(Registrieren)

WAZ: Wolfgang Clement und die SPD - Die Agenda 2010 als Sollbruchstelle - Leitartikel von Norbert Robers

Geschrieben am 21-01-2008

Essen (ots) - Volksparteien, der Begriff deutet es an, müssen
vieles aushalten: interne Spannungen, Abspaltungen und Gezänk. Oft
kommt dabei nicht mehr als kleinliche Vereinsmeierei heraus. Aber es
geht auch anders. Denn während sich die Parteivorderen in ihrem
Buhlen um eine breite Wählerschaft darum bemühen, den Spagat zwischen
Populismus und Profilierung verletzungsfrei zu überstehen, wartet der
interessierte Beobachter sehnsüchtig bis gierig darauf, dass die
Vorsitzenden an eben dieser Aufgabe scheitern und sich daraus ein
öffentlichkeitswirksames Spektakel ergibt. Um diesen Prozess in Gang
zu setzen, bedarf es eines Initiators, der den ersten Stein wirft und
bereit ist, danach ordentlich Prügel zu beziehen - im aktuellen Fall
hat sich der Sozialdemokrat Wolfgang Clement geopfert.

Hier stehe ich, und ich kann nicht anders, ruft der Ex-Parteivize
seinen Kritikern zu, die es absonderlich bis abscheulich finden, dass
Clement eine Woche vor der Hessenwahl die Energiepolitik der
SPD-Spitzenkandidaten Ypsilanti kritisiert. Mag sein, dass die
Energiepolitik der SPD im Allgemeinen und die von Andrea Ypsilanti im
Speziellen Schwachstellen aufweist. Aber Clements indirekte
Wahlempfehlung für den Christdemokraten Roland Koch ist kein
Ausreizen innerparteilicher Meinungsvielfalt - es ist nichts anderes
als ein stilloser Affront gegenüber den eigenen Mitstreitern. Der
heutige RWE-Aufsichtsrat Wolfgang Clement, der immer ein
spannungsreiches Verhältnis zu seiner Partei gepflegt hat, hat sich
damit endgültig von der politischen Bühne verabschiedet - dazu bedarf
es keines formellen Ausschlussverfahrens mehr.

Clements Frontalangriff geht weit über das hinaus, was die große
SPD aushalten muss. Flügelkämpfe gehören zum Inventar aller
Volksparteien. Linke und konservative Kreise, Netzwerker und
Parlamentarier-Clubs: Auch die SPD, die mit der Verabschiedung des
Godesberger Programms im Jahr 1959 den Wandel von der marxistischen
Arbeiter- zur Volkspartei vollzogen hat, ist durchsiebt von Gruppen
und Grüppchen, die einander kritisch beäugen.

Gerhard Schröders Agenda 2010 bleibt auf absehbare Zeit die
Sollbruchstelle in der SPD. Auf die damit einhergehende Reform des
Sozialstaats und den Druck von der Linkspartei reagierte die
Parteimehrheit auf dem Hamburger Parteitag mit einem Linksruck - was
wiederum Wirtschaftsfundis wie Wolfgang Clement und andere
provoziert. Auch Peer Steinbrücks Breitseite gegen die
innerparteilichen "Heulsusen" ist in guter Erinnerung. Der
Nach-Schröder-Zwist ist noch nicht ausgestanden.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

115369

weitere Artikel:
  • Edathy äußert scharfe Kritik an Clement / Bosbach verteidigt CDU-Wahlkampf in Hessen Bonn (ots) - Der Vorsitzende des Bundestagsinnenausschusses, Sebastian Edathy (SPD), hat die Äußerungen des ehemaligen Bundesminister Wolfgang Clement (SPD) über die hessische SPD scharf kritisiert. In der Berliner PHOENIX Runde (Ausstrahlung Montagabend 22.15 Uhr) sagte er: "Man muss Wolfgang Clement nicht wichtiger machen als er ist. (...) Wenn er meint, sich in seiner neuen Funktion als Wirtschaftsvertreter in einen laufenden Landtagswahlkampf einmischen zu müssen, dann finde ich das bedauerlich." Auf die Frage, ob er für ein Parteiausschlussverfahren mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Präsidentenwahl in Serbien: Bielefeld (ots) - Spätestens bei der Stichwahl am 3. Februar stehen die Serben endgültig am Scheideweg. Entweder machen sie sich auf dem Weg nach Europa, wo sie willkommen sind. Oder sie verrennen sich noch tiefer in der nationalistischen Sackgasse, aus der dann ein Entkommen immer schwieriger wird. Für einen Normal-Europäer ist die Mentalität der Serben nur schwer zu verstehen. Wirtschaftlich steht das Land am Abgrund. Das Durchschnittseinkommen liegt bei nur 375 Euro, doch der Lebensunterhalt ist teurer als sonstwo in Europa. Zudem verlassen mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Massive Kritik an Pflegestützpunkten Schmidt muss nachbessern Cottbus (ots) - Wer einen Pflegefall in seiner Familie hat, würde es sicher zu schätzen wissen, wenn es eine zentrale Anlaufstelle gäbe, in der die Betroffenen gewissermaßen Hilfe aus einer Hand erhalten. Gerade im Pflegebereich läuft noch zu viel nebeneinander her. Die Idee der Pflegestützpunkte, in denen genau das geschehen soll, hat daher eine Menge Charme. Nur scheint es hier wie so oft im Leben zu sein: Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht. Das wird sich Gesundheitsministerin Ulla Schmidt eingestehen müssen, wenn sie die mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Karibikinsel wählt neues Parlament Kuba bleibt Kuba Cottbus (ots) - Nun ist Fidel Castro also wieder in die Nationalversammlung eingezogen und hat sich damit alle Optionen offen gehalten, sich im März erneut zum Staatschef küren zu lassen. Die Frage, die alle Kubaner bewegt, welche Rolle der Revolutionsführer mit Darmleiden künftig in der Politik der Insel bekleiden soll, harrt weiter einer offiziellen Antwort. Inoffiziell allerdings ist seine Nachfolge längst geregelt, und die Post-Fidel-Ära ist längst angebrochen. Dazu genügt ein kurzer Rückblick auf den Besuch des brasilianischen Staatschefs mehr...

  • Rheinische Post: Serbiens Zukunft Düsseldorf (ots) - von Godehard Uhlemann Was politisch in Serbien los ist, das darf der Europäischen Union nicht egal sein. Dabei geht es gar nicht darum, das Balkanland demnächst in die EU zu holen. Darauf ist es wirtschaftlich und politisch auch noch nicht vorbereitet. Die EU muss daran interessiert sein, Serbien auf EU-Kurs zu halten und Belgrad die Perspektive einer Mitgliedschaft zu ermöglichen. Doch über allem schwebt die Kosovo-Frage. Serbien will die noch zu ihm gehörende Südprovinz nicht aufgeben, die Kosovaren wollen die Unabhängigkeit, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht