(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) schreibt zum CDU-Bundesparteitag:

Geschrieben am 03-12-2007

Bielefeld (ots) - Am schönsten ist es immer noch in der Mitte. Die
CDU ist gestern in Hannover angetreten, den vom Berliner
Koalitionspartner per Linksruck freigemachten Platz in aller Breite
auszufüllen.
Dankbar und glücklich sind die Unionsstrategen darüber, dass die SPD
auf Abstand geht und dabei noch mehr Raum für Angela Merkel lässt.
Das Ergebnis haben 1000 Delegierte in riesigen Lettern weiß auf blau
vor Augen: »Die Mitte«. Noch nie gab es ein so knappes und bündiges
Motto für einen Bundesparteitag.
Schauplatz dieses Platzwechsels ist exakt jene gigantische
Messehalle, in der Gerhard Schröder 1996 seine Neue Mitte beschwor,
die ihn zwei Jahre später an die Macht brachte. Die SPD will heute
davon nichts mehr wissen, nicht nur weil damals beinahe Oskar
Lafontaine auf den Kanzlerkandidaten-Schild gehoben worden wäre.
Der Union ist der Platzvorteil quasi über Nacht in den Schoß
gefallen. Jetzt gilt es klarzustellen, dass man mehr ist als
Kanzlerwahlverein, konservativer Klüngel, liberaler Feigenblatthalter
oder sozial überaktiv.
Die Mitte hat einen Haken. Auch dort muss man sagen, wo man steht.
Saarlands Ministerpräsident Peter Müller löst das Problem auf die ihm
eigene spöttische Art: »Wer nach allen Seiten offen ist, ist nicht
ganz dicht.«
Grundsatzprogramme sind eine Ansammlung guter Wünsche, schöner
Formulierungen und frei von Festlegungen im Detail. Deshalb musste
Merkel aus tausendmal gesagten Sätzen eine schlüssige Grundsatzrede
basteln. Von »sozial ist, was Arbeit schafft«, über »offen sein für
Neues« bis »Bewährtes bewahren« reichten die scheinbaren
Allgemeinplätze. Allerdings: In der Summe boten Merkels Botschaften
ein geschlossenes Bild, nämlich das Welt- und
Gesellschaftsverständnis der Union.
Werte ja, aber kein Zwang, Leitkultur auch, nur nicht als Keule,
sondern Wegweisung. Freiheit selbstverständlich, aber nicht auf
Kosten anderer. Christliche Soziallehre sowieso, nur nicht in
SPD-Version als »soziale Gerechtigkeit«. Schließlich gute
Außenpolitik, kombiniert mit dem Signal-Wort Menschenrechte.
Gerade im Integrationsteil des Grundsatzprogrammes wird der
Unterschied zur SPD deutlich. Da steht das Einfordern von
Deutschkenntnissen. Auch das Nachzugsverbot unter 18 Jahren muss
sein, weil nur so Zwangsehen verhindert werden. Schließlich die alte
Kennedy-Frage selbst an Zuwanderer: Was kannst du zum Gelingen der
Gesellschaft beitragen?
Schon gestern begann der Praxistest für das neue Hannoveraner
Programm. Nur mit einer »Botschaft der Wahlfreiheit« schaffte es
Merkel so gerade noch, die drohende Ablehnung des Erziehungsgeldes
für daheimbleibende Mütter und Väter zu umschiffen.
Es wird noch viele solcher Formelkompromisse brauchen, um
Grundsätzliches und Unvereinbares auf Linie zu bringen. Das neue
Parteiprogramm ist kein Universalschlüssel für alle Probleme.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

108209

weitere Artikel:
  • LVZ: zur Russland-Wahl Angst vor Russland? Leipzig (ots) - Von Kostas Kipuros Wenn es stimmt, dass sich Geschichte zwei Mal ereignet - einmal als Tragödie, das zweite Mal als Farce - dann hat Russland mit der Duma-Wahl eine klassische Farce erlebt. Die Ähnlichkeiten mit den Zeiten des längst beerdigt geglaubten sowjetischen Systems sind in der Tat frappierend: keine Opposition, Unregelmäßigkeiten beim Urnengang, staatlich kontrollierte Medien und die Allmacht einer einzigen Partei. Doch Vorsicht vor voreiligen Schlüssen. Auch mit der Duma-Wahl droht kein Rückfall Russlands in die mehr...

  • Rheinische Post: Merkels ruhige Mitte Düsseldorf (ots) - von Stefan Reker Hier in der Mitte sind wir - und nur wir." Die besitzergreifende Parole der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel beim Parteitag ließe sich ergänzen: Über aller Mitte ist Ruh'. Prominente Delegierte sprachen gar vom langweiligsten Parteitag seit Jahren. Merkel muss dieses Urteil nicht einmal übel nehmen, spricht es doch für eine bemerkenswerte Stabilität der Partei - sogar in Zeiten schmerzhafter Kompromisse mit dem Regierungspartner SPD. Behutsam hat Merkel die CDU wieder in die politische Mitte geführt. mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: zu CDU: Stuttgart (ots) - "Da, wo die Mitte ist, sind wir. Und da, wo wir sind, ist die Mitte." Wie ein Mantra wiederholt sie in ihrer Parteitagsrede diese Formel. Die soll dazu dienen, sich von der angeblich nach links rückenden SPD abzuheben. Als wäre die Merkel-CDU den Genossen dabei nicht schon ein Stück weit gefolgt. Ob auch die eigene Partei Merkel folgt, muss sich noch weisen. Nicht alle sind überzeugt von der neuen sozialen Sensibilität der CDU. Sie werden nicht für immer stumm bleiben. Originaltext: Stuttgarter Nachrichten Digitale mehr...

  • Rheinische Post: Putins Machterhalt Düsseldorf (ots) - von Doris Heimann Der deutliche Sieg der Kreml-treuen Partei Geeintes Russland ebnet Wladimir Putin den Weg zum Machterhalt. Um dieses Ziel ging es ihm. Und deshalb griff die Obrigkeit völlig ungehemmt zum Instrumentarium autoritärer Regime, um ein bestmögliches Ergebnis zu erreichen - selbst wenn die Kreml-Partei die Wahlen auch unter demokratischeren Bedingungen gewonnen hätte. Der Aufschrei des Westens angesichts kruder Wahlmanipulationen kommt zu spät und ist heuchlerisch. Nicht erst seit dem Wahltag ist klar, mehr...

  • Rheinische Post: Klima-Dilemma Düsseldorf (ots) - von Michael Bröcker Eines haben die Klima-Experten schon vor dem viel beachteten Gipfel in Bali erreicht. Nur eine kleine Minderheit leugnet die düsteren Klimaprognosen und die dafür ursächlichen Verhaltensweisen der Menschen. Von "Öko-Diktatur" kann keine Rede mehr sein. Die Bedrohung ist real. Und doch werden die Klima-Experten auf der Tropeninsel keine ehrgeizigen CO2-Reduktions-Beschlüsse fassen. Zu hartnäckig sind die gegenseitigen Schuldzuweisungen zwischen Entwicklungs- und Schwellenländern auf der einen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht