(Registrieren)

Noch viele Fragezeichen / Von Dagmar Unrecht

Geschrieben am 21-07-2020

Regensburg (ots) - Am Freitag beginnen in Bayern die Sommerferien. Für viele Kinder und Jugendliche macht das in diesem Jahr keinen großen Unterschied. Seit Mitte März waren sie wegen Corona zunächst ganz zu Hause, in den vergangenen Wochen dann nur wochen- oder tageweise im Klassenzimmer. Echter Unterricht fühlt sich anders an. Ab 8. September soll der Schulbetrieb in Bayern wieder regulär stattfinden - das ist zumindest der Plan der Staatsregierung und so ist es auch auf der Homepage des bayerischen Kultusministeriums zu lesen. Aber die Bedenken sind groß. Dabei steht eines fest: Corona hat die Grenzen digitalen Lernens aufgezeigt, Präsenzunterricht ist durch nichts zu ersetzen. In den vergangenen Monaten haben sich große Wissenslücken bei den Schülern aufgebaut, Bildungsunterschiede wurden verschärft. Das darf im neuen Schuljahr nicht so weitergehen. Am Wochenende hat Ministerpräsident Markus Söder (CSU) angesichts der Corona-Situation in Teilen Europas Zweifel daran geäußert, dass die Schulen nach den Sommerferien wieder regulär starten können. Er sei noch nicht überzeugt, dass es einen ganz normalen Regelunterricht geben werde, so Söder. Auch Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (FW) baut inzwischen vor und spricht davon, es sei zwar sein "Wunsch" zum Regelbetrieb zurückzukehren, aber bei einer zweiten Corona-Welle sei dies nicht möglich. Das verheißt nichts Gutes. Zwar spricht Piazolo davon, dass bereits Alternativkonzepte erarbeitet würden. Aber wie diese konkret aussehen, ist für Eltern und Schüler noch unklar. Heute Vormittag will der Kultusminister über die Unterrichtsversorgung im neuen Schuljahr informieren. Das ist dringend nötig, denn die Verunsicherung ist groß. Eltern und Schüler brauchen Planungssicherheit und Struktur - also einen geregelten Schulalltag. Auch Lehrer und Schulleiter müssen wissen, was auf sie zukommt. Niemand vermag vorherzusagen, wie lange uns Corona noch begleiten wird, wann und ob ein Impfstoff gefunden wird. Auf Covid-19 kann Covid-20 folgen. Das bedeutet: Wir müssen mit der Pandemie leben lernen, auch in der Schule. Dafür ist ein Bewusstseinswandel nötig - raus aus dem Zustand des Provisoriums, weg vom Pseudo-Unterricht. Nötig sind verbindliche Standards für die Wissensvermittlung, die auch unter Corona-Bedingungen auf Dauer angelegt sind. Verbindliche Lernziele und klare Lehrplanvorgaben gehören ebenso dazu wie Leistungsüberprüfungen. Denn Bewertungen und Benotungen sind notwendige Rückmeldungen für Schüler und Eltern. Lernen zu Hause - so genannter "Distanzunterricht" - ist keine neue Unterrichtsform, sondern bestenfalls eine Ergänzung. In den vergangenen Wochen war es oft nur Augenwischerei. Bisher standen bei der Bewältigung der Corona-Folgen an den Schulen die organisatorische Aufrechterhaltung des Betriebs sowie die technische Ausstattung im Fokus, weniger die Vermittlung von Inhalten. Doch auf die kommt es am Ende an. Hier Lösungen zu finden ist viel schwieriger als Laptops bereitzustellen. Bei den Lehrern liegt dabei der Gutteil der Anstrengungen, damit die Bildungsunterschiede nicht noch größer werden. Viel hängt vom Einsatz und der Motivation jedes einzelnen Pädagogen ab. Es geht darum, ab Herbst wieder echtes Lernen möglich zu machen - mit den vorhandenen Mitteln. Zur Not kann man auch am Telefon Gelerntes abfragen. Lehrer, Rektoren und die zuständigen Behörden stehen in der Verantwortung, dass Schule ihrem Bildungsauftrag gerecht wird. Die Kinder und Jugendlichen haben bereits fast ein halbes Schuljahr verpasst und müssen die Folgen ausbaden. Das darf sich nicht wiederholen.

Pressekontakt:

Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/62544/4658551
OTS: Mittelbayerische Zeitung

Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

741715

weitere Artikel:
  • Nichts hinzugelernt / Kommentar von Christine Richter zu Terminen bei Berliner Ämtern Berlin (ots) - Kurzform: In der deutschen Hauptstadt wartet man lange - auf einen Termin im Bürgeramt, auf einen Termin beim Standesamt, auf einen Termin bei der Kfz-Zulassungsstelle. Sechs Wochen, wie die Senatsinnenverwaltung am Dienstag auf Anfrage mitteilte. Da kann sich kein Politiker mehr wundern, dass die Bürger in dieser Stadt nur noch höhnisch auflachen, wenn es um die Berliner Verwaltung, gar um die Qualität der Berliner Verwaltung geht. Dem Senat und den Bezirken gelingt es nicht, die Probleme zu lösen. Das aber geht nur mit deutlich mehr...

  • Suche nach Corona-Impfstoff: Erfolg ist nicht garantiert / Kommentar von Bernhard Walker Freiburg (ots) - Die ganze Welt sehnt sich nach einem Corona-Impfstoff. Umso besser, dass Forscher, Firmen und Staaten in einem beispiellosen internationalen Kraftakt Expertise und Geld für die Suche nach einer wirksamen Vakzine aufbringen. Trotzdem hätte Kanzleramtsminister Helge Braun gut daran getan, Zurückhaltung zu üben, statt ein Datum für einen Impfstoff zu nennen. Er könne zwar nichts versprechen, meint der CDU-Politiker. Aber er sei optimistisch, dass es Anfang 2021 einen sicheren Impfstoff geben werde. Dafür gibt es gute Chancen, aber mehr...

  • Röttgen: Mangelnde Kontrolle bei EU-Corona-Hilfen problematisch Düsseldorf (ots) - Norbert Röttgen, der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag und Kandidat für den CDU-Vorsitz, hat die Ergebnisse des EU-Gipfels begrüßt. "Der EU-Gipfel hat eine Solidarität gezeigt, die es in diesem Umfang noch nicht gegeben hat. Das war nicht zuletzt das Verdienst Deutschlands und der Kanzlerin", sagte der CDU-Außenpolitiker der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Mittwochausgabe). Der Erfolg der Maßnahmen, so Röttgen, hänge aber von der Bereitschaft der Empfängerländer ab, die Gelder konsequent für die Modernisierung mehr...

  • Steuerzahlerbund warnt vor Verschwendung der EU-Hilfsmittel aus Wiederaufbaufonds Düsseldorf (ots) - Der Steuerzahlerbund hat nach dem EU-Gipfel vor einer Verschwendung der vereinbarten Hilfsmittel aus dem 750 Milliarden Euro schweren Wiederaufbaufonds gewarnt. "Ich sehe es äußerst kritisch, wenn Zuschüsse in Milliardenhöhe gewährt werden, die nicht mit konkreten Programmen und Maßnahmen verknüpft sind", sagte der Präsident des Steuerzahlerbundes, Reiner Holznagel, der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Mittwoch). "Schließlich ist gar nicht sichergestellt, ob die Länder ihre Wirtschaft mit diesen Hilfsmaßnahmen wieder fit machen mehr...

  • Grüne für Wechsel an der Spitze der Bafin Düsseldorf (ots) - Die Grünen im Bundestag fordern angesichts des Milliardenbetrugs beim Zahlungsdienstleisters Wirecard eine grundlegende Reform der für die Kontrolle zuständige Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) - einschließlich harter personeller Konsequenzen. Die finanzpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Lisa Paus, sagte der Düsseldorfer "Rheinischen Post" und dem Bonner "General-Anzeiger" (Mittwoch): "Die Bafin hat im Fall Wirecard versagt. Sie zieht sich darauf zurück, die Paragrafen hätten bei der Überwachung mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht