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NOZ: Caritasverband kritisiert Skandalisierung des Themas Armut: Empörungsrhetorik vermittelt ein falsches Bild

Geschrieben am 30-03-2019

Osnabrück (ots) - Caritasverband kritisiert Skandalisierung des
Themas Armut: Empörungsrhetorik vermittelt ein falsches Bild

Präsident Neher fordert differenzierten Umgang - "Es stimmt nicht,
dass hier die Schere immer weiter auseinandergeht"

Osnabrück. Caritas-Präsident Peter Neher kritisiert die
Skandalisierung des Themas Armut und fordert stattdessen einen
differenzierten Umgang damit. In einem Interview mit der "Neuen
Osnabrücker Zeitung" sagte Neher: "Ich ärgere mich über jede
Empörungsrhetorik, denn sie vermittelt ein falsches Bild und
verstellt den Blick auf das, was wirklich nötig ist." Mit Blick auf
die häufig zitierte Schere zwischen Arm und Reich, die hierzulande
immer weiter auseinandergehe, müsse man genau hinsehen, betonte
Neher. "Wir müssen unterscheiden zwischen der Einkommens- und der
Vermögensverteilung. In der Einkommensverteilung stagniert der
Unterschied seit Jahren, aber auf hohem Niveau. Es stimmt nicht, dass
hier die Schere immer weiter auseinandergeht", sagte der
Caritas-Präsident. Die sei "ein Punkt, der gerne skandalisiert wird,
aber dennoch falsch ist", fügte er hinzu.

Ebenfalls nicht korrekt sei die Behauptung der Mittelschicht gehe
es immer schlechter und sie nehme ab. "Richtig ist: Wir haben seit
Jahren einen relativ konstanten Anteil der Mittelschicht von 49 bis
51 Prozent an der Gesamtgesellschaft. Dennoch wird auch hier gerne
der Untergang beschworen." Dies bleibe nicht folgenlos, warnte Neher.
"Wenn Sie die Mittelschicht schlechtreden, hat diese kein Empfinden
mehr für diejenigen, denen es wirklich schlecht geht."

Ein Problem gebe es allerdings in der Vermögensverteilung,
erklärte Prälat Neher. "Wer kein Eigentum hat oder Schulden, der wird
vermutlich auch in zehn Jahren nichts haben. Wer aber 100.000 Euro
Vermögen hat oder mehr, dessen Vermögen wächst." Zusammen mit
Erbschaften ergebe dies "bei der Vermögensverteilung eine dramatische
Entwicklung, die sich mehr und mehr verschärft". "Da müssen wir
handeln", forderte der Caritas-Präsident. "Wo sind
Verantwortlichkeiten? Wo macht es Sinn, steuerlich gezielt
einzugreifen? Wo können wir Maßnahmen ergreifen, um gezielt von Armut
Betroffenen zu helfen? Wichtig ist, sich differenziert mit diesen
Fragen auseinanderzusetzen. Stattdessen wird viel skandalisiert",
sagte Neher.

Außerdem kritisierte Neher in dem Interview das von
Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) vorgestellte Grundrentenkonzept.
Er halte es "nicht für geeignet, das komplexe Problem der Altersarmut
zu lösen". Auch sei nicht sicher, dass "automatisch die wirklich
Bedürftigen" erreicht würden. "Die Frage ist doch: Wer hat 35 Jahre
ununterbrochen sozialversicherungspflichtige Zeiten?", sagte der
Caritas-Präsident.

Wer wirklich die von Altersarmut Betroffenen unterstützen wolle,
müsse "Menschen in der Grundsicherung in den Blick nehmen", forderte
er. Beispielsweise könne "die Grundsicherung aufgestockt werden",
schlug er vor. Das Problem der Bedürftigkeitsprüfung wäre damit auch
gelöst, so Neher: "Dann gäbe es die Bedürftigkeitsprüfung, aber in
der Grundsicherung und nicht in der Rentenversicherung."



Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: +49(0)541/310 207

Original-Content von: Neue Osnabrücker Zeitung, übermittelt durch news aktuell


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