(Registrieren)

Mittelbayerische Zeitung: NEU: Frauen in der Armutsfalle. Viele Seniorinnen zählen zu den großen finanziellen Verlierern. Das sollten schon die heute 30-Jährigen ins Kalkül ziehen. Von Marion Koller

Geschrieben am 14-11-2019

Regensburg (ots) - Das wohlhabende Bayern sticht im neuen Schuldneratlas der
Creditreform alle anderen Bundesländer aus. Im Freistaat sind die wenigsten
Privatleute überschuldet. "Nur" 7,3 Prozent der über 18-Jährigen kriegen ihre
finanzielle Situation nicht in den Griff. Bundesweit sind es zehn Prozent. In
Regensburg mit seinen - immer noch - vielen Toparbeitsplätzen läuft es
schlechter als im Bayernschnitt. Zwar ist auch in der Domstadt die Zahl der
Hochverschuldeten leicht gesunken, doch alarmierende neun Prozent können sich
nicht mehr aus der Schuldenfalle befreien. Das ist auch eine Folge der drastisch
steigenden Miet- und Immobilienpreise. "Wohnen ist in deutschen Großstädten zum
Armutsrisiko, in jedem Fall zum Überschuldungsrisiko geworden", heißt es im
Schuldneratlas. Besonders betroffen sind Ältere über 60, vor allem Frauen. Die
Schuldenhöhe: im Schnitt 47 400 Euro. Das kann so nicht weitergehen, zumal in
den nächsten Jahren die Babyboomer in die Rente wechseln und das Problem
verschärfen. Die Stadt und der Gesetzgeber müssen schneller handeln, aber auch
jede Frau muss sich genau überlegen, ob sie ihr Erwerbsleben unterbricht. Ein
paar positive Nachrichten meldet der Schuldneratlas. Das flache Land in der
Region kommt gut weg. Neumarkt zählt zu den zehn Landkreisen mit der niedrigsten
Überschuldungsquote (5,24 Prozent), das Regensburger Umland hat 5,7 Prozent.
Auch der Kreis Cham weist nur sechs Prozent auf und Kelheim knapp 6,5. Das
spiegelt wider, dass das Wohnen im Umland einigermaßen erschwinglich ist. In
Regensburg dagegen öffnet sich die Schere zwischen Alterseinkommen und Mieten
weiter. Die Überschuldung besonders von Seniorinnen verschärft sich. Die
Ehrenamtlichen von der Regensburger Tafel beobachten mit Sorge, dass sich immer
mehr ältere Frauen Lebensmittel bei ihnen holen. Lokale Zahlen gibt es keine.
Aber die Tafel Deutschland beobachtet einen dramatischen Anstieg. Innerhalb
eines Jahres kamen 20 Prozent mehr alte Menschen. Bei der Schuldnerberatung des
Caritasverbands für die Diözese Regensburg wächst der Anteil der ratsuchenden
Seniorinnen, die nicht mehr weiter wissen, weil ihnen nur 100 Euro im Monat zum
Leben bleiben. Sie haben im Niedriglohnsektor gearbeitet oder die
Berufstätigkeit wegen der Kindererziehung unterbrochen. Kommt eine Scheidung
dazu, landen sie in der Armuts- und Schuldenfalle. 2000 Menschen in Regensburg
beziehen Grundsicherung, die Sozialhilfe für Rentner. Mit steigender Tendenz.
Die Dunkelziffer ist hoch, denn viele schämen sich. Das Deutsche Institut für
Wirtschaftsforschung untersuchte im Juli 2019 die bundesweite Entwicklung der
Wohnkosten von Haushalten mit einer Person ab 65 Jahren. Ergebnis: In dieser
Altersgruppe hat sich der Anteil der Haushalte, die eine Mietbelastungsquote von
mehr als 30 Prozent aufweisen, von 38 auf 63 Prozent stark erhöht. Ein
Maßnahmenbündel ist nötig: Regensburg sollte über geförderte Wohnungen für die
ältere Generation nachdenken und das angestrebte Volksbegehren zum Mietenstopp
in Bayern unterstützen. Eine 40-prozentige Sozialquote für Neubaugebiete hat die
Stadt bereits beschlossen. Es sind nach wie vor die Mütter, die den Löwenanteil
der staatlich bezahlten Elternzeit nehmen. Der Gesetzgeber muss das mit
zusätzlichen Anreizen ändern. Das Risiko, in die Altersarmut zu schlittern, kann
mit dem ersten Kind beginnen. Längere Jobpausen und Teilzeit reduzieren die
spätere Rente. Junge Mütter sollten lieber den Partner und die Kita einspannen
als jahrelang zuhause bleiben.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de

Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

710587

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Rechtsanwälte und Weißer Ring kritisieren Reform des Strafverfahrens Düsseldorf (ots) - Die von der Bundesregierung geplante Reform des Strafverfahrens ruft Kritik bei Rechtsanwälten und Opfervertretern hervor. Philipp Wendt, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Anwaltvereins, sagte der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Freitag): Die Reform verspricht Effektivität - erreichen wird sie allenfalls einen schnelleren Verfahrensabschluss auf Kosten von Beschuldigtenrechten." Jürgen Möthrath, Präsident des Deutschen Strafverteidigerverbandes, sagte: "Die Reform ist Flickschusterei." Der Rechtsanwalt aus Worms mehr...

  • Rheinische Post: Schulze lehnt Wahlempfehlung für SPD-Kandidatenduos ab Düsseldorf (ots) - Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat es abgelehnt, für eines der beiden Kandidatenduos in der Stichwahl für den SPD-Parteivorsitz zu werben. "Ich habe mich bewusst nicht für ein Kandidatenduo ausgesprochen, weil ich möchte, dass die Parteimitglieder unbeeinflusst über ihre neuen Vorsitzenden abstimmen", sagte Schulze der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Freitag). Natürlich müsse das jede und jeder für sich selbst abwägen, aber sie finde: "Es passt nicht zu einer solchen Basisabstimmung, wenn Spitzenpolitiker oder mehr...

  • Rheinische Post: Ärzte wollen Verfassungsklage gegen Masern-Impfpflicht einreichen Düsseldorf (ots) - Der Verein "Ärzte für individuelle Impfentscheidung e.V." will juristisch gegen die vom Bundestag verabschiedete Masern-Impfpflicht vorgehen und Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe einreichen. "Wir als Verein der Ärzte für eine individuelle Impfentscheidung werden aus unseren Reihen eine Verfassungsbeschwerde gegen das Gesetz einreichen und unterstützen", sagte Michael Friedl, Facharzt für Kinderheilkunde und Jugendmedizin in Heidelberg und Vorsitzender des Vereins, mehr...

  • Rheinische Post: Mohamed Ali: Prämien für Elektroautos überflüssig und ungerecht Düsseldorf (ots) - Die neue Linksfraktionsvorsitzende im Bundestag, Amira Mohamed Ali, hat die staatlichen Zuschüsse für den Kauf von Elektroautos als überflüssig und ungerecht bezeichnet. "Dass die Autokonzerne, die mit falscher Diesel-Software betrogen und die Umweltstandards unterlaufen haben, bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen wurden und nun noch mit Konjunkturprogrammen wie staatlichen Zuschüssen für E-Autos belohnt werden, verschärft das Ungerechtigkeitsempfinden der allermeisten Menschen", sagte Mohamed Ali der Düsseldorfer mehr...

  • Rheinische Post: Mohamed Ali: Regierung muss Privatisierung von Krankenhäusern rückgängig machen Düsseldorf (ots) - Die neue Linksfraktionsvorsitzende im Bundestag, Amira Mohamed Ali, hat die Bundesregierung aufgefordert, die Privatisierung von Krankenhäusern rückgängig zu machen. "Dass ein Krankenhaus Gewinn erwirtschaften muss, ist der völlig falsche Weg", sagte Mohamed Ali in ihrem ersten Interview nach ihrer Wahl zur Fraktionsvorsitzenden der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Freitag). "Die Gesundheitsversorgung ist ein Kern der Daseinsvorsorge. Es ist die Aufgabe des Staates, dafür zu sorgen, dass jeder Mensch eine gute Gesundheitsversorgung mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht