(Registrieren)

Massive Einflussnahme von Wirtschaftslobby auf Menschenrechts-Test der Bundesregierung - Unternehmen offenbar dennoch durchgefallen

Geschrieben am 13-07-2020

Berlin (ots) - Wirtschaftsverbände haben eine Befragung zu menschenrechtlicher Verantwortung bei ihren Auslandsgeschäften mit Unterstützung des Bundeswirtschaftsministeriums und des Kanzleramts im Vorfeld stark verwässert. Das belegt eine heute veröffentlichte Studie der Initiative Lieferkettengesetz. Sie zeigt beispielsweise, dass auf Druck von Bundesminister Altmaier unvollständig ausgefüllte Fragebögen aus der Bewertung herausgenommen wurden, obwohl diese Unternehmen die Anforderungen nicht erfüllen. Mit der Befragung wollte die Bundesregierung untersuchen, ob sich deutsche Unternehmen freiwillig an menschenrechtliche Standards halten. Trotz der abgeschwächten Methodik ergibt die Befragung laut Medienberichten, dass offenbar weniger als 50 Prozent der großen deutschen Unternehmen ihrer menschenrechtlichen Verantwortung ausreichend gerecht werden.

"Dieses Ergebnis macht doppelt fassungslos: Erst tut die Wirtschaftslobby alles dafür, dass die Anforderungen für die Befragung möglichst niedrig sind - und dann scheitern die Unternehmen offenbar selbst daran. So kommen wir beim Schutz von Menschenrechten und Umwelt nicht weiter. Die Bundesregierung muss jetzt ihrem Versprechen aus dem Koalitionsvertrag nachkommen und ohne weitere Verzögerung ein Lieferkettengesetz auf den Weg bringen!", kommentiert Johannes Heeg, Sprecher der Initiative Lieferkettengesetz.

Im Koalitionsvertrag hatte die Bundesregierung zugesagt, gesetzlich tätig zu werden, falls die Unternehmen die Menschenrechtsstandards nicht freiwillig umsetzen. Die Befragung der Unternehmen ("NAP-Monitoring") umfasste zwei Runden. Bereits ein erster Zwischenbericht vom Februar 2020 hatte ergeben, dass weniger als ein Fünftel der antwortenden Unternehmen ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht ausreichend nachkommen. Die heute veröffentlichte Studie der Initiative Lieferkettengesetz belegt mit bislang unveröffentlichten Dokumenten, dass Wirtschaftsverbände die Anforderungen und Methodik zuvor bereits massiv verwässert hatten.

"Ein Brief von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier belegt, dass sein Haus auf Bitten der Wirtschaftslobby die Anforderungen und Methodik des Monitorings bereits im letzten Jahr zur eigenen Zufriedenheit massiv abgesenkt hatte. Die spätere Behauptung von Wirtschaftsverbänden, das Monitoring sei zu anspruchsvoll und auf ein Scheitern der Unternehmen angelegt gewesen, entbehrt jeder sachlichen Grundlage" , betont Armin Paasch, Referent für Wirtschaft und Menschenrechte bei MISEREOR und einer der Autoren der Studie.

Die Initiative Lieferkettengesetz erwartet jetzt, dass Arbeitsminister Hubertus Heil und Entwicklungsminister Gerd Müller zeitnah einen Referentenentwurf für ein Lieferkettengesetz vorlegen. Dieser müsse deutlich ambitionierter sein als die zuletzt bekannt gewordenen Eckpunkte, fordert Viola Wohlgemuth, Kampaignerin für Textil und Konsum bei Greenpeace: "Umweltschutz und der Schutz von Menschenrechten gehören zusammen. Ein Lieferkettengesetz ist nur dann wirksam, wenn es beides abdeckt. Wir brauchen zudem eine klare Haftungsregel, damit Schadenersatzklagen von Betroffenen auch wirklich Aussicht auf Erfolg haben. Es muss klar sein: Wer Umweltschutz und Menschenrechte aus Profitgier missachtet, wird zur Verantwortung gezogen werden!"

In ihrem Koalitionsvertrag hatte die Bundesregierung angekündigt, nur dann gesetzgeberisch tätig zu werden, wenn sich weniger als die Hälfte der Unternehmen freiwillig an menschenrechtliche Standards halten. Bereits diese Ankündigung hatte zu großer Kritik seitens der Zivilgesellschaft geführt: "Selbst wenn sich 80 oder 90 Prozent der Unternehmen an alle Standards hielten: Jedes einzelne Unternehmen, das Menschenrechte und Umweltstandards missachtet, ist eines zu viel! Ein Lieferkettengesetz brauchen wir in jedem Fall. Es schafft gleiche Regeln für alle" , fordert Christian Wimberger, Referent für Unternehmensverantwortung bei der Christlichen Initiative Romero.

Die im September 2019 gegründete Initiative Lieferkettengesetz fordert ein weitreichendes Lieferkettengesetz, zu dessen Umsetzbarkeit sie zuletzt ein ausführliches Rechtsgutachten vorgelegt hat. Das Bündnis eint 100 zivilgesellschaftliche Organisationen, darunter Menschenrechts-, Entwicklungs- und Umweltorganisationen sowie Gewerkschaften und kirchliche Akteure. MISEREOR, CIR und Greenpeace gehören zu den Trägerorganisationen des Bündnisses.

Weiterführende Informationen:

- Die Studie "Verwässern - Verzögern - Verhindern: Wirtschaftslobby gegen Menschenrechte und Umweltstandards" findet sich hier: http://ots.de/Z6EiGh

Pressekontakt:

Johannes Heeg, Sprecher "Initiative Lieferkettengesetz": Tel.: 0
151-10611346, E-Mail: presse@lieferkettengesetz.de

Ralph Allgaier, Pressesprecher MISEREOR: Tel.: 0160-90 555 853, E-Mail: ralph.al
lgaier@misereor.de.

Viola Wohlgemuth, Kampaignerin für Textil und Konsum bei Greenpeace: Tel.: 0151-
2218 0971, E-Mail: viola.wohlgemuth@greenpeace.de

Christian Wimberger, Referent für Unternehmensverantwortung bei der Christlichen
Initiative Romero: Tel.: 0251-674413-21, E-Mail: wimberger@ci-romero.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/58468/4650253
OTS: Christliche Initiative Romero

Original-Content von: Christliche Initiative Romero, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

740691

weitere Artikel:
  • Lauterbach fordert Testpflicht für Flugpassagiere aus Mallorca Düsseldorf (ots) - SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat angesichts der Bilder vom sogenannten Ballermann Mallorca als Corona-Risikogebiet bezeichnet und eine Testpflicht für alle Flugpassagiere nach dem Rückflug gefordert. "Was sich auf Mallorca und in anderen Ländern abspielt, kann eine zweite Welle in Deutschland auslösen", sagte Lauterbach der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Dienstag). "Mallorca sehe ich nach den Bildern vom Ballermann als Risikogebiet." Deutschland solle eine Testpflicht für Urlauber aus solchen Risikogebieten einführen, mehr...

  • Grütters begrüßt Gutachten zur SPK Berlin (ots) - Kulturstaatsministerin Monika Grütters begrüßt ein neues Gutachten, nach dem die Stiftung Preußischer Kulturbesitz aufgelöst und neu geordnet werden soll. Dem Radiosender rbb 88.8 sagte sie am Montag, es werde aber sicherlich noch drei bis fünf Jahre dauern, bis in Berlin neue Institutionen entstehen. Grütters will im Bundestag für den Vorschlag werben. Das Gutachten des deutschen Wissenschaftsrats ist am Montag in Berlin offiziell vorgestellt worden. Demnach soll es anstelle der Stiftung künftig vier eigenständige Institutionen mehr...

  • CDU-Innenpolitiker Armin Schuster verteidigt Polizeiermittlungen zur Herkunft der Eltern von Tatverdächtigen: "Das ist vollkommen seriöse Arbeit." Berlin (ots) - Armin Schuster, CDU-Bundestagsabgeordneter aus Baden-Württemberg, hat die Vorgehensweise der Polizei bei den Ermittlungen zur Krawallnacht vom 20. auf den 21. Juni in Stuttgart verteidigt. "Es sind alle be- und entlastenden Umstände zu ermitteln durch die Polizei. Und da können die Familien- und Lebensumstände ein wichtiger Hintergrund sein", sagte er im ARD-Mittagsmagazin am Montag. Die Polizei in Stuttgart war unter anderem von SPD und Linke scharf kritisiert worden, weil sie auch die Nationalität der Eltern abgefragt hatte. mehr...

  • Motschmann: Die Dachstruktur aufzulösen bedeutet die Auflösung einer Weltmarke Berlin (ots) - Reformpläne sollen die Stiftung Preußischer Kulturbesitz wieder international wettbewerbsfähig machen Nach zweijähriger Evaluation hat der Wissenschaftsrat am heutigen Montag ein Gutachten zur Zukunft der "Stiftung Preußischer Kulturbesitz" vorgelegt. Dieses empfiehlt u.a. die komplette Neustrukturierung der Staatlichen Museen zu Berlin. Dazu erklärt die kulturpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Elisabeth Motschmann: "Das Gutachten ist der Beginn einer nun einsetzenden kulturpolitischen Diskussion mehr...

  • Polens Botschafter in Deutschland deutet europafreundlichen Kurswechsel an Berlin (ots) - Der polnische Botschafter in Deutschland Andrzej Przylebski geht davon aus, dass der wiedergewählte Präsident Duda in seiner letzten Amtszeit selbstständiger und europafreundlicher handeln könnte. Im ARD-Mittagsmagazin sagte er am Montag: "Präsident Duda weiß, dass die polnischen Bürger sehr europa-enthusiastisch sind und er wird nach diesem Wunsch handeln, nehme ich an." Botschafter Przylebski gilt als Vertrauter Dudas. Kritik von in Deutschland lebenden Polen an Präsident Dudas nationalkonservativen Kurs, wies er zurück: mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht