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Lausitzer Rundschau: Unicef verliert Spendensiegel Tief in der Krise

Geschrieben am 20-02-2008

Cottbus (ots) - Das Kinderhilfswerk Unicef musste in den
vergangenen Wochen zahlreiche Tiefschläge einstecken. Nach den
negativen Schlagzeilen über problematische Beraterhonorare,
fragwürdige Provisionen und einem selbstherrlichen Geschäftsführer
liefen der Organisation die Spender in Scharen davon. Und als dann
auch noch Ex-Post-Chef Klaus Zumwinkel um Haaresbreite oberster
Kinderhelfer geworden wäre, schien das Desaster kaum noch
steigerungsfähig zu sein. Doch das war ein Irrtum. Die Aberkennung
des Spendensiegels durch das Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI)
ist schlicht eine Katastrophe für den deutschen Unicef-Ableger. Gilt
der Mildtätigkeits-TÜV doch gewissermaßen als Lotse im Wirrwarr
Hunderter Hilfsorganisationen, die allesamt um die
Spendenbereitschaft der Bundesbürger buhlen. Mit dem Entzug des
Qualitätsnachweises dürfte ihr Vertrauen zu Unicef Deutschland auf
den Nullpunkt sinken.
Für die Entscheidung des DZI gibt es zweifellos gewichtige Gründe.
Wer sich wochenlang in Verharmlosungen und Beschönigungen gefällt,
aber wahrheitswidrige Angaben in den Bilanzen macht, braucht sich
über die Quittung nicht zu wundern. Allerdings stellt sich auch die
Frage, nach welchen Kriterien das Spendensiegel eigentlich vergeben
wird. Nüchtern betrachtet herrscht hier genauso wenig Transparenz wie
bei den bisherigen Geschäftsgebaren von Unicef. Dass die großen
Hilfsorganisationen zwischen zehn und 20 Prozent ihrer Einnahmen für
den eigenen Betrieb ausgeben, gilt als akzeptabel. Wenn es aber in
Einzelfällen deutlich mehr als 30 Prozent sind und das DZI trotzdem
seinen Qualitätsstempel aufdrückt, dann steht auch die
Kontrollinstanz im Zwielicht. Offenbar bedurfte es erst eines
Unicef-Skandals, um die Selbstkritik bei den Siegel-Verleihern zu
beflügeln. Künftig sollen ihre Vergabe-Standards nachvollziehbar
gestaltet werden. Das ist immerhin ein kleiner Lichtblick in der
düsteren Affäre. Zur Erleuchtung im Spendengeschäft muss aber auch
die Bundesregierung beitragen. Immerhin erhält Unicef pro Jahr fünf
Millionen Euro aus der Staatskasse. Da lohnt es sich, bei den
Spendensammlern genauer hinzusehen. Soll heißen: Die Politik muss
strengere Maßstäbe als bisher anlegen, um Hilfsorganisationen mit
Steuergeldern zu unterstützen.
Durch die Aberkennung des Spendensiegels hat sich die Krise für
Unicef Deutschland zweifellos verschärft. Der Schaden ist, wenn
überhaupt, nur in längeren Zeiträumen zu reparieren.
Das wichtigste Werkzeug heißt Transparenz. Dabei geht es um eine
lückenlose Offenlegung der Verwendung aller eingeworbenen Spenden,
einschließlich der Ausgaben für eigene Zwecke. Nur wenn die Bürger
wieder das Gefühl bekommen, dass ihr Geld die wirklich Bedürftigen
erreicht, hätte Unicef das Schlimmste überstanden.
Am 10. April steht die Neuwahl der Unicef-Spitze an. Vielleicht ist
es die letzte Chance für einen Neuanfang.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
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Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de


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