen werden, dass die Entwicklung ihre Schattenseiten hat. Das veranschaulicht eine weitere spektakuläre Meldung dieser Tage. Die führenden asiatischen Stahlhersteller haben sich zum Auftakt der Verhandlungen der Branche darauf eingelassen, dem brasilianischen Lieferanten Vale do Rio Doce ab April sagenhafte 65% mehr für Eisenerz zu zahlen. Es ist klar, dass diese Preiserhöhung angesichts der gleichfalls überbordenden Nachfrage nach Stahl umgehend an die Kunden weitergereicht und letzten Endes auch ihren Weg zum Endkonsumenten finden wird.
Kurzum: Als Kehrseite des Rohstoffbooms muss die Hoffnung begraben werden, dass die Abkühlung in den USA schon bald die Inflationsraten drücken wird. Das engt den Spielraum der Notenbanken ein, die Folgen der Kreditkrise durch Zinssenkungen zu bekämpfen. Bis vor kurzem war die Meinung weit verbreitet, dass die EZB in absehbarer Zeit aufgrund basisbedingt niedrigerer Jahresinflationsraten eine Zinssenkung wagen kann. Nun ist in Kommentaren von Volkswirten zu lesen, dass in diesem Jahr nicht mehr mit einer Zinssenkung der EZB gerechnet werden kann.
Das wird für den Aktienmarkt nicht ohne Folgen bleiben. Der Dax wird wahrscheinlich auch in nächster Zeit bestenfalls an der Schwelle von 7000 schnuppern dürfen. Deutlichere Avancen darüber hinaus dürften sich als kurzfristige Abenteuer erweisen. Nicht nur die Zinssenkungsfantasie weicht. Die teureren Rohstoffe werden auch den Druck auf die Gewinnschätzungen zusätzlich verstärken. Diese sind außerdem noch bei weitem zu zuversichtlich. Daher sind Abwärtsrevisionen bzw. Ergebnisenttäuschungen absehbar, die neben Enttäuschungen über den Zinsausblick als weiteres Risiko für die Aktienmärkte hinzu kommen. Nicht zu vergessen die im Finanzsystem schlummernden Risiken, die wahrscheinlich noch weitere Irritationen auslösen werden. Ob sich die jahrelange Rally fortsetzt und auch 2008 zu einem Jahr der Aktie werden kann, ist vor diesem Hintergrund mit einem dicken Fragezeichen zu versehen.
(Börsen-Zeitung, 23.2.2008)
Originaltext: Börsen-Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30377 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2
Pressekontakt: Börsen-Zeitung Redaktion Telefon: 069--2732-0
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
121506
weitere Artikel:
- Burger King schränkt an Kinder gerichtete Werbung in der EU ein Zürich, Schweiz (ots/PRNewswire) - Die Burger King Europe GmbH hat Details ihrer Pläne zur Änderung von an Kinder gerichteter Werbung in der EU bekannt gegeben. Im Zuge seiner EU-Verpflichtung, "Kindern und Erwachsenen gesunde Wahlmöglichkeiten anzubieten und zu fördern" ("Providing and Promoting Healthy Choices to Children and Adults"), wird künftig ausschliesslich Produktwerbung an Kinder unter 12 Jahren gerichtet, deren beworbene Produkte strenge Ernährungsrichtlinien erfüllen. Diese Richtlinien legen folgende Kriterien für Kids mehr...
- Kiadis Pharma erhält Zustimmung der amerikanischen Arzneimittelzulassungsbehörde FDA zum Beginn einer klinischen Studie der Phase III für Reviroc(TM) in den Vereinigten Staaten Amsterdam (ots/PRNewswire) - - FDA genehmigt IND-Antrag für Reviroc(TM) Das biopharmazeutische Unternehmen Kiadis Pharma gab heute bekannt, von der US-amerikanischen Arzneimittelzulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration) eine "Investigational New Drug" ("IND")-Genehmigung zum Start seiner Phase III-Zulassungsstudie für das Produkt Reviroc(TM) in den Vereinigten Staaten erhalten zu haben. Reviroc(TM) wird entwickelt, um bei Knochenmarktransplantationen für Leukämiepatienten im Endstadium die Krebszellen aus dem autologen Transplantat mehr...
- FORSTEO(R) erhält positive Einschätzung des Europäischen Ausschusses für Humanarzneimittel (CHMP) zur Behandlung von glukokortikoidinduzierter Osteoporose Indianapolis (ots/PRNewswire) - - Im Falle der Zulassung stände der knochenbildende Wirkstoff für Osteoporose einer neuen Patientenpopulation zur Verfügung Eli Lilly and Company (NYSE: LLY) meldete heute, dass der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Agentur für die Beurteilung von Arzneimitteln (EMEA) eine positive Einschätzung mit Zulassungsempfehlung für FORSTEO(R) (Teriparatidinjektion [aus rDNA]) zur Behandlung von Osteoporose in Verbindung mit einer fortdauernden systemischen Glukokortikoid-Therapie in Frauen mehr...
- Der Tagesspiegel: Einkommen in Deutschland immer ungleicher verteilt Berlin (ots) - Berlin. Die Einkommensunterschiede in der deutschen Gesellschaft nehmen zu. Während Besserverdiener ihren Anteil am Gesamteinkommen aller Haushalte in den vergangenen Jahren deutlich steigern konnten, fiel die Gruppe mit dem geringsten Einkommen zurück. Das geht aus neuesten Berechnungen des Sozio-Oekonomischen Panels (SOEP) in Berlin hervor, die dem "Tagesspiegel am Sonntag" exklusiv vorliegen. "Die Unternehmensgewinne und die Einkommen aus Vermögen haben in den letzten Jahren drastisch zugenommen", erklärte SOEP-Forscher mehr...
- Der Tagesspiegel: Chef des Benediktinerordens hält Debatte über Steuerflucht für verlogen Berlin (ots) - Berlin. Der oberste Repräsentant des Benediktinerordens hat die Debatte über massenhafte Steuerflucht aus Deutschland als verlogen kritisiert. Er denke dabei an das Bibel-Wort "Wer steht, sehe zu, dass er nicht falle", sagte Abtprimas Notker Wolfer dem Tagesspiegel am Sonntag. Falls sich die Vorwürfe gegen den zurückgetretenen Post-Chef Klaus Zumwinkel bewahrheiteten, sei dies "natürlich ein Skandal". Doch dürfe man es sich nicht zu einfach machen. "So manche, die jetzt über ihn herziehen, hätten vermutlich genauso gehandelt, mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|