Westdeutsche Zeitung: Lehrerfortbildung in NRW: Der Zufall als Schulprinzip (Kommentar von Olaf Kupfer)
Geschrieben am 28-10-2019 |
Düsseldorf (ots) - Was für ein trauriges Bild, das die Expertenkommission vom
Zustand der Lehrerfortbildungen in NRW wie in der gesamten Republik zeichnet:
keine Steuerung, kein tragfähiges Konzept, kein Überblick, kein Nachhalten. Plus
undurchsichtige Inhalte-Ausrichtung. Der Zufall als Prinzip, hingenommen vom
Staat als Arbeitgeber im Schuldienst von 200 000 Lehrerinnen und Lehrern
an Schulen in Nordrhein-Westfalen.
Und darüber hinaus: Die Diagnose, dass NRW bereits mit der Evaluierung ein brach
liegendes Feld betreten hat und sich damit bundesweit zum Vorreiter aufschwingt,
ist erschütternd. Denn die Bedarfe für Fortbildung sind in Zeiten von Inklusion
und Zuwanderung mitsamt so oft diagnostizierter Verrohung enorm gewachsen, ohne
dass nur ansatzweise darauf eingegangen wäre. Wenn der Staat oft als der bessere
Unternehmer bezeichnet wird, dann hat er in Sachen Fortbildung für ein
Lehrerpersonal, das mit veränderten Lebenssituationen seiner Gegenüber seit dem
Referendariat alleine geblieben ist, wenig unternommen. Um nicht zu sagen:
versagt.
Dass die Erhebung überfällig war, ist offensichtlich. Dass es sie gibt, ist gut.
Dass es bis hierher zwei Jahre gedauert hat, ist schlecht. Bis eine neue
Fortbildungskultur in Schulen zum Tragen kommt, wird die laufende
Legislaturperiode Geschichte sein: Wer weiß, was danach kommt. Damit ist das
Elend des Bildungs-Flickenteppichs benannt: Bundesweit ist das noch weniger
gesteuert als die Fortbildungskultur allein in NRW. Wie auf diese Weise effektiv
weitergebildet werden soll, ist nicht klar. Klar ist aber, dass auch die
Lehrerschaft gefordert ist: Sie muss Fortbildung aktiv einfordern, sie als Teil
ihres Professionsverständnisses begreifen. Und nicht als lästige Pflicht.
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