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Mittelbayerische Zeitung: Söders neuer Sound/Der neue Parteichef verordnet der CSU Reformen. Doch Bürger blicken nicht nur auf Stil und Inhalte. Von Christine Schröpf

Geschrieben am 20-01-2019

Regensburg (ots) - Bittere Wahlniederlagen haben die CSU im Kern
erschüttert, doch nicht gelähmt. Die Partei hat sich personell neu
aufgestellt. Frontmann Markus Söder will die CSU mit neuen Inhalten
und neuer Besonnenheit aus dem Tief manövrieren. Der Kampfeswille an
der Basis ist hoch - ein wichtiger Faktor im Europawahlkampf, der die
Trendwende einläuten soll. Mit Manfred Weber präsentiert die CSU dort
einen Spitzenkandidaten, der ein As im Ärmel hat. Mit ihm könnte
erstmals ein Mann aus dem Freistaat zum EU-Kommissionspräsidenten und
damit quasi zum Regierungschef Europas aufsteigen. Weber, der in
Umfragen auch beim Grünen-Klientel punktet, könnte die Schmach der
Landtagswahl wettmachen, bei der scharenweise Wähler von der CSU zur
Ökopartei "übergelaufen" waren. Also wieder alles paletti für die
CSU? Nein, noch lange nicht. Die Europawahl kann ein Zwischenhoch
bringen. Der Stellenwert der CSU in Bayern aber steht und fällt mit
der Glaubwürdigkeit des Mannes, dem die Partei nach dem
Ministerpräsidentenamt nun auch den Parteivorsitz anvertraut hat. Die
Bürger müssen ihm die Metamorphose vom hart am Wind segelnden
Attacken-Söder zum Landeskapitän mit dem Blick fürs große Ganze
abnehmen. Gewählt wird am Ende der, den man irgendwie mögen kann.
Auch in der CSU ist man gespannt - und zwar, wie lange Söders
Versprechen gilt, keine One-Man-Show abzuliefern, sondern Teamgeist
zu leben. Zuletzt hatte Machtmensch Söder vieles an sich gerissen -
ob das zu großen Teilen der Landtagswahl und dem Machtkampf in der
CSU geschuldet war, wird sich zeigen. Skepsis ist angebracht. Es wird
jedenfalls dauern, bis man Söder das neue "Profil mit Stil" glaubt
und nicht nur für Kalkül hält. Teamgeist wäre jedenfalls von Nutzen
für die CSU. Sie ist facettenreicher als ihr Image und würde
profitieren, wenn das präsenter ist. Der Europapolitiker Weber ist
dafür ein Beispiel. Er hat das rare politische Talent, nicht nur
Botschaften zu senden, sondern auch zuzuhören. Der Oberpfälzer
CSU-Chef Albert Füracker passt ebenfalls in die Reihe: Er verzichtet
auf große Sprüche, liefert gute Arbeit - und bewahrt sich sein
geerdetes Oberpfälzer Naturell. Söders Stärke ist maximale
Einsatzbereitschaft. Kaum ein Zweiter in der CSU knechtet sich wie
er. Sein Aufstieg in der CSU war nicht geschenkt, sondern hart
erarbeitet. Beachtlich auch die Fülle seiner Ideen - vom bayerischen
Familiengeld bis zum Pflegegeld. Manches ist allerdings nicht gleich
in allen Windungen durchgedacht. Gerade hakt es beim Klimaschutz, den
die CSU im Turbotempo als Staatsziel in der bayerischen Verfassung
verankern will. Die Grünen fordern zu Recht, dass gleichzeitig
konkrete Klimaschutz-Projekte zugesichert werden müssen. Hürdenreich
wird Söders versprochener Reformkurs für die CSU: Die Partei soll
jünger und weiblicher werden - eine unbestreitbare Notwendigkeit. Es
ist in der Praxis aber nicht so einfach, einen amtierenden
Abgeordneten zu überzeugen, die aussichtsreiche Direktkandidatur an
eine Frau abzugeben. Die Basis muss bei den Nominierungsversammlungen
mitziehen. Dafür braucht es Regeln und viel Södersche
Überzeugungskraft. Vorbild sind die Grünen: Sie zelebrieren
Geschlechtergerechtigkeit schon lang, mit allen Härten: Landeschef
Eike Hallitzky, früher profilierter Haushalts- und Finanzexperte im
Landtag, räumte 2013 seinen Platz für eine Frau. Auf Söder warten
Baustellen. Die Lage der CSU ist aber weit rosiger als die des
zweiten großen Verlierers 2018: Die BayernSPD hatte die Zahl ihrer
Landtagsmandate fast halbiert. Der Generationenwechsel steht aus. In
der geschrumpften Fraktion ist kein Abgeordneter unter 40, die
meisten deutlich über 50. SPD-Chefin Natascha Kohnen stellt sich
nächstes Wochenende zur Wiederwahl. Von Söders 87,4-Prozent-Ergebnis
kann sie nur träumen. Gefragt: ein Plan zum Neustart. Aktuell
irrlichtert die SPD noch.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de

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