| | | Geschrieben am 15-08-2019 BERLINER MORGENPOST: Vorfahrt für Radfahrer / Kommentar von Philipp Neumann zu Scheuers Reformplänen
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 Berlin (ots) - Da hat Verkehrsminister Andreas Scheuer einen
 echten Coup gelandet: Mit einer solchen Reform der
 Straßenverkehrsordnung hat niemand gerechnet, jedenfalls nicht von
 diesem Minister. Lange galt Scheuer - wie seine Vorgänger von der CSU
 - als Auto-Minister. Jetzt hat Scheuer, der selbst gern hinter dem
 Steuer sitzt, die Radfahrer entdeckt. Die meisten Regeln, die er in
 der Straßenverkehrsordnung ändern will, kommen ihnen zugute. Das ist
 richtig so.
 
 Soll die Verkehrswende richtig klappen, dann müssen Radfahrer
 besonders in Innenstädten besser geschützt werden. Höhere Bußgelder
 für das Parken auf Radwegen, mehr Fahrradzonen und ein größerer
 Abstand beim Überholen von Fahrrädern - das alles hilft den
 Zweiradfahrern im Alltag enorm. Es macht die Benutzung des Fahrrads
 viel sicherer und damit für mehr Menschen deutlich attraktiver.
 
 Der Plan, besondere Parkflächen für Lastenräder auszuweisen und
 ein eigenes Verkehrsschild für Fahrradschnellwege einzuführen, weist
 ebenfalls in die Zukunft. Die Straßenverkehrsordnung wird damit sogar
 deutlich weiter sein als die Wirklichkeit, denn noch gibt es relativ
 wenige Lastenräder und nur sehr wenige Radschnellwege. Aber was
 zählt, ist in diesem Fall das Signal.
 
 Scheuer, der zuletzt vor allem mit der missglückten Pkw-Maut in
 den Schlagzeilen war, zeigt mit der Reform, dass er die Zeichen der
 Zeit erkannt hat. Nur wenn innerhalb der Städte mehr Menschen mit dem
 Rad unterwegs sind, kann die Luft dort besser werden. Vor allem aber
 kann der drohende Verkehrskollaps, der besonders in Großstädten
 allmorgendlich schon zu beobachten ist, noch abgewendet werden.
 
 Weil immer mehr Menschen in die Städte ziehen, wird es dort immer
 enger. Damit alle Platz haben und trotzdem mobil sind, muss das
 Verkehrsmittel weichen, das pro Einwohner am meisten Platz verbraucht
 - und das ist das privat genutzte Auto. Dass das Parken auf Geh- und
 Radwegen und das Halten auf Fahrradstreifen mit hohen Bußgeldern
 belegt sein soll, ist ein wichtiges Zeichen. Es bedeutet: Nicht
 Radfahrer und Fußgänger müssen dem Auto Platz machen, sondern Auto-
 und Lkw-Fahrer müssen mit dem Platz auf der Straße auskommen.
 
 Car-Sharing, mehr Nahverkehr, intelligente Sammeltaxis und mehr
 Platz für Radfahrer: So sieht die mobile Zukunft aus. Das ist ein
 Kulturwandel, der für viele Autofahrer sicher schmerzhaft sein wird.
 Aber was wäre die Alternative?
 
 Nicht verschwiegen werden soll, dass Scheuers Reform eine zutiefst
 politische Komponente hat. Einerseits bietet sie ihm eine
 Gelegenheit, von unangenehmen Baustellen wie der Dieselkrise, der
 Pkw-Maut und dem Bahnchaos abzulenken. Andererseits passen die Pläne
 ins politische Konzept der CSU. Scheuer und seine Partei haben
 gemerkt, dass sie mit ihrer bisherigen Fixierung aufs Auto völlig aus
 der Zeit fallen. CSU-Chef Markus Söder hat längst begriffen, dass die
 Grünen der größte Konkurrent der konservativen Parteien sind. Indem
 Scheuer sich nun für Radfahrer einsetzt, folgt er nicht nur dem
 Marschbefehl seines Vorsitzenden, sondern auch dem Diktum von
 CSU-Übervater Franz Josef Strauß: Konservativ sein heißt, an der
 Spitze des Fortschritts marschieren. Man darf gespannt sein, ob die
 Wähler der Union ihren neuen Öko-Kurs abkaufen.
 
 Was noch fehlt, ist etwas mehr Disziplin von denen, die von dieser
 Reform profitieren: Radfahrer sollten begreifen, dass rote Ampeln
 auch für sie gelten und dass auch sie Rücksicht nehmen müssen - auf
 Fußgänger und Autofahrer. Paragraf eins der Straßenverkehrsordnung
 ändert sich nicht: "Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert
 ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht."
 
 
 
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 BERLINER MORGENPOST
 
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