(Registrieren)

Vertrauen / Alexandra Eisen zum möglichen Ende harter Beschränkungen

Geschrieben am 13-04-2020

Mainz (ots) - Konvois mit Särgen im norditalienischen Bergamo, medizinisches Personal in unheimlich anmutender Ganzkörper-Schutzkleidung - albtraumhafte Bilder verfolgen uns seit Wochen. Es sind wirkmächtige Bilder, die belasten und Ängste auslösen. Hinzu kommen unzählige Statistiken und Expertenmeinungen, die eines gemeinsam haben: Sie sind so vielfältig, komplex und auch widersprüchlich, dass sie bei Laien im schlimmsten Fall nicht für Klarheit sorgen, sondern zusätzlich verunsichern. Dies alles hat großen Anteil daran, dass Menschen auf der ganzen Welt in den vergangenen Wochen zunächst relativ klaglos drastische Einschränkungen ihrer persönlichen Freiheit akzeptiert haben, nicht nur in Ländern, in denen Diktatur und Überwachung zum Alltag gehören. In Deutschland aber bröckelt die Akzeptanz mit jedem Tag, an dem die Einschränkungen andauern und klar wird, welch weitreichende Folgen sie haben. Damit sind nicht nur wirtschaftliche Folgen gemeint. Die vermeintlich simple ethische Formel, wonach ein Menschenleben mehr zählt als ökonomische Überlegungen, verfängt deshalb nicht so einfach. Hochbetagte Menschen können nicht mehr zu Hause betreut werden, weil ausländische Pfleger nicht mehr einreisen dürfen. Kinder aus sozial benachteiligten und bildungsfernen Elternhäusern können nicht mehr in Kita und Schule und werden weiter abgehängt. Selbstständige werden mit all den möglichen psychischen Belastungen in den finanziellen Ruin getrieben. Auch bei solchen Auswirkungen des Shutdowns geht es um Menschenleben. Die Akzeptanz in der Bevölkerung bröckelt aber auch da, wo sich Regeln in einzelnen Bundesländern stark unterscheiden und wo sie widersprüchlich, schwammig oder unsinnig sind. Sinnbild dafür ist der geöffnete Baumarkt, während kleine Blumen- oder Einrichtungsläden schließen müssen. Viele Anordnungen waren und sind nicht zu Ende gedacht. In den ersten Tagen der Pandemie mag es wichtiger gewesen sein, dass die Bürger anhand drastischer Maßnahmen den Ernst der Lage erkennen. Und wir sind in Deutschland bei der Zahl der Ansteckungen auch noch nicht über den Berg. Dennoch ist jetzt die Zeit gekommen, faktenbasiert genauer und differenzierter hinzuschauen. Frank-Walter Steinmeier hat in seiner Ansprache zu Ostern weiterhin um Vertrauen in die politisch Regierenden gebeten. Bei den anstehenden Entscheidungen zur Lockerung von Kontaktsperren sollte die Politik aber auch den Bürgern vertrauen - dass sie verstanden haben, worauf es jetzt ankommt, und dass sie in der Pandemie weiterhin solidarisch und verantwortungsvoll handeln.

Pressekontakt:

Allgemeine Zeitung Mainz
Zentraler Newsdesk
Telefon: 06131/485946
desk-zentral@vrm.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/65597/4570255
OTS: Allgemeine Zeitung Mainz

Original-Content von: Allgemeine Zeitung Mainz, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

728913

weitere Artikel:
  • Corona-Ausstieg¶ Neue Argumente wägen¶ Carsten Heil Bielefeld (ots) - Fast vier Wochen Volks-Quarantäne sind genug. Jetzt muss intensiv an einer Exit-Strategie gearbeitet werden. Das ist nicht der Ruf nach sofortigem Freigang für alle, aber nach einer ehrlichen Debatte, die keine Denkverbote kennen darf. Die NRW-Landesregierung hat mit ihrem von Ministerpräsident Armin Laschet eingesetzten Expertenrat die richtige Vorlage geliefert. Auch wenn der die schmerzhaften Punkte für den Ausweg in seinem Papier nur sehr vorsichtig angesprochen hat. Aber selbst diese Vorsicht ist gut. Er hält die Wahrheit mehr...

  • Berlin braucht den Neubau / Kommentar von Dominik Bath Berlin (ots) - Abseits der Bewältigung des Coronavirus ist Wohnen die zentrale Frage in Berlin. Vor der Pandemie strömten jedes Jahr Zehntausende Menschen neu in die Hauptstadt, um hier zu arbeiten und zu leben. Doch die Suche nach einer Wohnung wurde für manchen Neu-Berliner zu einer Odyssee. Unzureichend sind bislang die Antworten, die der Senat in dieser Hinsicht gegeben hat: Berlins Politik reagierte mit einem Mietendeckel und hofft, so den überhitzten Mietenmarkt etwas in den Griff zu bekommen. Ob das Instrument wirkt, darf angesichts verfassungsrechtlicher mehr...

  • Das Virus deckt die Ungleichheit auf / Schwarze Amerikaner sterben in größerer Zahl am COVID-19-Erreger. Die Gründe dafür haben mit strukturellem Rassismus in den USA zu tun. Von Thomas J. Spang Regensburg (ots) - Das Facebook-Video des schwarzen Busfahrers aus Detroit ging um die Welt. Fast 800 000 Menschen sahen, wie sich der 50-jährige Jason Hargrove darin über eine Passagierin beschwert, die mehrere Male hustete, ohne sich die Hand vor den Mund zu halten. Zehn Tage später war der sechsfache Familienvater tot. Einer von tausenden Schwarzen, die das Corona-Virus überproportional häufiger umbringt. Die Ungleichheit, mit der Afro-Amerikaner in den USA Opfer der COVID-19-Pandemie werden, ist erschütternd. In der überwiegend schwarzen Heimatstadt mehr...

  • Empfehlungen: Kluge Abwägungen / Kommentar von Bernhard Walker Freiburg (ots) - Konkret geht es um eine Öffnung, die so ablaufen muss, dass es nicht sprunghaft zu vielen Neu-Infektionen kommt, was wiederum die Behandlung von Covid-19-Schwerkranken in den Kliniken gefährden würde. Beide Ziele zu vereinen, ist leider ungemein schwierig - auch wenn Bund und Länder die Öffnung des Shutdown in kleinen Schritten vollziehen. Es mangelt nämlich an Corona-Tests und auch die App des Robert-Koch-Instituts, die Infektionsketten einfacher nachvollziehbar macht, lässt auf sich warten. Allerdings wird es nur mit viel mehr mehr...

  • Unionspolitiker fordern Notfallwirtschaft in Deutschland für ein Jahr Sperrfrist: 14.04.2020 00:00 Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist. Düsseldorf (ots) - Die deutsche Wirtschaft muss wegen der Corona-Krise nach Ansicht von Unionspolitikern für ein Jahr in den Modus der "Notfallwirtschaft" versetzt werden "Die USA haben hierfür ihr Kriegswirtschaftsgesetz aktiviert, das aus der Zeit des Koreakrieges stammt. Diese Folie könnte die richtige sein, um schnell in den Modus einer solchen Notfallwirtschaft zu kommen", schreiben der Unions-Obmann mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht