(Registrieren)

AOK zum Patientendaten-Schutzgesetz: Digitalisierung vorantreiben ohne Abstriche beim Datenschutz

Geschrieben am 25-02-2020

Berlin (ots) - Der AOK-Bundesverband hat den Referentenentwurf zum
Patientendaten-Schutzgesetz (PDSG) grundsätzlich begrüßt, sieht aber
insbesondere beim Datenschutz und bei den Finanzierungsregelungen zur
elektronischen Patientenakte (ePA) Nachbesserungsbedarf. "Es ist richtig, dass
der Bundesgesundheitsminister die Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen
mit diesem Gesetz vorantreiben will", sagt AOK-Vorstand Martin Litsch anlässlich
der Anhörung am Donnerstag (27. Februar). "Der Erweiterung der elektronischen
Patientenakte um zusätzliche Funktionen wie Impfausweis, Mutterpass und
Zahn-Bonusheft ist konsequent und wird perspektivisch einen großen Nutzen für
die Versicherten stiften. Positiv ist aus unserer Sicht auch, dass an vielen
Punkten zeitgemäße Verfahren im Sinne der Patienten eingeführt werden. So wird
das sogenannte Zwei-Schlüssel-Prinzip überwunden, bei dem nur bei gleichzeitiger
Eingabe eines Patientenpasswortes und eines Arztschlüssels ein Zugriff auf die
Akte des Patienten erfolgen konnte. Jetzt ist klargestellt, dass es sich um eine
versichertengeführte Patientenakte handelt und dass die Patienten die
Datenhoheit haben", so Litsch.

Der neu formulierte Anspruch des Patienten, dass sein Arzt Daten in die
elektronische Patientenakte einträgt, ist aus Sicht des AOK-Bundesverbandes
ebenfalls richtig: "Die Patienten haben künftig ein Recht darauf, dass die Ärzte
ihre Akte befüllen. Das ist ein notwendiger Schritt, um die Digitalisierung im
Gesundheitswesen voranzubringen. Das Einspielen der Daten in die Akte wird
weitgehend automatisiert und standardisiert über die Software der Ärzte laufen",
so Litsch.

AOK begrüßt Anbindung weiterer Akteure an die TI

Auch der im PDSG vorgesehene Ausbau der Telematik-Infrastruktur (TI) durch die
gematik und die Anbindung weiterer Akteure wie Hebammen, Physiotherapeuten oder
Pflegeeinrichtungen wird vom AOK-Bundesverband begrüßt: "Die Vernetzung aller
Akteure, die wir auch mit unserem Digitalen Gesundheitsnetzwerk verfolgen, ist
der richtige Weg", betont Martin Litsch. Bevor der weitere Ausbau der
Telematik-Infrastruktur angegangen wird, sollte die TI aber auf den aktuellen
Stand der Technik gebracht werden. Mit der heutigen Hardware-basierten
Infrastruktur würden unverhältnismäßig hohe Technikkosten entstehen. Bereits bis
heute seien etwa zwei Milliarden Euro in den Ausbau der TI geflossen, die allein
der Beitragszahler tragen müsse. Aus Sicht der AOK müsse schnell eine
Alternative zu den Hardware-Konnektoren entwickelt werden, bevor die
Telematik-Infrastruktur weiter ausgerollt wird. "Das kann man mit einer
Software-basierten Lösung viel besser und effizienter hinbekommen", so Litsch.

Die Einführung eines feingranularen Berechtigungsmanagements in der
elektronischen Patientenakte ab dem 1. Januar 2022 ist aus Sicht der AOK
ebenfalls ein richtiger Schritt, mit dem Versicherte künftig den Zugriff für
Leistungserbringer auf einzelne Dokumente in der elektronischen Patientenakte
ermöglichen oder entziehen können. "Es wäre allerdings gut gewesen, wenn das
differenzierte Berechtigungsmanagement bereits zur Einführung der ePA 2021
gegolten hätte. Jetzt müssen wir in einer Übergangszeit mit zwei Konzepten
arbeiten und haben höhere Aufwände bei der Umsetzung", kritisiert der
AOK-Vorstand. Immerhin werde mit dem feingranularen Berechtigungsmanagement die
vollständige Datensouveränität des Patienten gewährleistet.

