| | | Geschrieben am 30-01-2020 Kommentar zum Brexit: Frieden, Sicherheit und Wohlstand Von Christian Rein
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 Aachen (ots) - Es gibt Bilder, die brennen sich tief ein in das kollektive
 Gedächtnis, weil sie eine viel größere Bedeutung haben als das Ereignis selbst,
 das sie zeigen. Etwa als sich Bundeskanzler Helmut Kohl und Frankreichs
 Staatspräsident François Mitterrand 1984 auf einem deutschen Soldatenfriedhof in
 Verdun die Hände reichten, um der im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten zu
 gedenken. Die Geste allein ist für Politiker schon äußerst bemerkenswert. Doch
 was sie aussagte, hatte umso größeres Gewicht: Anhaltender Friede ist
 möglich - auch zwischen Völkern, die in nicht allzu ferner Vergangenheit
 noch aufs Schlimmste verfeindet waren.
 
 Frieden, Sicherheit und Wohlstand - das ist das Versprechen der
 Europäischen Union. Es hält seit den 1950er Jahren bis heute, und die EU ist
 dafür zu Recht 2012 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Den ehemals
 verfeindeten Nachbarn diesseits und jenseits des Rheins war das immer auch eine
 besondere Verpflichtung, weshalb die Achse Berlin (beziehungsweise Bonn) - Paris
 auch stets eine besondere Verbindung war. Nicht umsonst ist vom
 deutsch-französischen Motor Europas die Rede.
 
 "I want my money back!"
 
 Vielleicht ist es angesichts dessen unfair, den Briten vorzuhalten, dass es
 keine solch markanten Bilder mit ihren Premierministern gibt. Die gibt es ja
 schließlich auch nicht mit Staatenlenkern vieler anderer EU-Staaten. Vielleicht
 fangen aber auch genau da die Missverständnisse zwischen den Briten und den
 übrigen EU-Staaten an. Denn von ihrem Selbstverständnis her - als ehemalige
 Weltmacht mit dem immer noch großen Commonwealth im Rücken, als ständiges
 Mitglied im Weltsicherheitsrat und vor allem als eine der stärksten
 Volkswirtschaften des Kontinents - wollten die Briten stets eine herausragende
 Rolle einnehmen. Wahrgenommen wurden sie zumeist als launische Diva, als
 Außenseiter, als "die von der Insel" - wozu die Briten freilich selbst
 ordentlich beigetragen haben.
 
 Vom Verhältnis der Briten zum Rest der EU bleibt vor allem ein markanter Satz:
 "I want my money back!" ("Ich will mein Geld zurück!") Gesagt hat ihn die
 britische Premierministerin Margaret Thatcher, und zwar rein zufällig ebenfalls
 1984 in Frankreich - beim EU-Gipfel in Fontainebleau. Fortan bekamen die Briten
 zwei Drittel ihrer Nettobeiträge an den EU-Haushalt zurückerstattet.
 
 Mit den Sätzen, die sich ins kollektive Gedächtnis einbrennen, verhält es sich
 aber ähnlich wie mit den Bildern: Sie haben eine größere Bedeutung als die
 eigentliche Aussage. Thatchers Satz bedeutete: Mir ist die EU eigentlich egal,
 aber ich mache mit, solange am Ende die Kasse stimmt.
 
 Kein Grund zur Schadenfreude
 
 Wirtschaftsunion oder Wertegemeinschaft? Die EU war immer beides. Vielleicht ist
 aber auch das Teil des Missverständnisses zwischen den Briten und dem Rest der
 EU: Die Briten haben die EU wohl eher als eine Art Freihandelszone begriffen.
 Doch wenn man die Wirtschaftsunion will, dann muss man auch die
 Wertegemeinschaft akzeptieren.
 
 Dass die Briten die EU verlassen, ist ein schwerer Schlag für die europäische
 Idee. Es gibt aber keinen Grund für ein schadenfrohes "Ihr werdet schon noch
 sehen" in Richtung London. Stattdessen sollte die EU diesen Schuss vor den Bug
 ernstnehmen und sich besinnen, denn Missverständnisse gibt es längst auch mit
 anderen Mitgliedsstaaten wie Polen oder Ungarn.
 
 Frieden, Sicherheit und Wohlstand, das erfordert Solidarität, Rücksichtnahme und
 Kompromisse. Es erfordert gemeinsame Werte. Es erfordert einen
 deutsch-französischen Motor, der nicht stottert. Und vielleicht erfordert es
 auch neue Bilder, die sich tief in das kollektive Gedächtnis einbrennen und den
 Menschen die Bedeutung eines geeinten Europas vermitteln.
 
 Pressekontakt:
 
 Aachener Nachrichten
 Redaktion Aachener Nachrichten
 Telefon: 0241 5101-388
 an-blattmacher@zeitungsverlag-aachen.de
 
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