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Intensiv-Pädagoge: Klassen dürfen nur von einem Lehrer betreut werden

Geschrieben am 11-08-2020

Osnabrück (ots) - Intensiv-Pädagoge: Klassen dürfen nur von einem Lehrer betreut werden

Baumann schlägt neues Konzept für Präsenz-Unterricht trotz Corona vor - Neue Schulschließungen könnten Gewalt in Familien eskalieren lassen

Osnabrück. Der Intensiv-Pädagoge Menno Baumann hat ein neues Konzept für den Präsenz-Unterricht in Corona-Zeiten vorgeschlagen. "Erstens müssen wir es schaffen, dass sich nur ein Lehrer komplett um eine Klasse kümmert", sagte der Professor der Fliedner Fachhochschule Düsseldorf im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). "Damit der Bezugslehrer nicht überfordert ist, müssen - zweitens - die Fachlehrer den Kollegen mit E-Learning-Formaten versorgen." Wenn die Klassenlehrer gutes Material zur Verfügung gestellt bekämen, könnten sie ihre Schüler auch in Mathe, Physik oder Deutsch unterrichten.

Es gebe keine Alternative zur Klassenbetreuung durch nur einen Lehrer, sagte der Wissenschaftler: "Was bringt es, in festen Lerngruppen zu lernen, wenn acht bis zehn Lehrer durch die Klassen geschleust werden, die wiederum in bis zu zehn Lerngruppen unterrichten? Dann wäre es nur eine Frage der Zeit, bis neue Infektionsketten entstehen." Sein Konzept: "Ein Lehrer pro Klasse und Fachunterricht unter seiner Aufsicht per E-Learning, aber im Klassenraum. Das wäre sogar für die Oberstufen möglich."

Die neuerlichen Schulschließungen in Mecklenburg-Vorpommern seien alarmierend, sagte Baumann. "Es ist nicht nur, dass die Schüler ohne Vor-Ort-Unterricht weniger lernen. Wenn Kinder daheimbleiben, die Tagesstrukturen wegfallen, Kinder keine Lehrer und Kameraden treffen, verschärfen sich die Dynamiken in den Familien, die das Phänomen familiärer Gewalt eskalieren lassen können", warnte Baumann. "Das wissen wir aus den ersten Monaten mit geschlossenen Schulen. Und das darf sich auf gar keinen Fall wiederholen."

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Intensiv-Pädagoge warnt vor Isolierung coronainfizierter Kinder

Baumann: Trennung von Eltern wäre Schocksituation mit womöglich verheerenden Folgen - Wenn Quarantäne mit einem Elternteil nicht möglich ist, muss ganze Familie in Quarantäne

Osnabrück. Intensiv-Pädagoge Menno Baumann hat die Gesundheitsämter eindringlich vor Erwägungen gewarnt, coronainfizierte Kinder in der Quarantäne von ihren Familien zu isolieren. "Die Idee, Minderjährige könnten allein, ohne gemeinsame Mahlzeiten und direkte Ansprache in fremder Umgebung oder isoliert in einem eigenen Raum zurechtkommen, ist für alle unter Zwölfjährigen kindeswohlgefährdend", sagte der Professor der Fliedner Fachhochschule Düsseldorf im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). "Eine plötzliche Trennung infizierter Kinder wäre für diese eine Schocksituation mit womöglich verheerenden Folgen für die Kinderseelen, denn sie fühlen sich in einer bedrohlichen Situation alleingelassen."

Wenn überhaupt Kinder von ihren Familien getrennt werden sollten, dann müsse ein Elternteil mit in Quarantäne. "Wenn Isolation mit einem Elternteil nicht möglich ist, müsste die ganze Familie unter Quarantäne gestellt werden. Dann dürften die Eltern nicht zur Arbeit und die Geschwister nicht in Schule oder Kita. Anders geht es nicht."

Der Wissenschaftler reagierte auf Erwägungen einzelner Gesundheitsbehörden, bei einem Hochschnellen der Corona-Zahlen Infizierte von ihren Familien zu trennen. Auch der Ärzteverband Marburger Bund hatte die Isolierung von Familienmitgliedern gefordert, wenn diese einer Masseninfektion zuzuordnen seien.

Baumann betonte: "Eine Hauptursache für psychische Probleme ist die Einsamkeit. Kinder, deren Eltern sich nicht ausreichend zuwenden und kümmern, erleiden häufig Traumata." Eine intensive Kommunikation über Smartphones könne das nicht ausgleichen, sagte der Intensiv-Pädagoge. "Bei Kindern unter zwölf Jahren geht es nicht ohne direkten Körperkontakt und ohne direkte Kommunikation." Zwar sei es richtig, dass das Zusammenleben in Großfamilien in Italien die Corona-Ausbreitung beschleunigt habe. Und auch in Deutschland lebten einige Familien zum Beispiel zu fünft in einer Dreizimmerwohnung. "Damit müssen wir umgehen. Aber nicht, indem wir ein infiziertes Kind in sein Zimmer sperren."

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Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: +49(0)541/310 207

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