Die regelmäßige "Befüllung" der ePA durch die Ärzte sollte aus Sicht der AOK
nicht extra bezahlt werden - zumal es für die dahinterliegenden Anwendungen wie
Medikationsplan oder Notfalldaten bereits eigene Honorierungsregelungen zur
Befüllung und Aktualisierung gibt. "Es kann nicht sein, dass die Ärzte für jeden
Klick in ihrer Praxis-Software extra bezahlt werden. Und mehr wird es für die
automatisierten Prozesse zur Aktualisierung der Patientendaten künftig nicht
brauchen", erklärt der AOK-Vorstand.

Nachbesserungsbedarf gibt es aus Sicht der AOK auch beim Thema Datenspende: Der
Gesetzesentwurf sieht vor, dass Versicherte ihre ePA-Daten ab 2023 freiwillig
der wissenschaftlichen Forschung zur Verfügung stellen können. "Bisher ist im
Gesetzesentwurf aber nicht ausreichend beschrieben, was mit den im geplanten
Forschungsdatenzentrum vorliegenden personenbezogenen Daten passieren soll, wenn
ein Versicherter seine Einwilligung zur Datenspende widerruft", kritisiert
Litsch. Zudem sollte jeder Versicherte festlegen können, wer seine Daten nutzen
darf: "Man sollte hier zwischen Universitäten und öffentlichen
Forschungseinrichtungen auf der einen Seite und privaten Unternehmen auf der
anderen Seite unterscheiden können." Der AOK-Bundesverband trete für ein
vollständiges Selbstbestimmungsrecht der Versicherten über ihre Daten ein. Daher
sei auch die im Gesetzesentwurf vorgesehene Beschränkung der Rechte aus der
Datenschutz-Grundverordnung nicht akzeptabel: "Es geht hier um die Übermittlung
pseudonymisierter Daten, bei denen der Personenbezug prinzipiell
wiederhergestellt werden kann. Daher müssen hier alle Rechte aus der
Datenschutz-Grundverordnung beachtet werden. Diesbezüglich dürfen wir bei
Gesundheitsdaten keine Zweifel aufkommen lassen", so Litsch.

Funktion des e-Rezeptes in die ePA integrieren

Die gematik soll nach dem Entwurf zum Patientendaten-Schutzgesetz neue
Befugnisse und Aufgaben erhalten, die weit über die bisherigen Regelungen
hinausgehen. Sie reichen bis zur Programmierung einer e-Rezept-App für die
Versicherten. "Diese Regelung führt zu einer Monopolisierung der
Software-Entwicklung, die für die Versicherten keine Vorteile haben wird. Der
Staat sollte keine Software herstellen, sondern die Rahmenbedingungen setzen.
Aus unserer Sicht wäre es besser, die Funktion des e-Rezepts in die
elektronische Patientenakte zu integrieren. Sie wird ja auch per App erreichbar
sein - und sollte der Dreh- und Angelpunkt für alle digitalen Prozesse rund um
die Gesundheit sein." Um einen vollständig digitalisierten Prozess von der
Verordnung bis zur Abrechnung zu erreichen, sollten die Krankenkassen zudem
einen unmittelbaren Zugriff auf die Verordnungen bekommen. So könnte man
beispielsweise den Genehmigungsprozess für Hilfsmittel deutlich vereinfachen.
"Die Versicherten hätten damit die genehmigte Hilfsmittelverordnung auf ihrem
Smartphone, noch bevor sie die Arztpraxis verlassen haben", so Litsch.)

Die Stellungnahme des AOK-Bundesverbandes zum Patientendaten-Schutzgesetz finden
Sie auf www.aok-bv.de.

Pressekontakt:

Ihr Ansprechpartner in der Pressestelle:

Dr. Kai Behrens
Telefon: 030 / 34646-2309
Mobil: 01520 / 15603042
E-Mail: presse@bv.aok.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/8697/4530082
OTS: AOK-Bundesverband

Original-Content von: AOK-Bundesverband, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

722583

weitere Artikel:
  • Reul und Laumann unterstützen Laschets Kandidatur Köln (ots) - Führende CDU-Politiker aus Nordrhein-Westfalen unterstützen die Bewerbung von Ministerpräsident Armin Laschet für den CDU-Bundesvorsitz. "Mit Armin Laschet an der Spitze hat die CDU eine Chance, weiterhin Volkspartei bleiben zu können", sagte NRW-Innenminister Herbert Reul dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Mittwoch-Ausgabe). Seine Kandidatur sei "ein Signal dafür, die Geschlossenheit in der Union zu wahren". Mit "Streit, Abgrenzung, Profilierung und Egoismus" sei der Union nicht geholfen. Reul bedauerte, dass es nicht gelungen mehr...

  • Riexinger: Überschuss reicht nicht für notwendige Investitionen Osnabrück (ots) - Linken-Chef fordert höhere Steuern für Reiche und Konzerne - "Solange es in Schulen reinregnet, soll niemand mit Steuersenkungen kommen" Osnabrück. Angesichts des Staatsüberschusses von knapp 50 Milliarden Euro hat Linken-Chef Bernd Riexinger eine Investitionsoffensive verlangt. "Der Fiskus ist nicht Dagobert Duck. Ziel unserer Finanzpolitik darf es nicht sein, große Überschüsse anzuhäufen und dann im Geld zu schwimmen. Stattdessen muss das Geld dahin, wo es gebraucht wird. Es muss klug investiert werden, um die Herausforderungen mehr...

  • phoenix live: Politischer Aschermittwoch der Parteien, Mittwoch, 26. Februar 2020, ab 09.45 Uhr Bonn (ots) - Während sich die Jecken vom Karneval erholen, liefern sich die Parteien traditionsgemäß beim Politischen Aschermittwoch einen verbalen Schlagabtausch. Wobei die Ereignisse bei der Ministerpräsidenten-Wahl in Thüringen und der Machtkampf in der CDU beim diesjährigen Politischen Aschermittwoch für reichlich Seitenhiebe sorgen werden. phoenix berichtet den ganzen Tag live aus Festzelten, Stadthallen und von Schiffen, wo die Parteien zu ihrem traditionellen Veranstaltungen zusammen kommen. Den Auftakt macht die CSU bei der mehr...

  • Alexander Gauland: Eskalation beenden Berlin (ots) - In Anbetracht des politischen und medialen Echos der vergangenen Tage, insbesondere nach der Bluttat von Hanau, erklärt der Ehrenvorsitzende der Alternative für Deutschland, Alexander Gauland: "Der Amoklauf von Hanau war das Werk eines geisteskranken Rassisten. Nichts, aber auch gar nichts in dessen Einlassungen steht auch nur ansatzweise in der Nähe irgendeiner AfD-Position. Dennoch waren sich noch am Tag des Bekanntwerdens der Tat, von Frau Kramp-Karrenbauer bis Springer-Chef Döpfner viele sofort einig, nun müsse mehr...

  • LINKE-Politiker Bartsch: CDU und FDP haben nach Thüringen ein Glaubwürdigkeitsproblem Berlin (ots) - Die Wahl des FDP-Politikers Thomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten in Thüringen mit Stimmen der AfD hat nach Auffassung des Linksfraktionchefs im Bundestag, Dietmar Bartsch, CDU und Liberale in eine Vertrauenskrise gestürzt. "Der 5. Februar 2020 hat das politische Koordinatensystem nachhaltig verändert", schreibt er in einem Gastbeitrag für die in Berlin erscheinende Tageszeitung "neues deutschland" (Mittwochausgabe). Konservative und Liberale hätten die Glaubwürdigkeit, nicht mit der Rechtspartei zusammenzuarbeiten, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht