(Registrieren)

Neue Westfälische (Bielefeld): Annegret Kramp-Karrenbauer Polit-Drama in vier Akten Carsten Heil

Geschrieben am 23-10-2019

Bielefeld (ots) - Als die damalige CDU-Vorsitzende Angela Merkel
die damalige Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer im
Februar 2018 zur Generalsekretärin der CDU machte, war das ein
genialer Plan (1). Akuter Befreiungsschlag und langfristige
Perspektive gleichzeitig. Die Landespolitikerin sollte den
Veränderungsdruck innerhalb der CDU dämpfen und bundespolitische
Erfahrungen sammeln, um zur Merkel-Nachfolgerin zunächst an der
CDU-Spitze und später im Kanzleramt aufgebaut zu werden. Wenn die
Auserkorene keine Fehler macht und sich gut entwickelt. Bis zum
Dezember 2018 ging der Plan auf. AKK wurde CDU-Vorsitzende (2). Schon
in diesem Amt hatte Kramp-Karrenbauer aber ihre Probleme: Die
Personalpolitik im Konrad-Adenauer-Haus (CDU-Zentrale), die
Kommunikation nach außen und der Umgang mit politischen Inhalten
gelangen ihr nicht immer. Das ist Merkel nicht entgangen. Dann der
fatale Fehler - oder die perfide Falle Angela Merkels. AKK hätte
niemals Verteidigungsministerin werden dürfen. Niemals. Nicht, wenn
sie selbst jemals vorhatte, Bundeskanzlerin zu werden (3). Ihre
Vorgänger Thomas de Maiziere und Ursula von der Leyen galten
zeitweise auch als fähig, Merkel nachzufolgen. Bis sie das
Verteidigungsministerium übernahmen und sich in dessen zahlreichen
Krisen hoffnungslos verhedderten. So oder ähnlich hat die
Kanzler-Vorsitzende viele Konkurrenten aus dem Weg geräumt. Wollte
Merkel also ihre eigene Nachfolge-Kandidatin auf der Hardthöhe
verheizen, weil sie erkannt hat, dass die Saarländerin nicht das
Format für das Kanzleramt hat? Diese Frage müssen Historiker in
einigen Jahren beantworten. Es spricht aber einiges dafür, dass es
sich genau so verhält. Denn jetzt erreicht das Drama den Höhepunkt
(4): Merkel war von AKKs Vorschlag der internationalen Schutzzone in
Nordsyrien vorab informiert, heißt es. Als wohlwollende und erfahrene
Förderin hätte sie Kramp-Karrenbauer auf die Fallen aufmerksam machen
müssen! "Was sagt Paris, was London und was der Koalitionspartner?",
hätte sie gefragt und zu Bedachtsamkeit, zu Diplomatie geraten. Und
sie hätte darauf aufmerksam machen müssen, dass der AKK-Vorschlag
eine 180-Grad-Wende ist, die in dieser Geschwindigkeit Deutschland
überfordert. Merkel hat es nicht getan. Ein Falle? Oder Annegret
Kramp-Karrenbauer hat die Hinweise in den Wind geschlagen. Das
Ergebnis bleibt dasselbe: Für die Kanzlerkandidatur der CDU braucht
es mehr. Es läuft fast wie im klassischen Drama eines Shakespears.
Sogar einen Nebendarsteller gibt es: Heiko Maas. Es wäre seine
Aufgabe als Außenminister gewesen, auf diplomatischem Parkett das
Feld für eine Syrien-Initiative der Europäer zu bereiten. Von ihm
aber war in der ganzen Türkei-, Kurden-, Syrienfrage nur wenig zu
vernehmen. Erst jetzt ein paar beleidigte, besserwisserische und
belehrende Sätze. Ein Politikwissenschaftler nennt ihn schon
"Außenministrant". Seine Zurückhaltung wollte Kramp-Karrenbauer
wettmachen und hat vieles falsch gemacht. Politik ist manchmal so.



Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de

Original-Content von: Neue Westfälische (Bielefeld), übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

707417

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Kommentar / Gute Umweltpolitik sieht anders aus = Von Thomas Reisener Düsseldorf (ots) - Ab 2026 sollen neue Ölheizungen so gut wie nicht mehr eingebaut werden dürfen. Für den derzeitigen Bestand gibt es klare Restlaufzeiten. Weil das Verbrennen von Öl klimaschädliches CO2 freisetzt, dient die Maßnahme dem Umweltschutz. Deshalb ist das Ölheizungsverbot aber noch lange keine gute Umweltpolitik. Das zeigt der Vergleich mit einem weiteren, ungleich besseren Umweltschutz-Beschluss, den das Kabinett zeitgleich verabschiedet hat: Künftig sollen Verbraucher für den CO2-Ausstoß ihrer Autos und Gebäude mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Am goldenen Zügel des Bundes = Von Eva Quadbeck Düsseldorf (ots) - Eine Debatte über Föderalismus ist für viele Menschen eine Art Narkosemittel - langweilig, abstrakt und verworren. Dennoch ist die Frage, wie Aufgaben, Macht und Finanzmittel zwischen Bund und Ländern verteilt werden, zentral für die Demokratie und für unser Zusammenleben. In einer globalisierten Welt und einem geeinten Europa müssen die Regionen stark sein, weil sie Identität stiften und die Heimat pflegen. Auch mit Blick auf das Bedürfnis der Menschen, von der Politik wahrgenommen zu werden, ist eine klare mehr...

  • Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Forschungspolitik/Karliczek/Batterieforschungszentrum Stuttgart (ots) - Es ist die zynische Seite knallharter Machtpolitik, die im Forschungsausschuss des Deutschen Bundestages demonstriert worden ist. Ministerin Anja Karliczek musste sich zum wiederholten Male vor dem Ausschuss gegen Vorwürfe wehren, bei der Entscheidung über den Standort der Forschungsfabrik sei es zu erheblichen Unregelmäßigkeiten gekommen. Politische Konsequenzen wird das nicht haben. Die Koalition steht zur Ministerin, weil man zusätzlich zum Fall Scheuer keinen weiteren Ärger haben will. Pressekontakt: Stuttgarter mehr...

  • BERLINER MORGENPOST: Wer spart, zahlt drauf / Kommentar von Alexander Dinger zu Kosten für Sicherheit an Flüchtlingsheimen Berlin (ots) - Der Schutz von sensiblen Objekten gehört in staatliche Hand. Dazu zählen nicht nur Flüchtlingsheime, sondern auch Liegenschaften der Polizei. Warum das besser so wäre, haben zahlreiche Meldungen aus den vergangenen Jahren gezeigt. Da war etwa von Übergriffen durch Sicherheitsmitarbeiter vor dem Lageso die Rede oder von Einbrüchen auf Polizeiliegenschaften, von denen angeblich niemand etwas mitbekommen hat. Der Staat sollte aber auch ein legitimes Interesse daran haben, ein Auge auf Flüchtlingsunterkünfte zu haben. mehr...

  • Straubinger Tagblatt: Bauernproteste - Die Politik schaut nur zu Straubing (ots) - Landwirte, die oft seit Generationen ihre Felder bestellen, sind nicht die Feinde der "Städter", sie wollen ihr Auskommen haben, müssen aber auch die Regeln akzeptieren. Derweil kaufen große Investoren wie der Rückversicherer Munich Re riesige Flächen, weil die Renditen alleine durch Fläche so groß sind, gegen ihre industriellen Methoden hat der kleine Bauer preislich keine Chance. Und die Politik schaut nur zu, das Höfesterben geht weiter, wo lebendige Landschaft war, ist nur noch Gegend. Pressekontakt: Straubinger mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht