(Registrieren)

Befragung unter 3.000 Lehrern: Zwei Drittel können nicht auf digitalen Fernunterricht umschalten / "Report Mainz", 18.8.20, 21:45 Uhr im Ersten (FOTO)

Geschrieben am 17-08-2020

Mainz (ots) - Mainz. Die Mehrheit von 3.000 befragten Lehrkräften sieht sich nicht in der Lage, im Fall einer Corona bedingten Schulschließung Fernunterricht per Internet als adäquaten Ersatz zum Schulunterricht anzubieten. Dies geht aus einer bundesweiten, nicht-repräsentativen Befragung des ARD-Politikmagazins "Report Mainz" hervor.

Keine Konzepte, mangelhafte Ausstattung

So antworteten rund 64 Prozent der Umfrageteilnehmer*innen auf die Frage, ob sie im Falle eines zweiten Lockdowns ad hoc vom Präsenzunterricht auf gleichwertigen digitalen Fernunterricht umschalten könnten, mit "Nein". 68 Prozent der Befragten gaben an, dass an ihrer Schule kein schlüssiges Konzept für digitalen Fernunterricht existiere. Als häufigster Grund für Probleme beim Thema Fernunterricht nannten die Befragten die mangelhafte technische Ausstattung ihrer Schülerinnen und Schüler (84 Prozent) sowie der Schulen (73 Prozent, Mehrfachnennung möglich). An der Online-Umfrage hatten sich über 3.000 Lehrerinnen und Lehrer bundesweit und von verschiedenen Schulformen beteiligt. Die Umfrage erfolgte rund fünf Monate nach den ersten Corona bedingten Schulschließungen in Deutschland.

Teilweise müssen Lehrkräfte Hausaufgaben mit dem Auto ausfahren

Mit Abstand am häufigsten sehen die Befragten die Verantwortung für fehlende Konzepte bei den jeweiligen Kultusministerinnen und Kultusministern der Länder (74 Prozent, Mehrfachnennung möglich). Gegenüber "Report Mainz" berichteten Lehrerinnen und Lehrer, dass z. B. Lernplattformen der Schule nicht zuverlässig genug für digitalen Fernunterricht funktionierten, etwa um per Videokonferenz zu unterrichten, oder dass IT-Lösungen zwar angekündigt wurden, aber bis heute nicht verfügbar seien. Weiter geben viele Lehrer*innen an, dass ihnen der Einsatz von Videosoftware aus datenschutzrechtlichen Bedenken verboten worden sei, es aber häufig keine Alternativangebote gegeben hätte. Aus mehreren Bundesländern berichten Lehrerkräfte, sie hätten aufgrund mangelnder digitaler Infrastruktur Arbeitsblätter mit dem Auto an ihre Schülerinnen und Schüler ausgefahren.

Kritik vom Bildungsexperten und aus der Opposition

Im Interview mit "Report Mainz" kritisiert Bildungsforscher Axel Plünnecke vom Institut der Deutschen Wirtschaft eine mangelnde Priorisierung des Themas Bildung seitens der Bundesländer. "Hier wäre mehr Koordination nötig und sinnvoll gewesen. Auch auf Bundesebene hätte man natürlich Leit- und Konzeptideen erarbeiten können, an denen sich dann auch die Länder und Kommunen orientieren." In der Folge sei die Zeit seit dem ersten Lockdown vielerorts nicht für die Digitalisierung genutzt worden, so Plünnecke: "Es gibt in Deutschland noch viele Schulen, bei denen bisher die Umsetzung verschlafen wurde." Kritik gibt es auch von der Opposition im Bundestag. "Von den Versprechungen kommt draußen dann vor Ort kaum etwas an. Das heißt, Lehrerinnen und Lehrer und damit auch die Schülerinnen und Schüler, die hören große Worte, aber es passiert nichts. Und das finde ich, das ist ein ganz, ganz trauriges Zeichen für unser Land", sagte der Bundestagsabgeordnete und Bildungspolitiker Thomas Sattelberger (FDP).

Kultusministerien sehen sich gut gewappnet

"Report Mainz" hat alle Kultusministerien der Länder um eine Stellungnahme gebeten. 12 Länder haben geantwortet und dagegen erklärt, sie seien auf den digitalen Fernunterricht gut vorbereitet. So teilte das Ministerium in Rheinland-Pfalz mit, seine Schulen hätten die vergangenen Wochen und Monate "insgesamt sehr gut bewältigt." Das zuständige Ministerium in Mecklenburg-Vorpommern hat laut eigener Darstellung die Schulen bisher eng begleitet. Das bayerische Kultusministerium teilte "Report Mainz" mit: "Für die Zukunft sind wir gut aufgestellt." Aus dem zuständigen Ministerium in Sachsen heißt es zu den Vorwürfen der Lehrer*innen: "Es ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft, mit dem Finger auf andere zu zeigen."

Weitere exklusive Informationen auf der Internet-Seite http://x.swr.de/s/1344

Zitate gegen Quellenangabe "Report Mainz" frei.

Bei Rückfragen rufen Sie bitte in der Redaktion "Report Mainz" an, Tel.: 06131/929-33351/2

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/75892/4681670 OTS: SWR - Das Erste

Original-Content von: SWR - Das Erste, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

744395

weitere Artikel:
  • Hardt: Erste gemeinsame deutsch-israelische Militärübung ist Zeichen tiefer Freundschaft Berlin (ots) - Ziel: Langfristig das Bedrohungspotenzial gegenüber Israel abbauen Die erste gemeinsame deutsch-israelische Militärübung beginnt am heutigen Montag auf deutschem Staatsgebiet. Unter dem Namen 'BlueWings 2020' werden die deutsche und israelische Luftwaffe zwei Wochen lang gemeinsam üben. Dazu erklärt der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jürgen Hardt: "Für die CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag ist die erste deutsch-israelische Militärübung auf dem Staatsgebiet der Bundesrepublik Deutschland ein Zeichen mehr...

  • Volker Wissing steht für Amt des Generalsekretärs der FDP zur Verfügung Osnabrück (ots) - Volker Wissing steht für Amt des Generalsekretärs der FDP zur Verfügung Rheinland-Pfälzer als Nachfolger für Linda Teuteberg im Gespräch Osnabrück. Der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Volker Wissing steht nach Informationen der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) für das Amt des Generalsekretärs der FDP zur Verfügung. Der rheinland-pfälzische Landesvorsitzende bestätigte der "NOZ", dass Parteichef Christian Lindner ihn beim Parteitag im September als neuen Generalsekretär vorschlagen will. Wissing möchte Nachfolger mehr...

  • PIRATEN Niedersachsen kritisieren Inkonsequenz und fehlende Transparenz bei Corona-Entscheidungen Hannover (ots) - Mit heutigem Datum kündigte die Landesregierung Niedersachsen an, weitere Lockerungsmaßnahmen der Corona-Auflagen, die so genannte 7. Stufe, um wenigstens zwei Wochen auf Mitte September zu verschieben. [1] "Begründet wird dies u.a. mit den nicht absehbaren Folgen des Schulstarts. Das ist nun wirklich der größte Treppenwitz der Geschichte. Denn warum legt man sich am vergangenen Freitag dahin gehend fest, mit Beginn des neuen Schuljahrs eine Regelbeschulung in den Klassenräumen vorzunehmen, die die AHA-Regel nicht zur Voraussetzung mehr...

  • Historisch: Blue Wings 2020 - Israelische Luftwaffe übt erstmalig in Deutschland (FOTO) Berlin (ots) - Um 15:02 Uhr ist das letzte israelische Flugzeug auf dem NATO-Flugplatz beim Taktischen Luftwaffengeschwader 31 "Boelcke" in Nörvenich gelandet An Bord der Gulfstream G550 war der Israelische Air Chief Generalmajor Amikam Norkin. Der Inspekteur der Luftwaffe, General-leutnant Ingo Gerhartz, hat dabei die Willkommensformation für seinen israelischen Gast mit einem Eurofighter angeführt. "On behalf of the German Air Force it is an honour for me to welcome the Israeli Air Force entering German airspace for the first time in history. mehr...

  • Leikert: Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien benötigen neue Dynamik Berlin (ots) - Ambitioniertes Abkommen wichtig für Fortsetzung der engen Handelsbeziehungen mit Deutschland In dieser Woche findet die sechste Verhandlungsrunde zur künftigen Ausgestaltung der Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien statt. Dazu erklärt die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Katja Leikert: "Nach insgesamt fünf Verhandlungsrunden zwischen der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich über eine neue Partnerschaft sind die erzielten Fortschritte bislang begrenzt. Insbesondere in den sensiblen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht