(Registrieren)

Kölner Stadt-Anzeiger: Mainzer Bischof Kohlgraf für verheiratete Priester in der katholischen Kirche - "Ausdruck legitimer Dezentralisierung"

Geschrieben am 04-10-2019

Köln (ots) - Kluft zur Lebenswirklichkeit beklagt - "Einwände
Roms gegen Frauenpriestertum vielfach nicht überzeugend" - Plädoyer
für Reform der Sexualmoral

Köln. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf sieht eine Lockerung des
Pflichtzölibats in der katholischen Kirche als Ausdruck einer
legitimen Dezentralisierung. "An einer Frage wie der Priesterweihe
für verheiratete Männer wird sich jetzt entscheiden, wie konkret das
werden darf", sagte Kohlgraf dem "Kölner Stadt-Anzeiger"
(Samstag-Ausgabe und Online). Auf der am Montag (6. Oktober) in Rom
beginnenden Amazonas-Synode soll unter anderem über die Möglichkeit
der Priesterweihe für verheiratete Männer gesprochen werden. Papst
Franziskus hat in dieser Frage Offenheit signalisiert. "Ich hielte
verheiratete Priester in bestimmten Regionen weder für einen Angriff
auf die Weltkirche noch auf das Priesteramt generell", betonte
Kohlgraf.

Der Bischof beklagte ein Auseinanderbrechen der christlichen
Botschaft und der Lebenswirklichkeit der Menschen, und zwar auch der
Menschen in der Kirche. "In der Außenwirkung der Kirche insgesamt ist
es unbestreitbar, dass Menschen sie als nicht hilfreich erleben und
sich von ihr distanzieren." Umso wichtiger sei es, "dass wir in der
Kirche diese Kluft zur Realität wahrnehmen und sie zu schließen
versuchen." Darin sehe er die Aufgabe des zuletzt so viel
diskutierten "synodalen Wegs", eines von den deutschen Bischöfen
angestoßenen Reformprozesses als Konsequenz aus dem
Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche. "Ich werbe sehr dafür,
den Weg nicht von vornherein schlecht zu reden, sondern ihn als
Chance zu begreifen, dass die Themen auf den Tisch kommen, die jetzt
dran sind. Sie zu ignorieren oder zu tabuisieren, wird uns nicht
weiterführen", sagte Kohlgraf mit Blick auf eine vom Kölner Kardinal
Rainer Woelki angeführten Minderheit unter den Bischöfen.

Entschieden setzte sich Kohlgraf, der seit 2017 Nachfolger von
Kardinal Karl Lehmann auf dem Bischofsstuhl von Mainz ist, für
Änderungen der katholischen Sexualmoral und der Haltung zur Rolle der
Frauen ein. "Der Blick in die Kirchengeschichte zeigt, dass es -
abgesehen von den Essentials im Glaubensbekenntnis - nichts gibt, was
in der Kirche nicht dem Wandel der Zeit unterworfen gewesen wäre." In
der Sexualethik, so der frühere Professor für Pastoraltheologie,
"rate ich zu größerer Gelassenheit und weniger Starre. Ein Weg für
eine Fortentwicklung wäre, sich von der Fixierung auf den
Geschlechtsakt zu lösen und stattdessen das Ganze einer Beziehung zu
sehen."

Auch wenn am Ende des synodalen Wegs sicher nicht die
Frauenordination stehen werde, halte er es für entscheidend, "dass
wir uns auf die Erfahrungen und Denkweise derer einlassen, die in
dieser Frage nach Bewegung und Veränderung rufen". Er habe den
Aktivistinnen von "Maria 2.0", die eine Öffnung der Weiheämter für
Frauen fordern, versprochen, ihr Unverständnis nach Rom weitergeben.
"Wir schauen gemeinsam in dieselbe Richtung. Ich bekomme ja auch mit,
dass der Unmut über den Ausschluss der Frauen von den Ämtern
insgesamt so dominant ist, dass es schier unmöglich wird, zu anderen
Fragen noch durchzudringen. Ganz ehrlich: Ich empfinde das als
Lähmung für die Evangelisierung." Zudem, so Kohlgraf weiter, müsse er
"schlicht konstatieren, dass die Einwände Roms gegen die
Frauenordination vielfach nicht überzeugen. Und es reicht heutzutage
einfach nicht mehr, zu sagen, 'Rom hat entschieden, und deshalb reden
wir nicht mehr darüber'."



Pressekontakt:
Kölner Stadt-Anzeiger
Newsdesk
Telefon: 0221 224 2080

Original-Content von: Kölner Stadt-Anzeiger, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

704894

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Kommentar: RRX: Endlich schneller planen und bauen Düsseldorf (ots) - China brauchte nur vier Jahre, um den gigantischen neuen Flughafen bei Peking zu bauen, während unsicher ist, ob der RRX als eines der wichtigsten Bahnprojekte Deutschlands komplett 2030 in Betrieb sein wird. Erst in zwei der 15 Bauabschnitte hat der Bau begonnen. Erst in fünf Abschnitten gibt es einen Planfeststellungsbeschluss. Viele Klagen wie aus Angermund drohen. So bleibt offen, wann wir den 15-Minuten-Takt zwischen Köln, Düsseldorf und Dortmund haben. Eigentlich sollte man das Projekt vorziehen, um Verkehr mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar: Türkei missbraucht den europäischen Fußball Düsseldorf (ots) - Vor ein paar Jahren hat sich Recep Tayyip Erdogan ein neues Spielzeug gegönnt. Der türkische Präsident hat den Retortenklub Basaksehir Istanbul mit ins Leben gerufen. Großen Anklang in der Bevölkerung hat das Projekt nicht gefunden. Im Schnitt kommen weniger als 3000 Zuschauer zu den Begegnungen. Der Fußball ist dennoch eine wichtige Bühne für den Despoten. Und er kann so mächtige Botschaften aussenden. So geschehen beim Europa-League-Auftritt von Borussia Mönchengladbach. Die türkische Staatsmacht hat die Muskeln mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zu Seehofers Besuch in der Türkei Stuttgart (ots) - Drei Dinge sollten Europas Politiker tun, statt Wunschzettel in Ankara abzuholen. Erstens: Europa muss seine Außengrenze so kontrollieren, dass es von Erdogan nicht erpresst werden kann. Das umfasst Verhandlungen mit Syriens Kriegsgewinner Assad. Europa braucht Erdogan dafür nicht. Zweitens: Erdogan muss klargemacht werden, dass es für diese Türkei keine Zukunft in Europa gibt. Drittens: Europa sollte im UN-Sicherheitsrat klar benennen, was es stillschweigend duldet. Die türkische Besetzung der nordsyrischen Enklave mehr...

  • Rheinische Post: Erst zehn von mehreren Tausend Bauvorhaben in NRW abgeschlossen Düsseldorf (ots) - In Nordrhein-Westfalen haben Straßenbaubetriebe bislang erst zehn von mehreren Tausend geplanten Baustellen an Bundesstraßen fertiggestellt. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion hervor, die der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Samstag) vorliegt. Zwar liegen den Angaben zufolge für 47 Straßenbauprojekte des Bundes die nötigen Beschlüsse vor, 29 davon sind in Bau. Jedoch sieht der Bundesverkehrswegeplan 2030, der 2016 verabschiedet wurde, 13.674 Straßenbaumaßnahmen mehr...

  • Rheinische Post: Nach Gladbach-Spiel in Istanbul: Dagdelen kritisiert behördliche Willkür Düsseldorf (ots) - Die stellvertretende Linken-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Sevim Dagdelen, kritisiert das Vorgehen der türkischen Polizisten gegen Fans von Borussia Mönchengladbach in Istanbul scharf. Türkische Sicherheitskräfte hatten einigen der mitgereisten deutschen Fans ihre Fahnen abgenommen und ihnen den Zugang zum Stadion verwehrt. Auf den Fahnen waren unter anderem Mönchengladbacher Stadtwappen zu sehen, die christliche Symbole wie Kreuz und Bischofsstab, aber auch den Heiligen Vitus zeigen. "Die Beschlagnahme ist mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht