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Leitplanken / Kommentar von Friedrich Roeingh zu Defiziten im Corona-Management

Geschrieben am 27-08-2020

Mainz (ots) - Wer hinter seinen Zielen zurückbleibt, muss nur sprachfindig werden. Tagelang hatten sich die Ministerpräsidenten und die Bundeskanzlerin darauf eingeschworen, wieder möglichst einheitliche Regeln für den Umgang mit der Pandemie zu finden. Aus den einheitlichen Regeln sind am Ende "einheitliche Maßstäbe" geworden. Und selbst diese Formulierung scheint noch geschönt. Bei der grundsätzlichen Verhängung eines Bußgelds für Verstöße gegen die Maskenpflicht ist Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff bockig ausgestiegen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hält dafür stur an seiner Teststrategie fest, jedem Landeskind auch ohne Verdachtsmoment einen kostenlosen Corona-Abstrich anzubieten - obwohl die Virologen von dieser unsinnigen Verknappung der Tests ausdrücklich abgeraten haben. Merke: Beratungsresistenz ist kein Qualitätsmerkmal politischer Führung - in komplexen Krisensituationen schon gar nicht. Dabei wäre es gerade angesichts der wachsenden Infektionszahlen wichtig gewesen, den Bürgern einheitliche Leitplanken zu geben. Wobei gar nicht außen vor bleiben muss, wenn das Infektionsgeschehen zum Beispiel in den ostdeutschen Ländern weiterhin deutlich geringer ausfällt. So hätte man zum Beispiel die Grenzwerte für private Feiern ohne Probleme nach Infektionslage staffeln können. Am Ende sind die Ministerpräsidenten und die Bundesregierung eine schlüssige Antwort schuldig geblieben. Wahrscheinlich auch, weil nicht klar genug herausgearbeitet worden ist, was die eigentlichen Treiber des Infektionsgeschehens sind: Es sind ja nicht die Reiserückkehrer oder die jungen Leute. Es sind die uneinsichtigen Partygemeinden - ob am Ballermann, auf dem Frankfurter Opernplatz oder im privaten Umfeld. Und es sind zu einem wesentlichen Anteil migrantische Reiserückkehrer, die einmal im Jahr in ihre Heimatländer aufbrechen, um den erweiterten Familien- und Freundeskreis zu herzen. Dabei geht es nicht darum, diese Gruppen zu stigmatisieren. Beide Gruppen aber verlangen nach klaren Leitplanken statt nach diffusen Regelwerken, nach zielgerichteten Ansprachen statt nach allgemeinen Appellen und auch nach empfindlichen Sanktionen anstelle von Verwarnungen, die man nicht ernst nehmen muss. Zur interkulturellen Kompetenz gehört nicht nur Lust auf und Verständnis für Verschiedenheit. Zu ihr gehört ebenso die Einsicht, dass patriarchalisch geprägte Teile unserer Gesellschaft patriachalischere Antworten erwarten.

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