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Deutsche Umwelthilfe fordert nationales Verbot von Mikroplastik in Reinigungs-, Hygiene- und Kosmetikartikeln sowie vielen weiteren Produkten

Geschrieben am 14-02-2019

Berlin (ots) - Deutsche Umwelthilfe unterstützt die von den
Bundesländern Thüringen und Hamburg initiierte Bundesratsinitiative
zur Einschränkung von Mikroplastikeinträgen in die Umwelt - Für den
Gewässer-, Meeres- und Gesundheitsschutz ist ein schnelles Verbot von
Produkten mit zugesetzten Kunststoffpartikeln nötig - Ebenfalls
notwendig sind ein Vermeidungsziel für Plastikverpackungen, die
Ausweitung des Einwegpfandes, Wiederverwendungsquoten und die
Verteuerung des Einsatzes von Verpackungsmaterialien

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert von Bundesumweltministerin
Svenja Schulze ein Verbot für das Zusetzen von Mikroplastik in
Reinigungs-, Hygiene- und Kosmetikartikeln sowie in vielen weiteren
Produkten, wie Farben oder Beschichtungen. Der Umwelt- und
Verbraucherschutzverband unterstützt mit seiner Verbotsforderung die
von den Bundesländern Thüringen und Hamburg initiierte
Bundesratsinitiative zur Einschränkung von Mikroplastikeinträgen in
die Umwelt. Besonders die Oberflächengewässer in Deutschland sind
dadurch einer neuen Bedrohung ausgesetzt. Der Bundesrat befasst sich
am 15. Februar 2019 mit dem Entschließungsantrag der beiden
Bundesländer. Die DUH fordert die Bundesländer auf, dem Antrag
zuzustimmen.

Zum Schutz heimischer Gewässer und der menschlichen Gesundheit,
ist es neben dem Verbot von Produkten mit zugesetztem Mikroplastik
besonders wichtig, den Anfall unnötiger Plastikverpackungen drastisch
zu reduzieren. In Deutschland werden Jahr für Jahr neue Rekordwerte
bei der Inverkehrbringung von Verpackungen erreicht. Viele davon
werden noch immer achtlos in der Umwelt entsorgt. Dies trägt massiv
zur Freisetzung von sekundärem Mikroplastik bei. Um dieses Problem zu
lösen, sind die Festlegung eines Abfallvermeidungsziels,
Wiederverwendungsquoten, die Ausweitung des Einwegpfandes und die
Verteuerung des Einsatzes von Verpackungsmaterialien notwendig.

"Dass die Weltmeere durch viele Millionen Tonnen Plastikmüll
belastet werden, wissen mittlerweile viele Menschen. Weniger bekannt
ist jedoch die Belastung unserer Binnengewässer durch Mikroplastik.
Vom Alpenvorland bis zum Peenestrom, vom Dorfteich bis zu
Deutschlands größten Flüssen. Es ist eine kaum wahrnehmbare Gefahr
die sich immer stärker aufbaut", warnt der DUH-Bundesgeschäftsführer
Sascha Müller-Kraenner.

Wir wissen, dass Mikroplastik beim Zerfall gefährliche Chemikalien
freisetzt und bei Muscheln Entzündungsreaktionen hervorruft.
Plastikpartikel die im Wasser treiben, binden weitere Schadstoffe an
sich, beispielsweise Antibiotika und Rückstände längst verbotener
Umweltgifte wie DDT. "Empfindliche Arten wie der Fischotter, dessen
dramatischer Rückgang in Europa auch auf Umweltgifte zurückgeführt
wird und dessen Bestand sich gerade erst wieder erholt, könnten bald
vor neuen Problemen stehen, wenn sie über die Nahrung vermehrt
Mikroplastik aufnehmen", befürchtet Müller-Kraenner.

Müller-Kraenner fordert: "Angesichts des bestehenden Ausmaßes der
Verbreitung von Mikroplastik in der aquatischen Umwelt muss
Umweltministerin Svenja Schulze das Problem endlich in Angriff
nehmen. Freiwillige Selbstverpflichtungen der Wirtschaft, die zudem
nicht kontrolliert werden, reichen nicht aus. Wir brauchen ein
schnelles nationales Verbot von Mikroplastik. Nicht nur in
Kosmetikartikeln, sondern überall da, wo es Produkten absichtlich
zugesetzt wird."

Ähnlich äußert sich die Europäische Chemikalienagentur (ECHA), die
sich nicht nur für eine Begrenzung von Mikroplastik in Kosmetika,
Wasch- und Reinigungsmitteln ausspricht, sondern auch in Farben,
Beschichtungen, Baustoffen, Arzneimitteln sowie Produkten der Land-,
Öl- und Gaswirtschaft. Gemäß dem Vorsorgeprinzip sollte auch der
Einsatz von Flüssigkunststoffen vermieden werden.

Trotz der Empfehlungen der Europäischen Chemikalienagentur braucht
eine europäische Regelung noch viel Zeit. Deshalb sind nationale
Maßnahmen, die jetzt umgesetzt werden, besonders wichtig. Die Sorge
um die Umwelt und Gesundheit der Menschen hat beispielsweise in
Schweden, Italien und Großbritannien zu nationalen Verboten der
absichtlichen Verwendung von Mikroplastik in bestimmten
Verbraucherprodukten geführt. Deutschland muss nachziehen.

"Es gibt Ziele zum Klimaschutz, zur Luftreinhaltung und zur
Wasserqualität. Es ist nicht nachvollziehbar warum es noch immer kein
Vermeidungsziel gibt, welches die Schäden durch die Herstellung und
oftmals achtlose Entsorgung von Verpackungen in der Natur verringert.
Ohne die Festlegung einer verbindlichen Zielmarke werden die
Abfallberge und auch der Eintrag von sekundärem Mikroplastik in die
Umwelt nicht viel kleiner werden", sagt die Stellvertretende
DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz.

Mit gutem Beispiel geht Österreich voran: die Verabschiedung eines
Minderungsziels für Plastikverpackungen von 20 Prozent bis 2025 zeigt
eindrücklich, wie man wirksam gegen unnötigen Einweg-Plastikmüll
vorgehen kann. Für Deutschland fordert die DUH die Festlegung eines
Ziels von maximal 120 Kilogramm Verpackungsabfall ab 2025 und 90
Kilogramm ab 2030 pro Kopf und Jahr. Derzeit liegt der Verbrauch bei
mehr als 220 Kilogramm.

Neben Vermeidungszielen sind auch Wiederverwendungsziele
notwendig, weil diese zur Mehrfachnutzung von Verpackungen und damit
zur Einsparung von Plastik führen. Neben der Umsetzung der
Mehrwegquote für Getränkeverpackungen von 70 Prozent sollten weitere
separate Wiederverwendungsziele für Versand-, Transport-,
Lebensmittel- und andere Verkaufsverpackungen festgelegt werden.

"Wenn weniger unnötige Plastikverpackungen hergestellt werden,
dann können sie auch nicht in die Umwelt gelangen. Hierzu muss
Neumaterial für Plastikverpackungen allerdings deutlich teurer
werden, indem für Lizenzentgelte eine Mindesthöhe mit ausreichender
Lenkungswirkung sichergestellt oder eine Ressourcenabgabe erhoben
wird", sagt Metz.

Etwa die Hälfte der in Deutschland konsumierten Säfte und Nektare
wird in unbepfandeten Einweg-Plastikflaschen verpackt. Ohne ein Pfand
landen viele dieser Flaschen in der Umwelt oder dem Restmüll. Die
Ausweitung des Einwegpfandes würde dafür sorgen, dass fast alle
Plastikflaschen zukünftig im Handel wieder zurückgegeben werden.

Hintergrund: Als Mikroplastik werden kleine Kunststoffpartikel mit
einem Durchmesser unter 5 Millimeter bezeichnet. Sie können
unbeabsichtigt durch Zerfall und die Zersetzung größerer Plastikteile
entstehen, u.a. durch weggeworfene Verpackungen. Andererseits werden
sie auch bewusst hergestellt und Produkten zu bestimmten Zwecken
zugesetzt, beispielsweise als Partikel in Gesichts- und
Körperpeelings. Sind Produkte mit Plastikpartikeln erst einmal in
Gebrauch, lässt sich kaum mehr verhindern, dass diese auch in die
Umwelt gelangen. Mikroplastik wurde in nahezu allen untersuchten
deutschen Oberflächengewässern sowie in der Nord- und Ostsee
nachgewiesen. Zahlreiche Organismen verwechseln es mit Sediment und
Plankton und nehmen die Plastikpartikel als vermeintliche Nahrung
auf. Mikroplastik findet sich in Muscheln, Fischlarven sowie Krebsen
und gefährdet über die Nahrungskette auch Fische, Wasservögel,
gewässerbewohnende Säugetiere, wie den Fischotter und Robben, und
nicht zuletzt den Menschen.

Links:
DUH-Forderungspapier für eine deutsche Plastikstrategie
https://www.duh.de/projekte/plastikstrategie/

Plastik im Meer https://www.duh.de/plastik-im-meer/

Hintergrundinformationen zum Umweltproblem Plastiktüten
https://www.duh.de/themen/recycling/plastik/plastiktueten/



Pressekontakt:
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer
0160 90354509, mueller-kraenner@duh.de

Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin
0170 7686923, metz@duh.de

Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft
030 2400 867 43, 0151 18256692, fischer@duh.de

DUH-Pressestelle:
Andrea Kuper, Ann-Kathrin Marggraf
030 2400867-20, presse@duh.de
www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe, www.facebook.com/umwelthilfe

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell


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