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Langer Weg / Kommentar von Christian Matz zur Strategie gegen das Coronavius

Geschrieben am 08-10-2020

Mainz (ots) - Wir brauchen in Deutschland dringend eine neue Debatte über die Strategie im Kampf gegen das Coronavirus. Die Forderung mag überraschen, weil wir gefühlt seit Monaten über nichts anderes diskutieren. Aber gerade das Thema Beherbergungsverbote für Reisende aus deutschen Hotspots zeigt doch wie unter einem Brennglas: So kann das nicht funktionieren. Hier haben wir ein Regel-Wirrwarr - von der abgedroschenen Metapher Flickenteppich mag man ja gar nicht mehr reden -, bei dem niemand mehr folgen kann: Nicht die Politiker, die darüber entscheiden müssen; nicht die Bürger, die es befolgen sollen; nicht die Ordnungsbehörden, die es zu überwachen haben. Um nicht falsch verstanden zu werden: Auf keinen Fall soll damit Corona-Leugnern das Wort geredet werden. Wer das Virus nicht für eine Bedrohung hält, der lebt offensichtlich gedanklich auf einem anderen Planeten. Selten in jüngerer Zeit waren sich die Regierungen weltweit doch derart einig in der Beurteilung einer Gefahr - auch wenn die nationale Strategie jeweils anders aussieht. Und auch in den USA darf die jüngste Trump-Show nicht darüber hinwegtäuschen, dass weniger umsorgte Patienten in den Kliniken des Landes aufgrund ihrer Coronavirus-Infektion um ihr Leben kämpfen. Mit der Forderung nach einer neuen Strategie sollen zweitens auch nicht die bisherigen Erfolge in Abrede gestellt werden. Deutschland steht vergleichsweise hervorragend da. Ja, es gab und gibt heftige Beschränkungen - woanders waren und sind sie aber noch heftiger. Bei größeren Opferzahlen.Immer mehr aber kristallisiert sich heraus, dass der Blick auf die "nackten" Infektionszahlen zu einer falschen Wahrnehmung führen kann. Wie das Kaninchen auf die Schlange starren wir - Politik, Medien, Gesellschaft - mitunter auf die Zahl 50, also den als kritisch erachteten Wert der Neuinfektionen pro 100000 Einwohner in den letzten sieben Tagen. Dieser Wert und die Infektionszahlen insgesamt helfen zwar dabei, die Entwicklung grob einzuordnen; und dort, wo es regional sinnvoll ist, früh gegenzusteuern. Mit regional begrenzten Maßnahmen. Sie sind aber keine geeignete Basis, solch einschneidende Maßnahmen wie etwa innerdeutsche Reisebeschränkungen zu verhängen - zu einer Zeit, in der zum Beispiel die Intensivversorgung noch absolut sichergestellt ist. Wir werden lernen müssen, buchstäblich "entspannter" mit dem Virus zu leben, denn wann ein Impfstoff da ist, und wann er tatsächlich hilft, ist völlig unklar. Das ist ein langer Weg und ein schmaler Grat. Mit Verboten, die weder sinnvoll noch angemessen sind, kommen wir nicht weit.

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