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Vor dem Lkw-Gipfel: Deutsche Umwelthilfe misst extrem hohen Stickoxid-Ausstoß bei Euro V und Euro VI Lkw im Realbetrieb

Geschrieben am 10-11-2020

Berlin (ots) -

- DUH kritisiert die Weigerung der zuständigen Behörden, die realen Emissionen gesundheitsschädlicher Luftschadstoffe zu überwachen und Verstöße zu ahnden - Fehlende Kontrolle des Bundesverkehrsministeriums führt zu einer Verdopplung der realen Stickoxidemissionen von Lkw auf Autobahnen - DUH fordert: Keine finanzielle Förderung für den Neukauf von Diesel-Lkw und damit Subventionierung des Straßengüterverkehrs - Stattdessen muss der Ausbau der Schiene für den Güterverkehr forciert werden

Ein Tag vor dem geplanten Lkw-Gipfel im Bundesverkehrsministerium zur Förderung der Lkw-Branche und Steigerung des Güterverkehrs auf unseren Straßen veröffentlicht die Deutsche Umwelthilfe (DUH) alarmierende Ergebnisse der realen Abgasemissionen bei LKW. Das Emissions-Kontroll-Instituts (EKI) der DUH hat in mehreren EU-Ländern die Emissionen von insgesamt 284 Lkw der Abgasstufen Euro V und VI im Fahrbetrieb erfasst. Jeweils ungefähr die Hälfte der untersuchten Lkw zeigten überhöhte Abgasemissionen bei den Stickoxidemissionen (NOx). Damit erhöhen sich die NOx-Emissionen der Gesamtflotte um das 2-fache, sowohl bei den Lkw der Abgasstufe Euro V als auch bei den Lkw der neuesten Abgasstufe Euro VI.

Die DUH sieht daher die zuständigen Behörden in der Pflicht, endlich mit einer wirksamen Kontrolle der stark überhöhten NOx-Emissionen bei Lkw im Realbetrieb zu beginnen. Sie wendet sich zudem gegen die geplante Blockade der Verkehrswende im Güterverkehr: Anstatt den Speditionen aus Steuermitteln hohe Zuschüsse für den Kauf von neuen Lkw zu zahlen und so den Güterverkehr auf der Straße zu subventionieren, muss die Bundesregierung den Ausbau der Schiene für den Güterverkehr forcieren. Konkret kritisiert die DUH Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer mit Blick auf angekündigte Kaufprämien für Diesel-Lkw der Abgasstufe Euro VI.

" Unsere Abgasmessungen zeigen extreme Überschreitungen der Stickoxidemissionen und die Kontrollbehörden schauen wie bereits beim Dieselgate der Pkw aktiv weg. Im Windschatten der Covid-19 Pandemie versucht Verkehrsminister Scheuer, die Verkehrswende im Güterverkehr rückabzuwickeln. Seine neue Parole lautet: "Mehr Güter auf die Straße", indem er den Speditionen hohe Kaufprämien für den Kauf von Lkw gewährt und damit die Wettbewerbsfähigkeit des Schienengüterverkehrs weiter verschlechtert. Während in der Schweiz mehr als 70 Prozent des Güterverkehrs über die Schweizer Alpen über die Schiene rollt, im Flachland sind es immerhin 37 Prozent, beträgt der Anteil des Schienenverkehrs in Deutschland bei Gütertransport ganze 18 Prozent, " so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.

Die DUH führte ihre Messungen mit einer portablen NOx-Messapparatur auf Autobahnen in Deutschland, Österreich und der Slowakei durch. In Österreich fanden die Messungen in Zusammenarbeit mit der Autobahnpolizei statt. Mit dem sogenannten plume-chasing-Verfahren werden mit einem Messgerät in einem nachfahrenden Fahrzeug die Emissionen des voranfahrenden Fahrzeuges erfasst. Auf der Basis dieser Methode hatte die DUH bereits im Juli 2019 Messergebnisse vorgestellt. Bei den aktuellen Messungen wurden insgesamt 284 Fahrzeuge der Abgasstufen Euro V und Euro VI überprüft.

Für die hier untersuchten Lkw gelten die NOx-Grenzwerte für Euro V von 2.000 mg NOx/kWh beziehungsweise für Euro VI von 460 mg NOx/kWh. Auf den Euro VI NOx-Grenzwert wird entsprechend der rechtlichen Vorgaben ein "Konformitätsfaktor" von 1,5 aufgeschlagen. Zusätzlich wurde bei der Bewertung der hier erhobenen Daten ein Fehlerfaktor von 1,4 auf den NOx-Grenzwert, sowohl auf die Euro V als auch auf die Euro VI Lkw, aufgeschlagen, um Messungenauigkeit und weitere Einflüsse, die bei Wiederholungsmessungen maximal festgestellt werden konnten, zu berücksichtigen. Insgesamt bewertet die DUH die Messergebnisse also auf Basis eines NOx-Schwellenwert von 2.800 mg/kWh für Euro V und für die Euro VI aufgerundet eines NOx-Schwellenwertes von 1.000 mg/kWh, ab dem die Lkw als verdächtig eingestuft werden.

Jeweils rund die Hälfte der Fahrzeuge überschritt die für die Abgasstufen definierten Schwellenwerte. Besonders hohe Überschreitungen wurden bei Lkw mit polnischer Zulassung festgestellt.

Grund für die Überschreitungen sieht die DUH entweder in defekten Abgasreinigungssystemen oder aber in vom Fahrzeughalter verwendeten Abschalteinrichtungen, die die Funktionsweise der Katalysatoren über die Verminderung der Zufuhr des erforderlichen Harnstoffes blockieren.

" Die Behörden reagieren bislang nicht auf diese zunehmend weit verbreitete Praxis, da ihnen angeblich geeignete Messgeräte nicht zur Verfügung stehen. Die hier vorgestellten Messungen zeigen, dass eine Überprüfung einfach durchgeführt werden kann. Deshalb muss der Bundesverkehrsminister dafür sorgen, dass die Lkw überprüft werden und Fahrzeuge mit hohen Emissionen Fahrzeuge stilllegt werden ", fordert Axel Friedrich, der die Messungen der DUH fachlich unterstützt.

Links:

Messbericht: http://l.duh.de/p201110

Pressekontakt:

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
0171 3649170, resch@duh.de

Dr. Axel Friedrich, Internationaler Verkehrsberater
0157 71592163, axel.friedrich.berlin@gmail.com

DUH-Pressestelle:

Matthias Walter, Marlen Bachmann, Thomas Grafe
030 2400867-20, presse@duh.de

www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe, www.facebook.com/umwelthilfe,
www.instagram.com/umwelthilfe

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/22521/4758856
OTS: Deutsche Umwelthilfe e.V.

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell


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