(Registrieren)

BERLINER MORGENPOST: Ein Kauf mit vielen Fragen / Leitartikel von Gilbert Schomaker zum Rückkauf von Wohnungen

Geschrieben am 27-09-2019

Berlin (ots) - Kurzform: Je tiefer man in dieses vom
rot-rot-grünen Senat geforderte Geschäft eintaucht, desto mehr Fragen
gibt es. Der 920-Millionen-Euro-Immobiliendeal in Berlin wurde von
einer Rechtsanwaltskanzlei begleitet, die auch in Thüringen für die
dort regierende Linkspartei bei Wohnungskäufen agiert. Man kennt
sich, und man schätzt sich offenbar im Rekommunalisierungslager. Man
hätte mit den 920 Millionen Euro auch neue Wohnungen bauen können.
Nun ist es Sache der Oppositionsparteien und des Rechnungshofs, die
Wirtschaftlichkeit des Geschäfts und mögliche Hintergründe zu
überprüfen. Fragen gibt es genug.

Der vollständige Leitartikel: Es ist der größte Immobilienkauf
einer landeseigenen Gesellschaft in Berlin: 6000 Wohnungen und
Gewerbeeinheiten kauft die Gewobag in Reinickendorf und Spandau von
der Ado Properties S.A. aus Luxemburg. Es sind vornehmlich ehemalige
Sozialwohnungen, die früher zur vom Land Belin verkauften GSW
gehörten. Entsprechend freute sich auch Stadtentwicklungssenatorin
Katrin Lompscher (Linke). Man könne zwar die Fehler der Vergangenheit
nicht wieder rückgängig machen, wohl aber den Mietern Sicherheit
zurückgeben, so Lompscher. Die Mieter sind auch weitestgehend
erleichtert, zurück unter das Dach einer Landesgesellschaft zu
kommen. Aber bei aller Freude: Es lohnt sich ein Blick auf die
Details. Da ist der Kaufpreis. 920 Millionen Euro gibt die Gewobag
für den Kauf der Immobilien aus. Dass das kein Schnäppchenpreis ist,
zeigt die Äußerung des bisherigen Eigentümers. Ran Laufer von Ado
Properties sagte nämlich, dass zur Firmenphilosophie auch gehöre,
Teile zu Bedingungen zu verkaufen, die für das Unternehmen
vorteilhaft sind. Die Ado Properties wird also keinen schlechten
Schnitt gemacht haben. Nur noch einmal zur Erinnerung: Die gesamte
GSW mit ihren 60.000 Wohnungen war 2004 vom damaligen rot-roten Senat
für 405 Millionen Euro verkauft worden, wobei die neuen Eigentümer
auch Schulden von 1,5 Milliarden Euro übernahmen. 405 Millionen Euro
für 65.000 Wohnungen bekam der Senat, 6000 Wohnungen kauft nun die
Gewobag für 920 Millionen Euro zurück - was für ein Geschäft. Woher
kommt nun das Geld für den Rückkauf? Die Gewobag verweist auf
Schuldscheindarlehen und zurzeit niedrige Kredite. Es mag auf den
ersten Blick gut erscheinen, jetzt zu investieren. Zumal die Gewobag
offenbar durch Schuldscheine vor Kurzem 700 Millionen Euro erhalten
hat. Aber diese Schulden sind da und müssen bedient werden. Es lohnt
sich auch ein Blick auf die Bestände: Es handelt sich um
Sozialwohnungen aus den 60er- bis 90er-Jahren. Sozialwohnungen und
der angekündigte Mietendeckel sorgen dafür, dass die Gewobag die
Mieten wohl kaum steigern kann. Das soll sie ja auch aus politischen
Gründen nicht. Auf der Einnahmeseite kann also nicht sehr viel
kommen. Und auf der Ausgabenseite? Da bleibt die Frage nach dem
Sanierungsbedarf. Diese Frage muss man auch deswegen stellen, weil
bei einem anderen Rückkauf - der von 1800 Wohnungen im Kosmosviertel
in der Nähe des Flughafens Schönefeld - eben genau dieser hohe
Sanierungsbedarf noch Folgekosten auslösen wird. Für Teile der nun
erworbenen Wohnungen gibt es in der Branche den Verdacht, dass dort
beim Bau Asbest verwendet wurde. Man kann nur hoffen, dass mögliche
Sanierungen in den Preis miteinberechnet wurden. Denn es gibt eine
Ungereimtheit: Die CDU machte am gestrigen Freitag darauf aufmerksam,
dass vor Jahren ein Rückkauf der Immobilien für einen deutlich
geringeren Preis vom damaligen Baustaatssekretär abgelehnt worden
sei. Je tiefer man in dieses vom rot-rot-grünen Senat geforderte
Geschäft eintaucht, desto mehr Fragen gibt es. Der
920-Millionen-Euro-Immobiliendeal in Berlin wurde von einer
Rechtsanwaltskanzlei begleitet, die auch in Thüringen für die dort
regierende Linkspartei bei Wohnungskäufen agiert. Man kennt sich, und
man schätzt sich offenbar im Rekommunalisierungslager. Man hätte mit
den 920 Millionen Euro auch neue Wohnungen bauen können. Nun ist es
Sache der Oppositionsparteien und des Rechnungshofs, die
Wirtschaftlichkeit des Geschäfts und mögliche Hintergründe zu
überprüfen. Fragen gibt es genug.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de

Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

704050

weitere Artikel:
  • Mittelbayerische Zeitung: Und was jetzt Greta?/Die Bewegung Fridays for Future bekommt gerade maximale Aufmerksamkeit. Jetzt muss der nächste Schritt folgen. Von Katia Meyer-Tien Regensburg (ots) - Hunderttausende in Deutschland, Millionen Menschen weltweit protestieren für eine bessere Klimapolitik: Der 20. September fühlte sich an wie ein Höhepunkt der Fridays for Future-Bewegung. Und es ging weiter: Greta Thunberg, Gesicht und Stimme der Bewegung, redete zur Eröffnung des UN-Klimagipfels, soll den alternativen Nobelpreis bekommen und ist sogar für den Friedensnobelpreis nominiert. Was kann da noch kommen? Die Geschichte der Bewegung ist so unwahrscheinlich wie erstaunlich: ein 15-jähriges Mädchen beschließt mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur bevorstehenden Landtagswahl in Thüringen Bielefeld (ots) - In vier Wochen wird in Thüringen gewählt. Aktuell würde es nicht für eine Mehrheit von CDU, Grünen, SPD und möglicherweise FDP reichen. Diese Konstellation ist im Freistaat zwar ohnehin unrealistisch und vor allem von der CDU erträumt. Aber selbst wenn das Viererbündnis es wollte, wäre eine Regierungsbildung nicht möglich. Auch die rot-rot-grüne Regierung hat keine Mehrheit. Das zeigt, wie schwer es werden könnte, ein bürgerliches Bündnis zu bilden, um die AfD zu verhindern. In Thüringen ist vieles anders. mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATt (Bielefeld) zum Nazi-Gruß in der Umkleide Bielefeld (ots) - Man darf wohl annehmen, dass es den Fußballspielern aus Porta Westfalica ernst ist mit ihrer Beteuerung, sie seien keine Rechtsradikalen, keine Nazis. Nur: Dann darf man eben auch nicht deren Vokabular benutzen. Natürlich hat nicht die gesamte Mannschaft »Sieg Heil!« gerufen. Aber weil die wenigen Urheber bis heute nicht das Rückgrat haben, dazu zu stehen und sich stattdessen in der Gruppe verstecken, ist es schwer zu differenzieren. Der jetzt veröffentlichte Offene Brief - er lässt deutlich erkennen, wie unvorbereitet mehr...

  • Westdeutsche Zeitung: Walter-Borjans will Gabriel wieder einbinden Düsseldorf (ots) - SPD-Politiker Norbert Walter-Borjans würde im Fall seiner Wahl zum SPD-Chef Sigmar Gabriel wieder für die Partei gewinnen wollen. "So einer wie er darf nicht in Ungnade fallen, auch wenn die Rufe von der Seitenlinie gelegentlich nerven", sagte Walter-Borjans im Interview mit der Westdeutschen Zeitung. "Ich selbst habe oft mit ihm sehr gute Erfahrungen gemacht. Ich weiß aber auch, dass da schon mal Kontinuität verloren geht. Diese Herausforderung ist mir bewusst", so Walter-Borjans über Gabriel, der in Kürze aus mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar / Dubiose Vergabe des Hambach-Gutachtens = Von Kirsten Bialdiga Düsseldorf (ots) - Die Räumung des Hambacher Forsts entwickelt sich für die CDU/FDP-Landesregierung zu einer schier unendlichen Geschichte. Immer neue Ungereimtheiten tauchen auf bei dem größten Polizeieinsatz der jüngeren Geschichte in Nordrhein-Westfalen. Hartnäckig wiederholt die Opposition ihren Vorwurf, Innenminister Herbert Reul (CDU) habe sich zum Handlanger des Energiekonzerns RWE gemacht, indem er die Baumhäuser aus Brandschutzgründen räumen und zerstören ließ, damit RWE roden und Braunkohle abbauen könne. Reul weist diese mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht