(Registrieren)

Zeit, über die AfD zu reden / Von Christine Schröpf

Geschrieben am 25-10-2020

Regensburg (ots) - Halten wir uns in Sachen AfD dieses Mal nicht damit auf, dass ausgerechnet Landtagsfraktionschefin Katrin Ebner-Steiner ihre Partei gerade als verlängerten Arm des Grundgesetzes bezeichnet hat. Eine Frau, die für ihre Nähe zu Ultra-Rechtsaußen Björn Höcke bekannt ist, ihn zu Showzwecken schon durch das Maximilianeum führte. Eine Politikerin, die wegen Corona von einer Diktatur schwurbelt, sich aber selbst nur durch Statuten an der Spitze ihrer Fraktion hält, die ihr mehrheitlich die Gefolgschaft verweigert. Ignorieren wir, dass beim Treffen der deutschen AfD-Fraktionsspitzen an diesem Wochenende im Landtag Journalisten unerwünscht und nur mit "ausdrücklicher Genehmigung" zugelassen waren, das Grundgesetz samt Pressefreiheit also eher als Wundertüte verstanden wird, aus der sich liebsame Paragrafen nach Gusto herausziehen lassen. Blicken wir für den Moment nicht auf die Serie von AfD-Eklats - etwa den unsäglichen Gasmaskenauftritt des Oberpfälzer Abgeordneten Stefan Löw. Schwamm drüber für den Augenblick auch über parteiinterne Streitigkeiten am laufenden Band, die gerne öffentlich zelebriert werden, um in der Folge zu beklagen, dass die AfD in der Öffentlichkeit schlecht dargestellt wird. Kommen wir also trotz allem zu dem, was zum Bedauern der AfD in der medialen Betrachtung zu kurz kommt: den Inhalten. Nein, nicht zu dem migrations- und ausländerfeindlichen Part, der sich durch viele Positionen webt. Konzentrieren wir uns auf den 20-Punkte-Plan zu Corona, der kürzlich verbreitet wurde und in einem gut 20-minütigen Youtube-Video etwas ausführlich erläutert wird. Vorneweg: Das Konzept ist dünn. Es setzt darauf, nur ältere Menschen und Risikogruppen zu schützen, ohne das in aller Konsequenz durchzuspielen und die Dimension der Betroffenen aufzuzeigen. Allein der Anteil der über 65-Jährigen umfasst in Bayern - um ein Beispiel zu nennen - rund 2,7 Millionen Bürger und damit einen Bevölkerungsanteil von über 20 Prozent. Als konkreteste Schutzmaßnahme nennt die AfD hier kostenlose FFP2-Masken, was angesichts der in der Partei vehement grassierenden Masken-Aversion ein unfreiwillig komisches Moment hat. Geschenkt. Ansonsten soll dem Virus in der breiten Gesellschaft weitgehend freier Lauf gelassen werden, alle Vorsicht fallengelassen und nur regelmäßig der neue Stand der Herdenimmunität ermittelt werden. Über eventuell weitergehende Maßnahmen will die AfD nachdenken, wenn die Intensivstationen voll sind. Also zu einem Zeitpunkt, an dem es nach Einschätzung zahlreicher Experten zu spät ist. Bei der dann parallel zwangsläufig sehr hohen Zahl Neuinfizierter in Deutschland wäre der nächste Schub an Krankenhaus-Patienten schon vorprogrammiert und nur noch nicht sichtbar, weil sich die Betroffenen erst im Anfangsstadium ihrer Krankheit befinden. Die AfD, die gerne vor Corona-Panik warnt, schlägt also als Alternative eine Politik vor, die echten Grund zur Sorge gibt. Die Teile des 20-Punkte-Plans, die des Nachdenkens wert sind, werden nicht weiter ausformuliert, obwohl sie Schwachpunkte der aktuellen Maßnahmen treffen. Das gilt etwa für die Öffnungszeiten der Gastronomie, die je nach Warnstufe auf bis zu 21 Uhr herunter geschraubt werden, ungeachtet der dort zumeist besonders guten Hygienekonzepte. Es gibt in der AfD einen Teil, der differenzierter unterwegs ist. Das Sagen hat er nicht. Ebner-Steiner und Co. sind jedenfalls nicht an Diskussionen in der Sache interessiert. Schräge Auftritte dienen nur einem Zweck: Sie liefern Videoschnipsel, um über soziale Netzwerk aufzuwiegeln und das politische "System" in Misskredit zu bringen. Ins Visier genommen wird nicht das Virus, sondern Corona-Leugner, Verschwörungstheoretiker, vor allem aber Menschen, die Corona überdrüssig sind. Noch funktioniert die simple Masche - leider viel zu gut. In Umfragen rangiert die AfD weit über Wert.

Pressekontakt:

Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/62544/4743965
OTS: Mittelbayerische Zeitung

Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

753636

weitere Artikel:
  • Verkehrswende hängt fest / Kommentar von Joachim Fahrun Berlin (ots) - Natürlich ist auch die Pandemie schuld. Schließlich müssen auch Planer von Schienenwegen gegebenenfalls in Quarantäne, konnten wegen ihrer zu betreuenden Kinder nicht arbeiten oder wurden im schlimmsten Fall sogar selbst krank. Dennoch stecken auch eigene Versäumnisse hinten den massiven Schwierigkeiten der Berliner Verwaltung, mit den Vorarbeiten für einen besseren Schienenverkehr voran zu kommen. Es herrscht ein Missverhältnis zwischen den hehren Ansprüchen, die Verkehrswende durch schnellen Ausbau der Schienenwege in der Region mehr...

  • Einigung im öffentlichen Dienst: Gezielter belohnen / Kommentar von Ronny Gert Bürckholdt Freiburg (ots) - Das Interessanteste an der Einigung (...) sind Sonderregeln für einige Beschäftigte. Es ist verdient, dass in der Pandemie die Pflegekräfte finanziell besonders bedacht werden. Sie haben mehr geleistet als andere. Und deswegen lassen sich eben auch nicht überproportionale Lohnzuwächse für alle rechtfertigen, also auch für jene, die gar nicht im Anti-Krisen-Einsatz waren, und die sich anders als Selbständige und viele Beschäftigte der Privatwirtschaft keine Sorgen um ihren Job machen müssen. Es gibt weitere Gründe, dem Beispiel mehr...

  • Zwei Drittel aller Neueinstellungen sind atypisch Düsseldorf (ots) - Zwei von drei Neueinstellungen waren im vergangenen Jahr so genannte atypische Beschäftigungen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Linken hervor, die der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Montag) vorliegt. Demnach entfielen von den insgesamt fast 10,3 Millionen Neueinstellungen in ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis 6,6 Millionen oder 65 Prozent nicht auf ein unbefristetes Normalarbeitsverhältnis in Vollzeit. Nach den Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) waren 2019 mehr...

  • GdP appelliert an mehr Corona-Eigenverantwortung und verlangt Absage von Castor-Transport Düsseldorf (ots) - Angesichts der sich zuspitzenden Corona-Lage hat die Gewerkschaft der Polizei (GdP) die Bürger zu mehr Eigenverantwortung aufgerufen. "Wir merken immer wieder, wie gereizt die Gesellschaft im Augenblick ist - bei der kleinsten Gereiztheit wird nach der Polizei gerufen", sagte der stellvertretende GdP-Vorsitzende Jörg Radek der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Montag). Jeder Kneipenwirt könne selbst ein Verbot aussprechen, wenn sich ein Gast nicht an die Sperrstunden halte oder die Corona-Liste nicht korrekt ausfülle. Er müsse mehr...

  • Corona-Krise: Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans plädiert für einen einheitlichen Maßnahmenkatalog für Deutschland / "Am Ende kann es jedes Bundesland treffen" Düsseldorf (ots) - Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans fordert mehr Solidarität der Ministerpräsidenten im Kampf gegen Corona. "Wir brauchen einen einheitlichen Maßnahmenkatalog. Die Bürger wollen Transparenz, sie wollen wissen, was passiert, wenn ihr Landkreis rot, gelb oder grün eingestuft ist. Natürlich muss ein Landkreis im Norden nicht in den Lockdown, wenn die Zahlen im Süden schlecht sind. Aber ich wünsche mir schon, dass es Solidarität unter den Bundesländern gibt, denn am Ende kann es jedes Bundesland treffen", sagte der CDU-Politiker mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht