(Registrieren)

Medizin für den Menschen: Gesundheit vor Gewinn

Geschrieben am 27-04-2020

Berlin (ots) - Das Bündnis Junge Ärzte ist in tiefer Sorge um das deutsche Gesundheitssystem. In der Corona-Krise sehen die Mitglieder des Bündnisses mehr denn je, dass es dringenden Handlungsbedarf gibt, wenn die medizinische Versorgung in Deutschland im Sinne aller zukunftsfähig bleiben soll.

Aus diesem Grund wenden sich die Jungen Ärzte mit einem offenen Brief an die Bundeskanzlerin und den Gesundheitsminister:

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Dr. Merkel, sehr geehrter Herr Bundesminister Spahn, sehr geehrte Landesministerinnen und -minister sowie Senatorinnen,

wir, das Bündnis Junge Ärzte, sind in tiefer Sorge um das deutsche Gesundheitssystem. In der Corona-Krise sehen wir mehr denn je, dass es dringenden Handlungsbedarf gibt, wenn die medizinische Versorgung in Deutschland im Sinne aller zukunftsfähig bleiben soll.

Momentan können wir beobachten, wozu unsere Medizin fähig ist: Wir haben Notfallkapazitäten geschaffen, viele zusätzliche Beatmungsplätze eingerichtet und planbare Untersuchungen und Eingriffe, ambulant wie stationär, verschoben. Auf den Intensivstationen kämpfen wir jungen Ärztinnen und Ärzte für das Wohl der Menschen - Seite an Seite mit erfahrenen Ärzten und Pflegenden. Alle helfen allen - warum? Weil es um uns alle geht.

Dabei wird vor allem eines deutlich: Eine Medizin, die sich am Wohle des Menschen orientiert, wird besonderen Herausforderungen weit besser gerecht als die bisherige Medizin, die immer stärker von Kommerzialisierung und bürokratischen Hindernissen geprägt ist. Für uns junge Ärztinnen und Ärzte ist klar: Nach der Krise kann es kein "Weiter so!" geben. Die Patientinnen und Patienten müssen - wie es in der derzeitigen Ausnahmesituation bereits geschieht - wieder konsequent vor der Profitorientierung rangieren.

Deshalb fordern wir:

- Ende der Profitmaximierung entgegen dem Patientenwohl: Menschen sollten keine Untersuchungen oder Behandlungen erhalten, nur weil sie ökonomisch lukrativ sind. Das bisherige Vergütungssystem mit seinem Drang nach Effizienzsteigerung setzt genau diesen Fehlanreiz. Die Folge: Ärzten wird es erheblich erschwert, ihrer Fürsorgepflicht nachzukommen und frei zu entscheiden. Rechtlich ist diese Pflicht im Berufsrecht für Ärzte verankert, das als oberstes Gebot ärztlichen Handelns die Erhaltung und Widerherstellung der Gesundheit des Patienten bestimmt (§ 1 Abs.1 BÄO und § 1 Abs. 2 MBO). Das bedeutet: Wir möchten und dürfen ausschließlich medizinisch und menschlich sinnvolle Behandlungen durchführen, weil wir aus rechtlicher und berufsethischer Sicht dazu verpflichtet sind. Die von Geschäftsführungen und Leistungsträgern gewünschten, profitorientierten Prozeduren ohne medizinische Relevanz werden wir nicht ausführen, um Umsatzziele zu erfüllen. Ebenso werden wir aus diesen Gründen ökonomischen Anreizen widersprechen und Patienten keine Leistungen vorenthalten. - Bürokratieabbau und Digitalisierung: Schluss mit den endlosen Dokumentationen zur Begründung von medizinischen Selbstverständlichkeiten. Wir Ärztinnen und Ärzte benötigen Zeit für unsere Patienten. Nötige Dokumentationen können verstärkt von zusätzlichem Fachpersonal vorgenommen werden. Auch eine bundesweit einheitliche Digitalisierung, die die Menschen in den Gesundheitsfachberufen entlastet, müssen wir weiter in Klinik und Praxis mit voller Kraft vorantreiben. Ohne Entlastung werden wir die hohen Ausfallraten in vielen medizinischen, therapeutischen und pflegerischen Berufen nicht reduzieren und ihre Attraktivität nicht steigern können. Uns ist es im Sinne der Gesellschaft ein dringendes Anliegen, allen Beschäftigten in den Gesundheits- fachberufen ein erfüllendes Berufs- und Privatleben zu ermöglichen. - Wissende Ärzte für eine zukunftsfähige Medizin: Für uns junge Ärztinnen und Ärzte ist es essenziell, dass wir zu guten Fachärzten werden. Die entsprechende Weiterbildung ist nur mit einer ausreichenden Personalausstattung möglich. Wenn ältere Ärzte ihr Wissen und ihre Fähigkeiten nicht mehr an Jüngere weitergeben können, weil ihnen die Zeit dazu fehlt, stehen wir vor einem dramatischen Qualitätsverlust, der uns allen schadet.

Die Corona-Krise zeigt, dass das deutsche Gesundheitssystem eines der leistungsfähigsten der Welt ist. Wir als junge Ärztinnen und Ärzte sind dazu verpflichtet, dazu beizutragen, dass dies so bleibt. Dies kann gelingen, wenn Sie mit uns gemeinsam die Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen so verändern, dass sich eine Medizin für den Menschen nicht nur in den Gesetzen wiederfindet, sondern auch im medizinischen Alltag. Wir fordern Sie daher auf, gemeinsam mit den Nachwuchsorganisationen ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen zu erarbeiten und mit uns in den Dialog zu treten.

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Dr. Merkel, in Ihrer wichtigen Rede vom 18. März 2020 haben Sie alle Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, "füreinander einzustehen". Bitte treten nun auch Sie für ein Gesundheitswesen ein, das sich am Wohle aller - und nicht am Profit orientiert.

Mit freundlichen Grüßen

Bündnis Junge Ärzte

Hartmannbund, Ausschuss Assistenzärzte

Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland

Junge Allgemeinmedizin Deutschland

Marburger Bund, Sprecherrat der sich weiterbildenden Ärztinnen und Ärzte

Unterstützende Verbände im Bündnis Junge Ärzte

- Junge Dermatologen (JuDerm) im Berufsverband der Deutschen Dermatologen - German Society of Residents in Urology (GeSRU) - Junges Forum des Berufsverbandes Deutscher Internisten - Junge Internisten der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin - Junge Ärzte im Berufsverband Deutscher Chirurgen - Junge Ärzte der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (Perspektivforum Junge Chirurgie) - Junges Forum Orthopädie und Unfallchirurgie - Young BDA - Berufsverband Deutscher Anästhesisten - Junge Anästhesie der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin - Junges Forum der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe - Junge Ärzte in der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin - Junges Forum der Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie - Generation PSY - Nachwuchsinitiative der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde - Junge Ärzte im Berufsverband der Augenärzte Deutschlands - Junges Forum der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie - Junge Neurologen der Deutschen Gesellschaft für Neurologie - AG Junge PathologInnen des Berufsverbands Deutsche Pathologen - Junge Ärzte der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie - Junges Labor der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin

Pressekontakt:

Mira Faßbach und Max Tischler
Sprecherin und Sprecher Bündnis Junge Ärzte

info@buendnisjungeaerzte.org
Bündnis Junge Ärzte c/o Berufsverband der Deutschen Dermatologen
Robert-Koch-Platz 7
10115 Berlin

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/143894/4581498
OTS: Bündnis Junge Ärzte

Original-Content von: Bündnis Junge Ärzte, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

730680

weitere Artikel:
  • Nüßlein: Klimaschutz muss wirtschaftliche Erholung unterstützen Berlin (ots) - Kosteneffizienz bei allen Maßnahmen geboten Am heutigen Montag und morgigen Dienstag findet der diesjährige 11. Petersberger Klimadialog wegen der Corona-Pandemie per Videokonferenz statt. Dazu erklärt der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagfraktion, Georg Nüßlein: "Wenn manche Klimaexperten derzeit fast krampfhaft nach ähnlichen Erklärungsmustern für die Corona-Pandemie und den Klimawandel suchen, zeugt das eher von der Angst, medial nicht mehr stattzufinden. Dass der Klimaschutz auch in Pandemiezeiten weit mehr...

  • Jörg Meuthen: Wirtschaft wird Corona-Krise nur ohne den Green Deal der EU überleben Berlin (ots) - In der Corona-Krise stellen immer mehr Wirtschaftsvertreter den Green Deal der EU infrage. AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen unterstützt die fundierte Kritik der Wirtschaft am Green Deal: ,,Angesichts der enormen Kosten, die auf deutsche Unternehmen bei der Bewältigung der Corona-Krise zukommen, ist es gut und richtig, dass Wirtschaftsvertreter endlich Front gegen den Green Deal von Ursula von der Leyen machen. Wenn die deutsche Wirtschaft nach Corona jemals wieder auf die Beine kommen will, dann nur ohne die völlig überzogenen, mehr...

  • Hospitality-Ausbildung in turbulenten Zeiten Lausanne (ots) - Präsenzunterricht ist in der aktuell herrschenden weltweiten sanitären Krise nicht möglich. Die Gruppe Sommet Education ermöglicht ihren Studenten deshalb einen virtuellen Zugang zu ihren Campussen und setzt auf hochkarätige digitale Inhalte und Instrumente, um ihren Studenten einen kontinuierlichen Zugriff auf ihr Unterrichtsmaterial zu erlauben und die herausragende Exzellenz ihrer renommierten Hospitality-Bildungsstätten Glion Institute of Higher Education und Les Roches aufrechtzuerhalten. Künstliche Intelligenz für Bildungskontinuität mehr...

  • Gauland: Schäuble hat recht Berlin (ots) - Im Interview mit dem Tagesspiegel sagte Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble: "Wenn ich höre, alles andere habe vor dem Schutz von Leben zurückzutreten, dann muss ich sagen: Das ist in dieser Absolutheit nicht richtig." Wenn es überhaupt einen absoluten Wert im Grundgesetz gäbe, dann sei das die Würde des Menschen. Die sei unantastbar. Aber sie schließe nicht aus, dass Menschen auch sterben müssen. Der AfD-Fraktionsvorsitzende Alexander Gauland sagt dazu: "Bundestagspräsident Schäuble hat hier absolut recht. Wenn die Behandlung mehr...

  • Sicherheitsexperte: Es ist ein Witz, wenn sich Apple und Google zu Datenschützern aufschwingen Hamburg (ots) - Detlef Schmuck: "Wir brauchen eine Kontaktverfolgung mit Verfallsdatum nach der Krise." Änderung beim Datenschutz mit klarem Verbot von Contact Tracing nach der Krise gefordert. "Es ist ein schlechter Witz, wenn sich Apple und ausgerechnet Google zu den Datenschützern der Welt aufschwingen", greift der Hamburger Datensicherheitsexperte Detlef Schmuck in die Debatte um eine Kontaktverfolgungs-App ein. Mit einer Smartphone-App, die aufzeichnet, wer sich wie lange mit wem trifft, soll es für die staatlichen Gesundheitsbehörden mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht