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Börsen-Zeitung: Evergreen / Kommentar zur EU-Milliardenstrafe gegen Devisenkartelle von Daniel Zulauf.

Geschrieben am 16-05-2019

Frankfurt (ots) - Mit einer weiteren Milliardenstrafe gegen ein
internationales Bankenkartell im Devisenhandel bringt die
EU-Kommission die Aufarbeitung der größten Wettbewerbsverstöße aus
der Zeit um die Finanzkrise endlich zum Abschluss. In den langen
Untersuchungen kam ein bunter Strauss an kreativen und auch
unglaublich dreisten Praktiken zum Vorschein. Über Jahre hinweg haben
Finanzkonzerne ihre Kunden gemolken. Die künstliche Ausweitung der
Geld-Brief-Spanne auf dem offenen Devisenmarkt war nur eine der
vielen Methoden, mit denen Banken auf Kosten der Kunden ihre
Profitmargen steuerten.

Staunen mag man aber darüber, dass diese Wettbewerbsverstöße in
einer Zeit kulminierten, als die Welt der Banken noch einem
wahrhaftigen Bonanza glich. 2006 hatte die UBS, ähnlich wie im
Libor-Skandal eine große Missetäterin, noch ein Rekordergebnis von
11,5 Mrd. sfr ausgewiesen - das Zweieinhalbfache dessen, was die Bank
2018 selbst nach der Umsetzung harter Sparmaßnahmen an Gewinn
vorzeigen konnte. Dass die Banken trotz der damaligen Hochkonjunktur
eine Notwendigkeit verspürten, dem hervorragenden Geschäftsgang mit
allerlei Tricks zusätzlich nachzuhelfen, ist nur ein scheinbarer
Widerspruch. Die Finanzkonzerne handelten nicht zuletzt auf Druck der
Investoren, die unablässig höhere Renditen einforderten. Nebst
wettbewerbsrechtlich unzulässigen Methoden die Erträge zu steigern,
erhöhten die Banken auch die Risiken, indem sie mit immer weniger
Kapital ein immer größeres Rad antrieben. Wohin das Ganze letztlich
führen musste, ist bekannt.

Die Spätfolgen des irrationalen Überschwangs sind mindestens bei
den Großbanken in Europa noch nicht ausgestanden. Neben den
Kartellstrafen kommen erfahrungsgemäß die zivilrechtlichen Klagen,
die vielen Instituten nochmals schwer ins Geld gehen dürften. Und
dann verbleibt ein Reputationsschaden, über dessen Höhe man bloß
spekulieren kann. Mehr als 10 Mrd. Dollar haben die internationalen
Großbanken an Strafen für die Wettbewerbsverstöße in der Bonanza-Zeit
allein an die Behörden in Europa und Übersee gezahlt. Viele andere
Rechnungen sind noch offen.

Die Tricksereien waren also ein gigantisches Verlustgeschäft.
Trotzdem wird man sie irgendwann in anderer Form wieder sehen. Wie
sagte Adam Smith bereit vor zweieinhalb Jahrhunderten: Sitzen drei
Geschäftsleute aus derselben Branche im gleichen Raum, ist der Anfang
eines Kartells angelegt. Kartelle sind ein Evergreen, solange es
Wettbewerb gibt.

(Börsen-Zeitung, 17.05.2019)



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

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