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ARD/WDR-Magazin MONITOR: Neue Studie spricht von rund 120.000 vorzeitigen Todesfällen durch Feinstaub in Deutschland - Landwirtschaft gilt als Hauptverursacher

Geschrieben am 17-01-2019

Köln (ots) -

Sperrfrist: 17.01.2019 05:00
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Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.

Nach einer neuen, bisher unveröffentlichten Studie des Mainzer
Max-Planck-Instituts für Chemie gibt es durch Feinstaub weitaus mehr
vorzeitige Todesfälle als bisher angenommen. Als Hauptverursacher des
Problems benennt der Verfasser der Studie die Landwirtschaft. Darüber
berichtet das ARD/WDR-Magazin MONITOR (Donnerstag, 21:45 Uhr im
Ersten), dem die Ergebnisse der Studie exklusiv vorliegen. Demnach
sterben in Deutschland rund 120.000 Menschen pro Jahr vorzeitig durch
Feinstaub, fast doppelt so viele wie bisher angenommen. Weltweit
kommt die Studie auf rund neun Millionen vorzeitige Todesfälle.

Das Max-Planck-Institut für Chemie stützt sich bei seiner
Untersuchung auf 40 internationale Studien aus 16 Ländern, deren
Daten über Jahrzehnte erhoben wurden. "Die Datengrundlage für diese
Studie hat enorm zugenommen. Das ist einer der Gründe, dass wir jetzt
zu diesen höheren Zahlen kommen", sagt der Leiter der Studie, Prof.
Jos Lelieveld. Damit sei Feinstaub für etwa ebenso viele vorzeitige
Todesfälle verantwortlich wie das Rauchen.

Mit einem Anteil von ca. 45% gilt für das Max-Planck-Institut die
Landwirtschaft - und hier vor allem die Massentierhaltung - als
Hauptverursacher für die in Deutschland herrschende
Feinstaub-Belastung. Der Grund: Ammoniak-Ausgasungen aus Gülle
verbinden sich in der Atmosphäre mit anderen Gasen und werden so zu
Feinstaub. "Die Massentierhaltung führt zu Ammoniak, Ammoniak führt
zu Feinstaub und Feinstaub führt zu vorzeitigen Todesfällen",
beschreibt es Lelieveld. Dieser Zusammenhang ist unter Experten seit
Jahren bekannt.

Deutschland hat sich bereits im Jahr 2001 verpflichtet, die
Ammoniak-Emissionen ab 2010 unter einen Wert von 550.000 Tonnen pro
Jahr zu begrenzen. Tatsächlich aber überschreitet Deutschland diesen
Wert seit Jahren regelmäßig um rund 20 Prozent.

"Eigentlich ist in Deutschland in den letzten Jahren nichts
passiert, um diese selbst gesteckten und auch unterschriebenen Ziele
auch nur annähernd einhalten zu können", sagt der EU-Abgeordnete
Martin Häusling von Bündnis90/Grüne. Der Deutsche Bauernverband
betont auf Nachfrage, man sei intensiv bemüht, die
Ammoniak-Emissionen zu reduzieren. Die Zahlen der Studie bestreitet
man jedoch: "An diesen Spekulationen, ich halte das für
Spekulationen, beteilige ich mich nicht", sagt der Umweltbeauftragte
des Deutschen Bauernverbandes Eberhard Hartelt gegenüber MONITOR.

Demgegenüber warnt der ärztliche Direktor der Universitätsklinik
Mainz, Prof. Dr. Thomas Münzel: "Feinstaub führt zu Lungen- und
Herz-Kreislauf Erkrankungen. Die hohe Zahl der vorzeitigen Todesfälle
muss umgehend politische Konsequenzen haben." Man könne in Europa
Millionen an vorzeitigen Todesfällen durch Feinstaub vermeiden, wenn
man die europäischen Grenzwerte zum Beispiel auf amerikanische
Grenzwerte reduzieren würde, so Münzel.

Experten fordern eine Reduzierung der Tierbestände, zumindest aber
für Großbetriebe eine flächendeckende Verpflichtung zum Einsatz
technischer Maßnahmen, mit denen die Ammoniak-Belastung reduziert
werden kann. Auf MONITOR-Anfrage äußerte sich das Bundesministerium
für Ernährung und Landwirtschaft dazu bisher nicht.



Pressekontakt:
WDR Pressedesk
Tel. 0221 220 7100
wdrpressedesk@wdr.de

Original-Content von: ARD Das Erste, übermittelt durch news aktuell


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