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LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Erdogan-Besuch in Deutschland

Geschrieben am 10-02-2008

Leipzig (ots) - Ein besonnener Auftritt in Ludwigshafen und ein
politisch unbedachter Vorstoß:Der türkische Premier Erdogan hat bei
seiner Deutschland-Visite einen gespaltenen Eindruck hinterlassen.
Während er es in Ludwigshafen am Ort der Brandtragödie mit viel
Einfühlungsvermögen und auch Respekt vor Hinterbliebenen und Rettern
geschafft hatte, das Gift aus den gegenseitigen Anschuldigungen zu
ziehen, trifft sein Vorschlag zur Schaffung türkischer Schulen und
Universitäten völlig zu Recht auf breiten Widerstand.
Es wäre Integration paradox, wenn zu den ohnehin schon bestehenden
Parallelwelten etwa in Berlin-Neukölln oder in Köln-Mühlheim noch
staatlich sanktionierte Lernstrukturen hinzukämen. Statt die
türkische Sprache und die türkische Geschichte auf Bildungsinseln zu
pflegen, sollte es vielmehr zuerst darum gehen, die Sprache und die
Schrift des Gastgeberlandes zu beherrschen. Das sehen mittlerweile
selbst führende türkische Verbände und Institute so, die sich von
vielen ihrer Landsleute noch mehr Willen zur Eingliederung wünschen.
Die Forderung Erdogans konterkariert leider dieses Bemühen, weil sie
in der Konsequenz der Abkapselung vieler seiner Landsleute weiteren
Vorschub leisten würde. Dazu passt auch sein gestriger Auftritt in
Köln. Wenn in einer deutschen Stadt für den Auftritt eines
europäischen Politikers, der mit seinem Land um jeden Preis in die EU
aufgenommen werden möchte, ausschließlich auf türkisch geworben wird,
dann ist das ein Affront gegen den Gastgeber. Man wollte
offensichtlich unter sich bleiben, vom Willen zur Integration keine
Spur. Erdogangs markige Aufforderung nach der türkischen
Vollmitgliedschaft in der EU liefert einen drohenden Unterton mit. Er
entlarvt sich damit aber auch selbst. Denn nach diesem Wochenende und
vor allem nach der Aufhebung des Kopftuch-Verbots an türkischen
Hochschulen ist klar, dass es von Ankara noch ein sehr weiter Weg
nach Europa ist.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
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Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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