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Söder und der Corona-Winter/Beim Parteitag zeigt der facettenreiche CSU-Chef, dass er lernfähig ist. Er geht einen mutigen Schritt. Von Christine Schröpf

Geschrieben am 27-09-2020

Regensburg (ots) - Die Corana-Krise zeigt die unterschiedlichen Facetten des Markus Söder: Der CSU-Chef und Ministerpräsident ist krisenfest. Er neigt zur Vorsicht bei unklarer Gefahrenlage. Er scheut nicht unbequeme Entscheidungen. Er ist konfliktbereit. Bisweilen hat er seinen Hang zur Selbstüberhöhung und zum Schauspielerhaftem nicht in den Griff. Er ist ansonsten sehr lernfähig. Aus diesem Grund zeigte er sich beim CSU-Parteitag als Politik-Erklärer. Es war der eindringliche Versuch, zumindest jenen Teil der Corona-Skeptiker zu erreichen, der bisher nur nachvollziehbare Begründungen für seinen strikten Corona-Kurs vermisst. Kinobesitzer sind darunter und Künstler. Menschen, die um ihren Arbeitstag fürchten. Firmenchefs, die ans Zusperren denken. Tatsächlich kam das detaillierte Erklären von Maßnahmen durch die Politik in den vergangenen Monaten manchmal zu kurz. Die Pressekonferenzen waren von neuen Zahlen und dem Verkünden von Gegenmaßnahmen bestimmt - auch weil ein Großteil der Bürger dem Regierungskurs insgesamt großes Vertrauen entgegenbringt. Dieses Versäumnis packte Söder jetzt an - und grenzte sich gleichzeitig mit neuer Schärfe vom radikalen und staatszersetzenden Teil der Corona-Skeptiker ab. Der CSU-Chef lieferte starke Argumente für seinen Corona-Kurs, die zumindest davon überzeugen müssten, dass in München kein Leichtfertiger einfach mal so Freiheitsrechte wegen der Pandemie temporär außer Kraft setzt. So hart es jetzt auch alle trifft: Es wäre keine Lösung, den Dingen ihren Lauf zu lassen, bis die Intensivbetten voll sind. Die so genannte Herdenimmunität ist keine Option, weil dabei viele Menschen auf der Strecke blieben. Weit sinnvoller sind die nun gestaffelten und regional abgestimmten Gegenstrategien, die mit dem wachsenden Wissen über das Virus entwickelt worden sind. Skeptiker sollten sich die Frage stellen, wie sie selbst entscheiden würden, wenn sie nicht allein für sich selbst, sondern für den ganzen Freistaat Verantwortung tragen würden. Die Antworten mögen anders ausfallen als bei Söder. Selbst in der Münchner Regierungskoalition herrscht darüber bekanntlich immer wieder Tauziehen. Doch wer die Denkaufgabe ernst nimmt, weiß: einfach ist das alles nicht. Diese Erkenntnis könnte Ausgangspunkt für Gespräche und ein gemeinsames Ringen um bestmögliche Lösungen sein. Denn die Corona-Strategie hat im Detail tatsächlich auch Löcher, weist Ungereimtheiten auf. Der harte Kern der Corona-Skeptiker wird sich jedem Argument verschließen. Söder hat beim Parteitag zu Recht publik gemacht, wie menschenverachtend dieser Part unterwegs ist, auch wenn das die ungezügelte Wut auf ihn noch vergrößern dürfte. Es war richtig, gerade am Gedenktag des Oktoberfestattentates die Hassbotschaften von Rechts zu verlesen, die an ihn adressiert sind. Aufhängen? Erschießen? In Scheiben schneiden? Tieren zum Fraß vorwerfen? Das ist unterirdisch. Auf Corona-Demos darf sich keiner darüber täuschen, welche Kräfte sich an seine Seite gesellen, um Sorgen als Vehikel für die eigenen politischen Zwecke zu missbrauchen. Das bedeutet nicht, den Demos fern zu bleiben, sondern zu den falschen Freunden auf Distanz zu gehen. Wie werden wir alle nach Corona dastehen? Wer wird vieles richtig, wer zu viel falsch gemacht haben? Die nächsten Monate sind ein neuer Test. "Winter is coming" war auf der Tasse zu lesen, die Söder am Samstag auf dem Tisch platziert hatte - ein Kernsatz aus der Kultserie "Game of Thrones", der für drohendes Unheil steht. Das mit der Tasse war zwar ein wenig Firlefanz, passt aber gut, um daran zu erinnern, dass das Corona-Unheil mit vereinten Kräften stark einzudämmen ist. Und: Jeder Winter vergeht. Söder und andere Protagonisten dürfen beim Managen der Krise nicht das Mut machen vergessen.

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