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Statt Misstrauenskultur: Klinikärzte wollen weniger Verwaltung und mehr Zeit am Krankenbett

Geschrieben am 13-06-2019

Hamburg (ots) -

- 79 Prozent beklagen eine Steigerung des Dokumentationsaufwands
alleine in den vergangenen fünf Jahren
- Kein Geld für erbrachte Leistungen erlebt mehr als jeder fünfte
Arzt
- Der MDK prüft nach ihrer Meinung zu viel, zu sehr zu Lasten der
Patienten und zu sehr im Sinne der Krankenkassen

Der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) prüft in den
vergangenen Jahren immer mehr Krankenhausabrechnungen, um angebliche
Falschabrechnungen aufzudecken. Was für die beauftragenden Kassen
nicht selten erfreuliche Einsparungen zur Folge hat, wird von
deutschen Klinikärzten zu 93 Prozent als Misstrauenskultur erlebt,
die bei 79 Prozent eine Steigerung des Dokumentationsaufwands in den
vergangenen fünf Jahren bewirkt hat und 85 Prozent der Stationsärzte
und 68 Prozent der leitenden Ärzte frustriert. Das ergab eine
Online-Befragung von 200 Klinikärzten über DocCheck im Auftrag der
Asklepios Kliniken. Die Krankenhausärzte halten die Prüfung von
Qualität, Kosten und Leistung stationärer Behandlungen zwar für
sinnvoll, empfinden die Kontrolle durch die Krankenkassen mit Hilfe
des MDK aber zu 92 Prozent als zu stark, wünschen zu 89 Prozent
Standards für die Prüfungen und sogar 93 Prozent plädieren für eine
unabhängige Kontrollinstanz.

"Die Studienergebnisse bestätigen auf erschreckende Weise, wie
sich der Missbrauch des Medizinischen Dienstes durch die Kostenträger
auf die Kliniken auswirkt", sagt Kai Hankeln, CEO der Asklepios
Kliniken GmbH & Co. KGaA. "Mithilfe der Prüfungen erhalten sie einen
immer größeren Anteil erbrachter Leistungen praktisch kostenfrei", so
Hankeln weiter, "der Versuch das zu vermeiden, erhöht ständig den
Dokumentationsaufwand für die Kliniken und belastet das Personal in
inakzeptabler Weise." Tatsächlich waren fast allen Klinikärzten Fälle
von nicht erstatteten Leistungen aus den vergangenen zwölf Monaten
bekannt, 22 Prozent gaben sogar an, dass dies "oft" in ihrer Klinik
vorgekommen sei. Bei Kliniken konfessioneller Träger berichteten das
für die eigene Station 24 Prozent und für die eigene Klinik 32
Prozent. Aus Krankenhäusern öffentlicher und privater Trägerschaft
wurde das für die eigene Station mit 13 bzw. 20 Prozent und für das
eigene Haus mit 21 bzw. 15 Prozent berichtet.

Ausufernde Bürokratie frustriert 85 Prozent der Stationsärzte und
68 Prozent der leitenden Ärzte

Da die deutschen Kliniken aufgrund ihrer ökonomisch schwierigen
Lage und der im internationalen Vergleich geringen Erlöse für die
Fallpauschalen (DRG) auf die Kostenerstattung erbrachter Leistungen
angewiesen sind, steigt der Aufwand, um dem MDK keinen Vorwand für
Beanstandungen zu liefern. So haben alleine in den vergangenen fünf
Jahren aus Sicht der Ärzte die Nachweispflicht um 89 Prozent, die
Bürokratie um 88 Prozent und die Belastung durch Dokumentation und
Administration um 86 Prozent zugenommen. Stationsärzte verbringen im
Schnitt 46 Prozent ihrer Arbeitszeit mit Administration und
Dokumentation, bei 32 Prozent macht dies mehr als die Hälfte ihrer
Arbeitszeit aus. 79 Prozent sehen sich gezwungen, deutlich mehr Zeit
für Administration und Dokumentation aufzubringen als sie möchten, 74
Prozent der Ärzte frustriert das, 70 Prozent haben den Eindruck, dass
die Kostenvorgaben der Krankenkassen über dem medizinischen
Sachverstand der Ärzte stehen, und 62 Prozent können viel weniger
Zeit für die Behandlung der eigenen Patienten aufbringen, als es
nötig wäre. Mit 56 Prozent kann über die Hälfte Ablehnungen nicht
nachvollziehen und jeder zweite Arzt fühlt sich bevormundet.

Wenig überraschend, dass sich diese negativen Eindrücke auf die
Attraktivität des Berufsbildes "Klinikarzt" auswirken: Sie nahm
parallel um 56 Prozent ab. Für die Betroffenen ist die Lösung
naheliegend: Zu 97 Prozent sind sie dafür, dass Ärzte und
Pflegekräfte sich weniger mit Verwaltung und Dokumentation
beschäftigen sollten, sondern mehr mit der Behandlung ihrer
Patienten. Mit dieser Forderung sind sie nicht allein, denn in einer
repräsentativen Umfrage der Bevölkerung vertraten 94 Prozent der
Befragten den gleichen Standpunkt. Auch andere Fachleute sehen es
ähnlich, denn erst im Januar dieses Jahres hat die Hamburger
Krankenhausgesellschaft unter dem Motto "Weg vom Schreibtisch -
zurück zum Patienten" ein Ende der Kontrollkultur und Bürokratieabbau
gefordert.

Statt Kontrolle zu Lasten der Patienten unabhängige Prüfinstanz
gefordert

Die Klinikärzte wehren sich nicht prinzipiell gegen eine
Qualitätskontrolle, sie wünschen sie sich lediglich zu 93 Prozent
durch eine unabhängige Instanz, die nicht wie der MDK den Interessen
einer anderen Partei unterworfen ist und gemäß nachvollziehbarer
Standards für die Prüfungen. Die von 93 Prozent der Klinikärzte
erlebte Misstrauenskultur geht eindeutig zu Lasten der Patienten:
Entscheidungen nach Aktenlage gehen für 84 Prozent an deren
Bedürfnissen vorbei, 67 Prozent sehen Patienten leiden, weil
notwendige Rehabilitationen oder Hilfsmittel nicht bewilligt wurden.
Für 62 Prozent erfolgt die Kostenkontrolle zu Lasten der Patienten
und 27 Prozent finden, sie verhindert sogar teilweise, dass die
Patienten gesund werden. Auch unter der Allgemeinbevölkerung findet
die Idee einer unabhängigen Prüfinstanz mit 80 Prozent eine breite
Zustimmung, und mehr Behandlung statt Dokumentation befürworten 94
Prozent der Befragten. Zugleich scheinen sie sich von idealistischen
Vorstellungen gelöst zu haben und vermuten zu 78 Prozent, dass Ärzte
mehr auf die Kosten als auf die Bedürfnisse der Patienten achten
müssen. 64 Prozent vermuten als Grund für die Kontrollen, dass so ein
Anstieg der Krankenkassenbeiträge vermieden werden soll.



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