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Söder bittet Bürger um Geduld in der Corona-Krise / "Es wäre falsch, die Therapie frühzeitig abzubrechen"

Geschrieben am 07-11-2020

Düsseldorf (ots) - Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Markus Söder mahnt die Deutschen zu Geduld in der Corona-Pandemie. "Jetzt gilt es, Geduld zu bewahren. Wir brauchen mindestens zwei Wochen, um den Erfolg der Maßnahmen bewerten zu können. Es wäre falsch, die Therapie frühzeitig abzubrechen. Es ist ohnehin der mildeste Lockdown, den es derzeit in Europa gibt", sagte Söder der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Samstag). Er gab sich aber verhalten zuversichtlich: "Der Lockdown light wird wirken. Die Medizin ist bitter, aber notwendig. Ich hoffe, die Dosis reicht."

Gleichzeitig kritisierte Söder den Umgang der Gesellschaft mit den Menschen, die mit oder an Covid-19 gestorben sind. "Ich bin entsetzt, wie oberflächlich teilweise über das Leben geredet wird. AfD und andere meinen, man müsse eben hinnehmen, dass Menschen sterben. Aber wieviele wären nach deren Ansicht akzeptabel? Wer soll da eine Grenze festlegen? Der Schutz jedes Lebens ist entscheidend." Es gehe bei Corona auch nicht um eine Loyalität zum Staat, sondern um Rücksichtnahme, Solidarität und Miteinander. "Wir sind ein Generationen- und kein Ego-Land", betonte Söder.

Die autorisierte Passage des Interviews im Frage-Antwort-Kontext:

Herr Ministerpräsident, wie beurteilen Sie die erste Woche des Lockdowns?

Es war wichtig, dass wir zu einheitlichen Maßnahmen in ganz Deutschland gekommen sind. Jetzt gilt es, Geduld zu bewahren. Wir brauchen mindestens zwei Wochen, um den Erfolg der Maßnahmen bewerten zu können. Es wäre falsch, die Therapie frühzeitig abzubrechen. Es ist ohnehin der mildeste Lockdown, den es derzeit in Europa gibt.

Was passiert, wenn die Maßnahmen nicht greifen?

Söder Der Lockdown light wird wirken. Die Medizin ist bitter, aber notwendig. Ich hoffe, die Dosis reicht. Denn wir erleben derzeit höhere Infektionszahlen als im Frühjahr. Wir müssen massiv Kontakte reduzieren, um Corona einzudämmen. Dennoch haben wir Prioritäten gesetzt und entschieden, Kitas und Schulen offen zu lassen. Dabei ist wichtig, dass unsere Schüler keinem zusätzlichen Leistungsdruck ausgesetzt werden. Es ist kein normales Schuljahr, aber es soll ein faires werden mit gleichwertigen Abschlüssen.

Wird es ein normales Weihnachtsfest geben?

Söder Ich hoffe, dass man wieder mehr mit Freunden und Familie feiern kann. Das vielleicht schönste Weihnachtsgeschenk wäre dann ein Impfstoff, der zeitnah zur Verfügung steht.

Kamen die Maßnahmen nicht zu spät?

Söder Medizinisch wäre ein früherer Zeitpunkt wünschenswert gewesen, aber es braucht auch die gesellschaftliche und politische Akzeptanz. Wir können nicht nur technokratisch entscheiden, sondern müssen behutsam und sensibel erklären und argumentieren. Verschwörungstheoretiker werden wir nicht erreichen, aber Skepsis und Fragen müssen wir mit guten Argumenten begegnen. Denn ohne die Bereitschaft der Menschen nützen alle Verordnungen wenig.

Ziehen Politik und Wissenschaft da an einem Strang?

Söder Die großen Wissenschaftsinstitute von Max Planck bis Fraunhofer befürworten nachhaltig die Strategie. Aber es gibt auch andere Stimmen, wobei manches verwundert. Zum Beispiel, dass der Präsident der Bundesärztekammer die Maskenpflicht als "Vermummungsgebot" bezeichnet hat ,auch wenn er sich nach Protesten davon wieder distanziert hat. Solche Stimmen führen leider dazu, dass Menschen verunsichert werden. Trotzdem unterstützt dankenswerterweise die große Mehrheit der Bürger die Corona-Maßnahmen.

Geht die Gesellschaft angemessen mit den Corona-Toten um?

Söder Nein. Ich bin entsetzt, wie oberflächlich teilweise über das Leben geredet wird. AfD und andere meinen, man müsse eben hinnehmen, dass Menschen sterben. Aber wieviele wären nach deren Ansicht akzeptabel? Wer soll da eine Grenze festlegen? Der Schutz jedes Lebens ist entscheidend. Wir müssen uns um jeden einzelnen kümmern. Es geht bei Corona nicht um die Frage der Loyalität zum Staat. Sondern um Rücksichtnahme, Solidarität und Miteinander. Wir sind ein Generationen- und kein Ego-Land.

Reicht die Corona-App aus? Sollte das Recht auf körperliche Unversehrtheit nicht mehr zählen als der Datenschutz?

Söder Nach einem Fußballspiel weiß man auch immer besser, wann man den Pass hätte spielen sollen. Meiner Ansicht nach gibt es eine hohe Bereitschaft, weiter an der Warn-App zu arbeiten.

Sie sind also für eine Tracking-App?

Ich bin immer dafür, dass wir offen und vorurteilsfrei über Verbesserungen reden. Datenschutz ist ein hohes Gut. Daher müssen wir sorgfältig prüfen, was im Rahmen unserer Gesetze möglich ist. Die Warn-App kann ein wertvolles Instrument sein.

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Pressekontakt:

Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2627

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/30621/4756085
OTS: Rheinische Post

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