(Registrieren)

WAZ: Streit in der Nato-Allianz: Die Angst der Regierung vor Afghanistan - Leitartikel von Angela Gareis

Geschrieben am 10-02-2008

Essen (ots) - Robert Gates hat der Bundesregierung während der
Sicherheitskonferenz die Tarnung entrissen. Zum Vorschein kam Angst.
Jahrelang haben verantwortliche Politiker die Öffentlichkeit in den
Glauben hineingeredet, die deutschen Soldaten versähen in Afghanistan
den Dienst einer Heilsarmee, und alle Verbündeten fänden das gut.
Doch der US-Verteidigungsminister hat die Beschwerden der Länder
vorgetragen, die eine Arbeitsteilung der Nato erkennen: Die einen
graben Brunnen, die anderen töten und sterben. Gates hat es nicht
dabei belassen, sondern zugleich in verdächtigem Überschwang den
Einsatz der Deutschen gewürdigt. Und er hat der Regierung
"Überempfindlichkeit" attestiert. Übersetzt: ein schlechtes Gewissen.

Zusammengefasst hat Gates die Regierung klar kritisiert und
beruhigt. Also vorgeführt. Denn aus Angst vor den Verbündeten auf der
einen Seite und den Wählern auf der anderen Seite haben die Minister
Franz Josef Jung und Frank-Walter Steinmeier es unterlassen, ihre
Bedenken ehrlich zu formulieren und Vorschläge für ein Gesamtprogramm
vorzutragen, das zivile und militärische Aufgaben eng koordiniert.

Die Koalitionspartner blieben in der Defensive, die sie offenbar
noch schussfester gestalten wollen. Sie überlegen, das Mandat im
Herbst gleich bis 2010 zu verlängern, um Afghanistan (auch mit dem
Blick auf die Linkspartei) aus dem Wahlkampf 2009 herauszuhalten.
Dahinter steht kaum die Absicht, eine offensive Debatte darüber zu
führen, welchen Sinn dieser Einsatz macht, wie lange er dauern wird,
und wie hoch der Preis sein könnte.

Sehr vorsichtig haben einige Politiker zuletzt angedeutet, dass
auch die deutsche Mission ein "Kampfeinsatz" sei. Diese Wahrheit
kommt um Jahre zu spät, denn bestimmte Eindrücke haben sich längst
verfestigt: Viele Bürger glauben, friedliche Kriegsführung sei
möglich. Soldaten, die in Afghanistan ihr Leben riskieren, müssen
denken, dass sich in der Heimat kaum jemand um sie sorge. Einige
Verbündete fühlen sich inzwischen provoziert, weil die
Bundesregierung indirekt auch eine moralische Differenzierung
vornimmt. Die "guten" Soldaten helfen. Die "schlechten" Soldaten
töten.

Wenn aber künftig unter Militärs der Nato über die "Feigheit" der
Deutschen gesprochen wird, dann ist jedenfalls klar, dass nicht die
Soldaten gemeint sind. Die Große Koalition sollte endlich ihren Mut
zusammennehmen und offen sowie öffentlich über Afghanistan reden.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

118961

weitere Artikel:
  • LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Erdogan-Besuch in Deutschland Leipzig (ots) - Ein besonnener Auftritt in Ludwigshafen und ein politisch unbedachter Vorstoß:Der türkische Premier Erdogan hat bei seiner Deutschland-Visite einen gespaltenen Eindruck hinterlassen. Während er es in Ludwigshafen am Ort der Brandtragödie mit viel Einfühlungsvermögen und auch Respekt vor Hinterbliebenen und Rettern geschafft hatte, das Gift aus den gegenseitigen Anschuldigungen zu ziehen, trifft sein Vorschlag zur Schaffung türkischer Schulen und Universitäten völlig zu Recht auf breiten Widerstand. Es wäre Integration mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Debatte um Abitur in zwölf Jahren: Bedenklich Cottbus (ots) - Was Gymnasiasten in der 9. und 10. Klasse auf dem Weg zum Abitur in zwölf Jahren abverlangt wird, ist mehr als bedenklich. Eine 35-Stunden-Woche haben die Schüler in den beiden Jahrgangsstufen zu absolvieren. Vor allem in diesen zwei Jahren müssen sie die Zeitersparnis reinholen gegenüber dem alten Abitur in 13 Schuljahren. Danach, in der Oberstufe, geht es dann wieder vergleichsweise gemächlich zu. Ob sich die Entscheider in den Bundesländern wirklich klar gemacht haben, was sie Schülern und Lehrern zumuten? Zumindest mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Krieg in Afghanistan legt Probleme der Nato offen: Unsicherheitskonferenz Cottbus (ots) - Sieben Jahre ist die Nato nun schon in Afghanistan. Was hat die Allianz in dieser Zeit gemacht? Sie war sicher nicht untätig, hat aber vor allem unkoordiniert und ohne auch nur annähernd ausreichende Kräfte herumgewurstelt. Nach jahrelangen Mahnungen und Warnungen von Experten und Geheimdiensten scheinen die politisch Verantwortlichen jetzt aufgewacht zu sein. Auf einmal schrillen die Alarmglocken, ist Feuer unterm Dach. Die Amerikaner haben auf der Münchner Sicherheitskonferenz so getan, als hinge die Zukunft der Nato, mehr...

  • Lausitzer Rundschau: CDU fordert Erhöhung des Kindergeldes: Auf ein Neues Cottbus (ots) - Eine Überraschung ist es wahrlich nicht, dass die Union das Kindergeld 2009 erhöhen will. Schriftlich fixiert wurde dieses Versprechen schon im Januar in der Wiesbadener Erklärung. Nur war es damals weniger wahrgenommen worden, weil es der CDU-Spitze primär darum ging, sich damit hinter Roland Kochs wahltaktischen Feldzug gegen die Jugendkriminalität zu stellen. Also auf ein Neues - die Ankündigung über mehr Kindergeld steht jetzt auch in der Hamburger Erklärung. Am Wochenende wurde der Plan publizistisch als großer Coup mehr...

  • Rheinische Post: Erdogans Appell Düsseldorf (ots) - von Detlev Hüwel In Köln, der Stadt mit der größten türkischen Gemeinde im Westen der Bundesrepublik, beendete Ministerpräsident Erdogan gestern seinen Deutschlandbesuch. Sein Appell an die Landsleute, Deutsch zu lernen, war dringend notwendig. Gerade NRW unternimmt große Anstrengungen, um bei Kindern mit Zuwanderungsgeschichte Sprachdefizite zu beheben. Von ihren Eltern darf man erwarten, dass sie diesen Weg konstruktiv mitgehen, damit den jungen Leuten später keine Chancen verbaut werden. Erdogans Forderung, in Deutschland mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht