(Registrieren)

Fünf vor zwölf für den Erhalt zahnärztlicher Versorgungsstrukturen / Reaktion der KZBV auf die heutige Berichterstattung der FAZ

Geschrieben am 27-04-2020

Berlin (ots) - Am 17. April 2020 hat das BMG den Referentenentwurf einer SARS-CoV-2-Versorgungsstrukturen-Schutzverordnung vorgelegt. Damit soll der finanzielle Schutzschirm zur Sicherung der Gesundheitsversorgung auch auf Zahnarztpraxen ausgeweitet werden. Der Verordnungsentwurf sieht zunächst für das Jahr 2020 eine Liquiditätshilfe vor, die bei 90% der Gesamtvergütungen des Jahres 2019 liegen soll. Für die Jahre 2021 und 2022 sollen die Zahnärzte laut Entwurf 70 Prozent der Überzahlung wieder an die Krankenkassen zurückzahlen, 30 Prozent zur Sicherung der Versorgungstrukturen und Abfederung der Krise bei den Zahnärzten verbleiben. Heute berichtet jedoch die FAZ, dass von Seiten des Bundesfinanzministeriums die Lastenteilung zwischen Zahnärzten und Krankenkassen infrage gestellt wird und eine komplette Rückzahlung des überzahlten Betrages gefordert wird. Damit wäre der Schutzschirm als reines Darlehen ausgestaltet.

Diese Berichterstattung kommentiert Dr. Wolfgang Eßer, Vorsitzender des Vorstandes der KZBV: "Würde die Verordnung wie in der FAZ dargestellt in Kraft treten, würde der Versuch der Politik, die massiven negativen Auswirkungen der Corona-Krise für die vertragszahnärztliche Versorgung in Deutschland abzufedern, komplett verfehlt. Dies wäre kein Schutzschirm, sondern lediglich ein Kredit, der in den nächsten zwei Jahren mit viel Bürokratieaufwand vollständig zurückgezahlt werden müsste. Damit würde die Krise für die zahnärztlichen Praxen nur verlängert. Die Politik würde damit zeigen, dass der Erhalt einer hervorragend funktionierenden flächendeckenden und wohnortnahen zahnärztlichen Patientenversorgung für sie offensichtlich ohne Bedeutung ist.

Angesichts der aktuellen Entwicklungen befürchte ich, dass es dann zu erheblichen Substanzverlusten in der vertragszahnärztlichen Versorgung kommen wird, da eine hundertprozentige Rückzahlungsverpflichtung insbesondere von jungen Praxen und Praxen in strukturschwachen ländlichen Regionen nicht geleistet werden kann. Die weltweit als beispielhaft anerkannte zahnärztliche Versorgung in Deutschland mit einem flächendeckenden und wohnortnahen Praxisnetz sowie herausragenden Ergebnissen bei der Mundgesundheit würde durch die Verweigerung einer echten Unterstützung akut gefährdet.

Unser verantwortungsbewusstes Handeln zur Minimierung von Infektionsrisiken einerseits und die Angst vor Infektionen auf Seiten der Patienten andererseits führen in der jetzigen Krisensituation zu existenzgefährdenden Fallzahlrückgängen, was Kurzarbeit und drohende Insolvenzen nach sich zieht, da die hohen Rückzahlungsverpflichtungen für Praxis- und Investitionskredite, Personal-, Miet- und Materialkosten permanent weiterlaufen. Dabei haben die Zahnärztinnen und Zahnärzte und ihre Praxisteams vom ersten Tag der Epidemie an nicht nur in der vordersten Coronafront die Versorgung der Menschen aufrechterhalten. Wir haben - praktisch "aus dem Stand" - ein bundesweit flächendeckendes Netz von Behandlungszentren in 30 Kliniken und 170 zahnärztlichen Schwerpunktpraxen für die Akut- und Notfallversorgung von Patientinnen und Patienten aufgebaut, die mit dem SARS-CoV-2-Virus infiziert sind oder als Verdachtsfall unter Quarantäne gestellt wurden. Daneben gewährleisten wir mit besonders hohen Hygienestandards in den Praxen maximalen Schutz vor Ansteckungen.

Auch für die Zeit nach der Coronakrise müssen die bewährten wohnortnahen und flächendeckendeckenden zahnärztlichen Versorgungsstrukturen für unsere Patientinnen und Patienten dringend erhalten bleiben. Die Krankenkassen haben eine Mitverantwortung für den Erhalt dieser Versorgungsstrukturen. Vor diesem Hintergrund ist es dringend notwendig, zumindest das im Referentenentwurf der Verordnung vorgesehene 70:30-Verhältnis zu Verteilung der Lasten beizubehalten. Hier appellieren wir in aller Dringlichkeit an Bundesfinanzminister Scholz und die Bundesregierung, die bewährten zahnärztlichen Versorgungsstrukturen über die Krise hinaus nicht zu gefährden. Es ist fünf vor zwölf!"

Pressekontakt:

Kai Fortelka
Tel: 030 28 01 79 27
E-Mail: presse@kzbv.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/12264/4582207
OTS: Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung

Original-Content von: Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

730753

weitere Artikel:
  • Middelberg: Null-Toleranz-Politik gegen Clans Berlin (ots) - Großeinsatz der Berliner Polizei wegen Beerdigung in arabischer Großfamilie Eine Beisetzung im Milieu eines arabischstämmigen Clans hat heute zu einem Großaufgebot der Berliner Polizei geführt. Rund 250 Einsatzkräfte waren vor Ort, um die pandemiebedingten Hygienevorschriften durchzusetzen. Bereits in der vergangenen Woche hatte die Hauptstadt-Polizei auf dem Grundstück einer Villa des Clans in Alt-Buckow die Einhaltung der Corona-Regeln erwirken müssen - dabei wurden gegen 47 Personen Ermittlungsverfahren wegen Verstößen gegen mehr...

  • Stephan Brandner: Der Bundespräsident sollte nicht nur fordern, sondern auch selber liefern und seinen Beitrag zur Krise leisten Berlin (ots) - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der sich in der Coronakrise so gut wie gar nicht zu Wort meldet, schwört die Deutschen auf tiefe wirtschaftliche Einschnitte in Folge der Corona-Pandemie ein und macht deutlich, dass "wir einiges von dem gemeinsam erarbeiteten Wohlstand preisgeben" müssten. Stephan Brandner, stellvertretender Bundessprecher der Alternative für Deutschland, erklärt, dass Steinmeier mit gutem Beispiel voran gehen und die Fraktionen des Deutschen Bundestages zumindest um Zustimmung zum Gesetzentwurf der AfD mehr...

  • ZDK: Diesel-Fahrverbote sind unverhältnismäßig Bonn (ots) - Vor dem Hintergrund aktueller Messergebnisse sind Diesel-Fahrverbote nach Ansicht des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) unverhältnismäßig. "Wenn Stickoxid-Messwerte an verschiedenen bekannten Hotspots trotz des seit Wochen deutlich reduzierten Verkehrsaufkommens nicht dauerhaft zurückgehen, kann der Diesel dafür nicht länger zum Sündenbock gemacht werden", betont ZDK-Präsident Jürgen Karpinski. Es zeige sich, dass auch andere Faktoren, wie zum Beispiel die Wetterbedingungen sowie andere Emittenten, Einfluss auf die mehr...

  • Ständiger Rat befasst sich mit Fragen der Corona-Pandemie im kirchlichen Leben Bonn (ots) - Der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz hat sich auf seiner heutigen (27. April 2020) als Videokonferenz durchgeführten Sitzung insbesondere mit Fragen der Corona-Pandemie und deren Auswirkungen auf das kirchliche Leben befasst. Dazu erklärt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing: "Die Corona-Pandemie hat tief in den menschlichen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und auch kirchlichen Alltag eingeschnitten. Im Ständigen Rat haben wir uns ausführlich mit den Auswirkungen befasst. Zuallererst mehr...

  • Prävention führt nicht zum Ruhm Frankfurt (ots) - Nachdem die Deutschen in der Lockdown-Phase so wundersam vereint waren, wäre es gut, wenn sie nun in der Lockerungsphase nicht gleich wieder ins andere Extrem übergingen. Hier geht es nicht allein um eine Frage des Stils, sondern auch um eine Frage der Wahrhaftigkeit. Schon sind wieder Scharfmacher unterwegs, die alle von Angela Merkel verkündeten Maßnahmen als "völlig übertrieben" abtun - und auch schon wieder, ihren alten Routinen folgend, zur Merkel-muss-weg-Rhetorik zurückkehren. Die Wahrheit ist: Deutschlands Lockdown, der mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht