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"In Afghanistan ist kein kindgerechtes Leben möglich" - Report von Save the Children zeigt: Kinder in Afghanistan leben in ständiger Angst vor Gewalt

Geschrieben am 19-11-2019

Berlin (ots) - Drei Jahrzehnte nach der Verabschiedung der
UN-Kinderrechtskonvention ist der Alltag für Kinder in Afghanistan von ständiger
Angst geprägt. In einer Befragung von Save the Children sagten zwei Drittel der
Eltern, dass ihre Kinder fürchten, auf ihrem Schulweg Opfer von Explosionen,
Entführungen oder anderen Formen extremer Gewalt zu werden. Save the Children
veröffentlicht die Befragung zum 30. Jahrestag der UN-Kinderrechtskonvention am
20. November in einem Report zur Lage in Afghanistan.

"In Afghanistan ist kein kindgerechtes Leben möglich", sagt Susanna Krüger,
Vorstandsvorsitzende von Save the Children Deutschland, die erst im Sommer
Afghanistan besucht hat. "Was für unsere Kinder normal ist - im Freien zu
spielen oder zur Schule zu gehen - geschieht dort an vielen Orten unter
Lebensgefahr. Deshalb dürfen wir Geflüchtete nicht dazu ermutigen, nach
Afghanistan zurückzukehren, etwa im Rahmen von freiwilligen Rückkehrprogrammen."

"Die UN-Kinderrechtskonvention gibt Kindern ein Recht auf Bildung, aber noch
immer ist für Kinder in vielen Ländern ein Schulbesuch gar nicht möglich - etwa
in Afghanistan, einem der gefährlichsten Länder für Kinder überhaupt", betont
Susanna Krüger. "In unseren Projekten vor Ort habe ich gesehen, wie dankbar
Kinder in Afghanistan sind, wenn sie einen sicheren Platz zum Spielen und Lernen
haben. Diese Kinder, die nur ein Leben im Krieg kennen, brauchen eine
Perspektive. Und Bildung ist der Schlüssel dazu."

Für die Umfrage wurden 600 Eltern und 90 Kinder in vier Provinzen befragt. In
einigen Landesteilen gaben 95 Prozent der befragten Eltern an, dass ihre Kinder
Konflikte erlebt hätten. In der Hauptstadt Kabul waren es 65 Prozent. Die
überwiegende Mehrheit der Befragten sagte, dass sich Kinder auf dem Weg zur
Schule, auf Marktplätzen oder in der Nähe von Regierungsgebäuden oder
Kontrollpunkten der Sicherheitskräfte am wenigsten sicher fühlen. Nur 30 Prozent
der Kinder fühlen sich in der Schule sicher, Mädchen fühlen sich weniger sicher
als Jungen.

Auch beim Spielen mit Freunden leben Kinder in Afghanistan in ständiger Furcht
vor Sprengstoffanschlägen, Waffengewalt und dem Geräusch von Kampfhubschraubern.
Viele Kinder leiden unter Depressionen und Angstzuständen. Aber für sie gibt es
kaum professionelle Hilfe.

Die Gewalt hat zuletzt sogar zugenommen: 2018 war für Kinder in Afghanistan das
tödlichste Jahr seit Beginn des aktuellen Konflikts 2001: Laut UNO wurden 927
Kinder getötet und 2135 verletzt. Der Anstieg ist eine Folge der Zunahme von
Luftangriffen und Selbstmordattentaten.

"30 Jahre nach Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention sind wir immer noch
nicht in der Lage, unschuldige Kinder vor den Folgen des Krieges zu schützen",
sagt Onno van Manen, Länderdirektor von Save the Children in Afghanistan. "Es
darf nicht sein, dass Kinder nicht zur Schule gehen können, weil es einfach zu
gefährlich ist."

Weitere wichtige Ergebnisse des Berichts sind:

- 62% der Eltern sagten, ihre Kinder hätten direkte oder indirekte
Erfahrungen mit dem Konflikt gemacht. 38% von ihnen sagten, dass
sich ihre Kinder wegen dieser Erfahrungen selbst Verletzungen
zufügten, darunter überwiegend Mädchen
- 73% der Eltern gaben an, dass ihre Kinder aufgrund von
Konflikten Angst und Schrecken empfanden.
- 48% der Eltern sagten, dass ihre Kinder aufgrund von Konflikten
eine anhaltende Traurigkeit und Schlaflosigkeit erlebten.
- 70% der Eltern gaben an, dass bewaffnete Auseinandersetzungen
zwischen der afghanischen Armee und bewaffneten
Oppositionsgruppen die größte Bedrohung für die Sicherheit ihrer
Kinder darstellen.
- Die Mehrheit der Eltern gab an, dass ihre Kinder auf dem Weg zur
Schule (64%) und zum Markt (55%) am meisten Angst hatten.
- 70% der Eltern gaben an, keinen Zugang zu Beratungsangeboten für
ihre Kinder zu haben.

Save the Children fordert in einer aktuellen Petition: "Keine Bomben auf
Schulen!" Die Kinderrechtsorganisation appelliert an Bundesaußenminister Heiko
Maas, den Schutz von Schulen zum wesentlichen Bestandteil der deutschen Außen-
und Sicherheitspolitik zu machen.

Hinweise für die Redaktionen:

- Nach Angaben des afghanischen Bildungsministeriums waren seit
2013 insgesamt 1153 Schulen von Gewalt betroffen. In den
vergangenen Jahren gab es vermehrt gezielte Angriffe auf
Schulen, das Jahr 2018 bildete mit 377 Angriffen einen traurigen
Höhepunkt. Die Zunahme wird darauf zurückgeführt, dass viele
Schulen als Wahllokale für die Parlamentswahl genutzt wurden.
Zudem wurden in den vergangenen sechs Jahren insgesamt 2787
Schulbedienstete bei Angriffen verletzt.
- Save the Children arbeitet seit 1976 in Afghanistan. Derzeit
setzt die Kinderrechtsorganisation Programme in 16 der 34
Provinzen um, entweder direkt oder über Partnerorganisationen,
und erreicht damit 700.000 Kinder.
- Save the Children arbeitet eng mit der afghanischen
Zivilgesellschaft zusammen - mit Kindern, Eltern, Lehrern,
Dorfräten, religiösen Führern - sowie mit Ministerien und
anderen internationalen Nichtregierungsorganisationen.
- Die Umfrage fand im April 2019 in den Bezirken Kabul, Balkh,
Rayab und Sar-e-Pul statt.
- Derzeit gehen 3,7 Millionen Kinder in Afghanistan nicht zur
Schule, davon 60% Mädchen. Neben der schlechten Sicherheitslage
hindern auch Armut, Geschlechterdiskriminierung, die weite
Entfernung von Schulen zum Wohnort und die schlechte Ausstattung
von Schulen Kinder am Zugang zu Bildung.
- Auch die Ernährungssituation in Afghanistan hat
besorgniserregende Ausmaße angenommen. Mindestens 1,3 Millionen
Kinder unter 5 Jahren sind akut mangelernährt. 41% der Kinder
sind unterentwickelt, das ist eine der höchsten Raten weltweit.

Den vollständigen Bericht in englischer Sprache finden Sie hier:
https://bit.ly/2KC4A5T

Multimedia-Material steht Ihnen unter diesem Link zur Verfügung:
https://bit.ly/2D0B3yg

Das Material kann unter Angabe von ©Save the Children kostenfrei auch zur
Weitergabe an Dritte genutzt werden.

Save the Children Deutschland-CEO Susanna Krüger steht Ihnen für Interviews zur
Verfügung. Melden Sie sich gerne bei unserer Pressestelle.



Pressekontakt:
Save the Children Deutschland e.V.
Pressestelle - Susanne Sawadogo
Tel.: +49 (30) 27 59 59 79 - 120
Mail: presse@savethechildren.de

Original-Content von: Save the Children Deutschland e.V., übermittelt durch news aktuell


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