(Registrieren)

Mittelbayerische Zeitung: Trump fährt Achterbahn / Der US-Präsident behandelt Kim Jong-Un plötzlich auf Augenhöhe.

Geschrieben am 26-02-2019

Regensburg (ots) - Die strategische Achterbahnfahrt in der
Nordkorea-Politik des Präsidenten nimmt eine neue Wendung. Auf einmal
hat Trump "keine Eile" mehr bei der nuklearen Abrüstung des Regimes
in Pjöngjang, das nach Schätzung von Experten und Geheimdiensten
bereits 65 Atomsprengköpfe besitzt. Es könnten gut auch mehr sein -
weshalb eine Inventarisierung bis vor Kurzem noch eine zentrale
Forderung der USA war. Vor dem zweiten Gipfel mit Kim Jong-Un in
Hanoi ist auch davon keine Rede mehr. Stattdessen gibt der
US-Präsident eine überraschende Milde im Umgang mit dem brutalen
Regime zu erkennen. Das ist nicht die erste scharfe Kehrtwende.
Nachdem Trump Nordkorea 2017 vor den Vereinten Nationen noch mit der
nuklearen Vernichtung gedroht hatte, erklärte er sich wenige Monate
später ohne erkennbare Gegenleistung zu einem Treffen mit Kim Jong-Un
bereit. Zum Entsetzen seiner eigenen Experten wertete er das Regime
mit einem substanzarmen Schaufenstergipfel in Singapur auf. Er
verschaffte dem Diktator die große internationale Bühne, die andere
US-Präsidenten dem Vater und Großvater Kims aus gutem Grund
verweigert hatten. Anschließend verkündete Trump, dank seines
Verhandlungsgeschicks ginge von Nordkorea nun "keine nukleare
Bedrohung mehr aus." Diese Einschätzung teilen weder sein Nationaler
Sicherheitsberater John Bolton noch im vollem Umfang Außenminister
Mike Pompeo. Letzterer beantwortete am Wochenende gegenüber dem
Nachrichtensender CNN die Frage, ob von Nordkorea weiterhin eine
nukleare Bedrohung ausgehe, mit einem eindeutigen "Ja". Dennoch legt
sich auch Pompeo in Trumps jüngste Steilkurve. Laut "New York Times"
gibt der Außenminister nun intern die Parole aus, froh zu sein, wenn
Pjöngjang "nur 60 Prozent" von dem aufgebe, was die USA einmal
verlangt hätten. Gewiss ist die damit verbundene Hinwendung zu einer
traditionellen Nordkorea-Politik ein willkommener Fortschritt. Nur
Trump hat mit seiner unkonventionellen Gipfel-Diplomatie Kim einen
wichtigen Anreiz genommen. Während dessen Vorgänger ein Treffen mit
dem US-Präsidenten "verdienen" mussten, behandelt Trump den Diktator
ohne Vorbedingung auf Augenhöhe. Ganz besonders beunruhigt Analysten
die Möglichkeit, Trump könne in Hanoi spontan weitere strategische
Verhandlungsmasse vergeuden. Allen voran die Überführung des
Waffenstillstands in einen Friedensschluss auf der koreanischen
Halbinsel. Trumps Achterbahnfahrt in der Nordkorea-Diplomatie steht
im krassen Gegensatz zu den klaren Einschätzungen der amerikanischen
Geheimdienste. Diese haben dem Kongress in ihrer internationalen
Bedrohungsanalyse gerade erst dargelegt, warum sie es für "höchst
unwahrscheinlich" halten, dass Kim seine Atomwaffen aufgebe. Das
Regime in Pjöngjang erkenne darin seine Überlebensstrategie, lautet
die unmissverständliche Botschaft. Vor dem zweiten Treffen zwischen
Trump und Kim stellen sich zahlreiche Beobachter die Frage, ob die
einstmals erhobene Forderung nach einer "vollständigen, überprüfbaren
nuklearen Abrüstung auf der koreanischen Halbinsel" noch das Ziel der
Nordkorea-Politik des US-Präsidenten bleibt. Es besteht der dringende
Verdacht, dass Trump in Hanoi nicht viel mehr als einen zweiten
Schaufenster-Gipfel abhält. Ein politisches Spektakel, das darauf
abzielt, von seinen Nöten in der Russland-Affäre abzulenken und
seinen narzisstischen Hunger nach Anerkennung zu stillen. Leider hat
Trump damit nicht die Welt, sondern nur die Macht eines brutalen
Diktators sicherer gemacht.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de

Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

676146

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Schulze droht vor Plastikgipfel gesetzliche Vorgaben an Düsseldorf (ots) - Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) hat vor ihrem Gipfelgespräch mit Unternehmen, Umwelt- und Verbraucherverbänden zur Vermeidung von Plastik in Supermärkten notfalls gesetzliche Regelungen angedroht. "Die Erfahrung zeigt, dass wir durch Freiwilligkeit manchmal ehrgeizigere Ziele setzen und diese viel schneller erreichen können als durch Zwang", sagte Schulze der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Mittwoch), betonte aber zugleich: "Dort wo wir mit freiwilligen Vereinbarungen nicht weiter kommen, kommen Anreize, mehr...

  • Rheinische Post: Arbeitgeberchef Kramer ruft deutsche Unternehmen zu mehr Europa-Engagement auf Düsseldorf (ots) - Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer hat die deutschen Unternehmen aufgefordert, in der Gesellschaft und in ihren Betrieben stärker für den Zusammenhalt der Europäischen Union (EU) und für die Teilnahme an der Europawahl Ende Mai zu werben. "Auch und gerade wir Vertreter der Wirtschaft sind gefordert, mehr Engagement für den europäischen Einigungsprozess zu zeigen", heißt es in einem Schreiben Kramers an alle Präsidenten der Mitgliedsverbände der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA). Es liegt der Düsseldorfer mehr...

  • Rheinische Post: RWE hat laut Bundestagsjuristen kein Recht auf Entschädigung nach Kohleausstieg Düsseldorf (ots) - Die Stromverbraucher und der Staat sind rechtlich nicht verpflichtet, Energiekonzerne wie RWE nach dem Kohleausstieg für das Abschalten von Kraftwerken zu entschädigen. Diese Rechtsposition bekräftigen Bundestagsjuristen in einer neuen Stellungnahme im Auftrag der Grünen, die der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Mittwoch) vorliegt. Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags war bereits im Oktober 2018 zu dem Schluss gelangt, dass milliardenschwere Entschädigungszahlungen an RWE und Co. nicht notwendig sind. "Die mehr...

  • Rheinische Post: DIHK warnt vor anhaltender Unsicherheit über Brexit Düsseldorf (ots) - Vor der Abstimmung über eine Brexit-Verschiebung im britischen Unterhaus hat die deutsche Wirtschaft vor einer anhaltenden Unsicherheit über den EU-Austritt Großbritanniens gewarnt. "Es ist für die Unternehmen bereits jetzt höchste Zeit zu wissen, worauf sie sich einstellen müssen", sagte Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Mittwoch). Bei deutschen Unternehmen herrsche weiter große Unsicherheit. "Das No-Deal-Szenario mehr...

  • Saarbrücker Zeitung: Im Einzelhandel dominieren immer stärker Teilzeitjobs - Anteil der Vollzeitstellen rückläufig Berlin/Saarbrücken (ots) - Im Einzelhandel arbeiten nach einem Bericht der "Saarbrücker Zeitung" (Mittwoch-Ausgabe) immer mehr Teilzeitkräfte. Lag ihr Anteil vor 15 Jahren noch bei 52,5 Prozent, so waren es 2018 bereits 60,3 Prozent. Im Gegenzug verliert die Vollzeitbeschäftigung in der Branche an Bedeutung, schriebt das Blatt unter Berufung auf eine aktuelle Datenübersicht der Bundesagentur für Arbeit, die die Sozialexpertin der Linken, Sabine Zimmermann, angefordert hatte. Demnach arbeiten derzeit 1,84 Millionen von gut drei mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht