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Kommentar / Eine Blamage für die Justiz = Von Holger Möhle

Geschrieben am 04-05-2020

Düsseldorf (ots) - Dieses Urteil ist ein Skandal. Denn: Es gibt gar kein Urteil. Es ist ein Schlag ins Gesicht der Hinterbliebenen, der Eltern und Geschwister, die gehofft hatten, der Tod ihrer Töchter und Söhne, ihrer Schwestern und Brüder, würde irgendwie gesühnt. 21 Tote, mehr als 650 Verletzte. Und jetzt: Kein verurteilter Schuldiger für einen der schwersten Unfälle bei einer Freizeitveranstaltung in Nordrhein-Westfalen. Der 24. Juli 2010 wird für immer eine Narbe in der Geschichte des Landes bleiben. Er steht für die Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg. Aus einem Tag des unbeschwerten Vergnügens wurde damals für 21 junge Menschen, die dazu teilweise eigens aus dem Ausland angereist waren, ein Event in den Tod.

Jetzt, knapp zehn Jahre danach, markiert auch der 4. Mai 2020 in Nordrhein-Westfalen einen rabenschwarzen Tag. Er steht für eine beispiellose Fehlleistung der Justiz. Ein Urteil? Nein, ein Schandfleck. Das Landgericht Duisburg hat nach insgesamt zehn Jahren Ermittlungen, Prozessvorbereitung und schließlich einem späten Einstieg ins Strafverfahren den Prozess tatsächlich mit einer Einstellung beendet. Man bleibt sprachlos zurück.

Gerechtigkeit bleibt auf der Strecke, weil das Gericht darauf verzichtet, Schuldige, die es für eine solche Katastrophe gegeben haben muss, in diesem Mammutprozess auch schuldig zu sprechen. Es wirkt verheerend für das Vertrauen in den Rechtsstaat, dass die Justiz in diesem Fall nicht die Kraft gefunden hat, für Gerechtigkeit zu sorgen. Mitarbeiter der Stadt Duisburg, die das Sicherheitskonzept für diese Loveparade mit abgenickt hatten, wie auch des Veranstalters kommen juristisch ungeschoren davon. Dieser Verzicht auf ein Urteil ist eine beispiellose Blamage für die Justiz in Nordrhein-Westfalen - für den Rechtsstaat.

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